Seitdem sich China seit rund zehn Jahren und verstärkt in den letzten fünf
Jahren im Rahmen seiner Seidenstraßen-Initiative in vielen Infrastruktur-
projekten engagiert, u.a. Eisenbahnlinien, Industrieparks, Wasserkraft-
werke und Industrialisierung der Landwirtschaft in Afrika, hat viele afri-
kanische Staatschefs ebenso wie die Bevölkerung ein völlig neues Selbstbe-
wußtsein erfaßt: Sie sehen zum ersten Mal die realistische Chance, Armut
und Unterentwicklung in absehbarer Zukunft zu überwinden. Dank der
chinesischen Hilfe setzen sich eine ganze Reihe afrikanischer Staaten das
Ziel, mittelfristig einen sehr guten Lebensstandard für die gesamte Bevöl-
kerung zu erreichen.
Am Vorabend des FOCAC-Gipfels (Forum on China-Africa Cooperation), zu
dem 53 afrikanische Staats- und Regierungschefs in Beijing erwartet werden,
gab der Botschafter Ghanas in China, Edward Boateng, in einem Kommen-
tar in Global Times dem Geist der Neuen Seidenstraße Ausdruck, der den
afrikanischen Kontinent erfaßt hat: „Die Chinesen sind überzeugt, daß es für
ein Land wie Ghana möglich ist, innerhalb einer Generation in eine techno-
logisch entwickelte, moderne Volkswirtschaft transformiert zu werden.“ (...)
KOLONIALISTISCHES DENKEN IM WESTEN
Natürlich hätten die Europäer seit langem und wie China jetzt seit zehn
Jahren den afrikanischen Kontinent infrastrukturell und industriell ent-
wickeln können. Was sie daran hinderte, war ein Fortbestehen des koloni-
alistischen Denkens, wie es in den brutalen Kreditauflagen des IWF und der
eine Entwicklung unterdrückenden Politik der Weltbank zum Ausdruck
kam. Während China und die afrikanischen Staaten die sie tief verbindende
Freundschaft betonen, scheinen die wenigen Europäer, die allmählich an-
gesichts der gigantischen Veränderungen in Afrika aufwachen, aber besten-
falls Sorge zu haben, daß China und andere asiatische Staaten sich den
Zugang zu Afrikas Rohstoffen sichern.
Der deutsche Entwicklungsminister Müller kritisierte während seiner
jüngsten Afrikareise, die ihn durch sieben Staaten führte, die Afrikapolitik
der EU und der deutschen Regierung, die bisher nur darin bestanden habe,
Mauern gegen die Flüchtlinge zu errichten: „In den nächsten zehn Jahren
wird in Afrika mehr gebaut als in ganz Europa in den letzten hundert
Jahren“, betonte Müller. In Mosambik habe er gesehen, über welch große
Ressourcen dieser Kontinent verfüge, die Chinesen, Indien, Japan und die
Amerikaner seien schon hier, nur die Deutschen nicht, die viele Chance
liegen ließen.
Bundeskanzlerin Merkel, die zur gleichen Zeit Senegal, Nigeria und Ghana
bereiste, wo sie mit Müller zusammentraf, hatte dort nach einem Treffen mit
Ghanas Präsident Nana Akufo-Addo die plötzliche Erkenntnis, daß die EU
nur eine wohlhabende Zukunft haben werde, wenn man die Frage der Mi-
gration und die Frage einer Partnerschaft mit Afrika „managen“ könne; sie
glaube nicht, daß der Zusammenhalt der EU andernfalls garantiert werden
könne.
Nun bleibt aber zu sehen, was dieses „Managen“ konkret bedeutet, und ob es
über die zynische bisherige Politik, nur Abkommen mit afrikanischen Regie-
rungen über den Stopp der Migration und den Bau von Lagern, die Papst
Franziskus schon mit Konzentrationslagern verglichen hat, hinausgeht.
Wenig Gutes verheißt der jüngste Vorschlag des Sonderbeauftragten der
deutschen Regierung für afrikanische Angelegenheiten, Günter Nooke, der
allen Ernstes einen neuen Kolonialismus vorschlägt (Reuters, 29.8.): „Warum
schafft man da nicht Sonderentwicklungszonen, in denen die Staaten für 50
Jahre ihre Hoheitsrechte abgeben und vielleicht die EU den Rechtsrahmen
für Investitionen von Firmen aus dem Ausland garantiert?”
Noch ungeheuerlicher ist allerdings der Artikel „Auf dem Weg nach
,Eurafrika’“ im Bayernkurier vom 26. August, der im wesentlichen die
absolut horrenden Thesen des jüngsten Buchs von Stephen Smith La Ruée
vers L’Europe („Ansturm auf Europa: Das junge Afrika auf dem Weg zum
Alten Kontinent“) nachleiert. Afrika erlebe das „rasendste Bevölkerungs-
wachstum“, das die Welt je gesehen habe, es gebe eine „Bevölkerungsexplo-
sion“ und einen „Jugendüberschuß“; mit ihrer Entwicklungshilfe „schießen
sich die reichen Länder selbst ins Bein“, wird Smith zitiert, „indem sie den
armen Ländern helfen, die Wohlstandsschwelle zu erreichen, die den Men-
schen erlaubt, sich überhaupt auf den Weg zu machen, schütten sie eine
Prämie auf die Migration aus.“ Für die „Rückkehr zum Protektorat“ (so wie
es auch Nooke fordert), in der er die einzige Möglichkeit sieht, die „Migran-
ten-Sturmflut“ abzuwehren, sieht er durchaus Ansätze in den EU-Bemü-
hungen um Verträge mit afrikanischen „Diktatoren“. (...)
Auch wenn die Scheinwelt, die die Mainstream-Medien in Deutschland auf-
recht zu erhalten suchen, es nie vermuten ließe: Die Welt bewegt sich mit
schnellen Schritten in die Richtung, die Lyndon LaRouche und die mit ihm
verbundene Assoziation seit Jahrzehnten zu verwirklichen sucht. So ver-
wirklicht China heute die Politik, die wir schon 1980 in einem Buch zur
Industrialisierung Afrikas veröffentlicht und seitdem in vielen Konferenzen
präsentiert haben, u.a. im Landtagswahlkampf der BüSo 2009 mit dem
Slogan: „Hessens Zukunft liegt in Afrika!“
Und die Betonung der ästhetischen Erziehung durch Präsident Xi beweist
auch die Richtigkeit der These der Autorin in einer Rede in New York im
April 2017, daß es eine große Affinität zwischen dem Menschenbild und der
Methode der ästhetischen Erziehung zwischen Konfuzius und Friedrich
Schiller gibt. Der Unterschied besteht darin, daß China seine klassische
Tradition hoch hält, während wir uns in Deutschland weit von unserer
klassisch-humanistischen Kultur entfernt haben. Aber vielleicht ist es ja noch
nicht zu spät - wir müssen nur Nikolaus von Kues, Kepler, Leibniz, Bach,
Beethoven, Schiller, von Humboldt, um nur einige zu nennen, im Geist und in
den Seelen unserer Jugend lebendig werden lassen und mehr Betonung auf
ihre ästhetische Erziehung legen als auf Karriere, möglichst viel Geld zu
verdienen, und die Befriedigung aller Begierden im Hier und Jetzt.
Quelle und gesamter Artikel: https://bueso.de/xi-jinping-aesthetische-erziehung-
afrika-tiefe-moralische-krise-westens