Staatspräsident Xi Jinping verbreitet Angst unter Chinas Mächtigen. Niemand
sei vor seiner Anti-Korruptionskampagne sicher, wiederholen die Staatsmedien
immer und immer wieder. Jeder Fall eines Parteibonzen wird im Staatsfern-
sehen als Erfolg gefeiert.
Aber die Widerstände gegen die zweijährige Kampagne wachsen. Selbst
Chinas oberste Anti-Korruptionsermittler von der Disziplinarkommission
sprechen von Gegenwehr. Trotzdem sind sich viele Experten einig, dass Xi
Jinping den am Donnerstag beginnenden Volkskongress für einen neuen
Aufruf zum Kampf gegen Korruption nutzen will.
Für Xi geht es um das Überleben der Partei. Korruption bezeichnet er als ein
Krebsgeschwür, das sich im Land ausbreite. Daher hat er zur Jagd auf Korrup-
tion unter den höchsten Parteibossen, den so genannten „Tigern“, und den
Funktionären auf mittlerer und unterer Ebene, den „Fliegen“, geblasen.
Die Macht wird zentralisiert.  Xis Antworten sind Strafen und eine straffe
Zentralisierung. Alle Macht wird auf ihn ausgerichtet. „Xi braucht einen
sauberen und effektiven Apparat zum Regieren“, sagt der Wissenschaftler
Zhang Ming von der Volksuniversität in Peking.
Während der kompromisslosen Jagd sind bereits laut Parteiorgan „Volks-
zeitung“ rund 60 „Tiger“ zur Strecke gebracht worden. Allein 2014 ermittelte
die Disziplinarkommission gegen 71.748 Funktionäre, gegen 23.646 von ihnen
wurden Strafen verhängt.
Die Sitzung der rund 3000 Delegierten beim Volkskongress ist Xis Bühne.
Trotzdem wird er kein leichtes Spiel haben. „Der Widerstand aus dem System
ist immens, und er wird größer werden je tiefer die Kampagne geht“, so der
kritische Kommentator Zhang Lifan.
In einem seltenen Schritt veröffentlichte die Disziplinarkommission einen Text
auf ihrer Internetseite, in dem sie selbst Widerstände gegen die Kampagne
thematisiert. Gegner argumentierten, das Vorgehen gehe zu weit, heißt es
darin.  „Diesen Ansichten müssen wir entschieden entgegentreten“, schreiben
die Ermittler. Die weitere Jagd dürfe sich nicht nur auf offensichtliche Tiger
konzentrieren, sondern auch auf „versteckte Tiger“, denn: „Tiger sind sehr
intelligent.“ Sie hielten sich im Verborgenen. Deshalb müsse noch entschiede-
ner gegen sie vorgegangen werden.
Die Kampagne strahlt mittlerweile auch auf die Wirtschaft aus. Unter der neuen
Führung wurde ein ehrgeiziges Reformprogramm beschlossen. Schrittweise
will sich der Staat aus der Regulierung weiter zurückziehen. Aber viele Unter-
nehmer klagen, dass Entscheidungen über größere Investition verzögert
werden.
Peking will gegensteuern. Premier Li Keqiang hatte bereits gedroht, dass auch
ein Verschleppen von Aufgaben ähnlich wie Korruption geahndet werden
könne. Li steht unter großem Druck. Im vergangenen Jahr war die zweitgrößte
Volkswirtschaft der Welt so langsam wie seit 24 Jahren nicht mehr gewachsen.
Mit 7,4 Prozent Wachstum wurde zum ersten Mal seit 1998 die Vorgabe der
Regierung verfehlt, die eigentlich 7,5 Prozent angestrebt hatte.
4.3.2015
Quelle:  http://www.derwesten.de/politik/kampf-gegen-korruption-die-schwierige-tigerjagd-in-
china-aimp-id10417277.html#plx1264464309
Und Xi Jinping lässt auch seinen Worten Taten folgen: nun wurde der ehe-
malige Sicherheitschef Zhou Yongkang wegen Korruption verurteilt ...
13.6.2015 
Xi Jinpings Kampf gegen Korruption
In einem Animationsfilm wird dem Volk die Jagd
auf die “Tiger” verständlich gemacht