Nachdem Abdel-Samad am 4. Juni 2013 bei einem Vortrag in Kairo der
Muslimbruderschaft „islamischen Faschismus" vorgeworfen und gesagt hatte,
„dass dieser Faschismus in der Entstehungsgeschichte des Islams zu
begründen“ sei, wurden am nächsten Tag im Internet Mordaufrufe gegen ihn
veröffentlicht.
Am 7. Juni rief Assem Abdel-Maged, ein Führer der Gamaa Islamija und
Verbündeter von Staatspräsident Mohammed Mursi, im ägyptischen Fernsehen
zum Mord an Abdel-Samad auf, weil dessen Äußerungen eine Beleidigung des
Propheten gewesen seien.
Übliche Aufenthaltsorte von Abdel-Samad in Kairo wurden im Internet
veröffentlicht. Abdel-Samad forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel und
Außenminister Guido Westerwelle öffentlich auf, den Mordaufruf schärfstens
zu kritisieren und den ägyptischen Präsidenten Mursi aufzufordern, diesen
ebenfalls zu verurteilen.
Mahmoud Shaaban, Professor an der al-Azhar-Universität in Kairo, wiederholte
den Mordaufruf, und Abdel-Samad forderte in der Zeitung al-Ahram seinen
Schutz durch die ägyptische Justiz.
Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung wandte sich über die
Süddeutsche Zeitung an die ägyptische Regierung, und das Auswärtige Amt
erklärte dem Geschäftsträger der ägyptischen Botschaft, die ägyptische
Regierung solle Veröffentlichungen von Mordaufrufen unterbinden.
Unterdessen verkündete Assem Abdel-Maged, bei den für den 30. Juni
angekündigten Demonstrationen gegen Präsident Mursi seien seine Mitstreiter
nicht für Gewalt verantwortlich.
Abdel-Samad war derweil in Ägypten untergetaucht und berichtete sowohl von
falscher Gleichsetzung der Opposition mit seiner Meinung als auch von der
Unterstützung durch Andersdenkende. Weder der Präsident noch die Justiz
von Ägypten reagierten auf seine Bedrohung. Schließlich forderte
Außenminister Westerwelle über Facebook, die ägyptische Regierung solle
gegen die Urheber des Mordaufrufs vorgehen, das Auswärtige Amt sei in
direktem Kontakt mit Abdel-Samad und habe ihm konkrete Hilfe angeboten.
Als die angekündigten Demonstrationen gegen Präsident Mursi stattfanden,
war Abdel-Samad wieder in Deutschland und begann eine Vortragsreise.
Am 7. Juli 2013 wurde wegen Straßenschlachten nach der Absetzung Präsident
Mursis ein Haftbefehl auf Assem Abdel-Maged ausgestellt, der zum Mord an
Abdel-Samad aufgerufen hatte.