Am 2.Mai 2011 - rund 10 Jahre nach den schrecklichen Terroranschlägen auf das
World Trade Center - wurde Osama bin Laden von der amerikanischen Elite-
einheit SEAL Team 6 in seinem Versteck im pakistanischen Abbottaband erschos-
sen. Obama verkündete daraufhin erfreut: „In Nächten wie dieser haben wir die
Ehre denjenigen, deren Angehörige Al-Kaidas Terror zum Opfer fielen, mitzu-
teilen: Für Gerechtigkeit wurde gesorgt.“
Tatsächlich? Der Terrorismus wurde mit Bin Ladens Tod jedenfalls nicht ausge-
löscht – ganz im Gegenteil. Wie wir heute (im Jahr 2019) wissen, folgte ab 2014
noch eine beispiellose Steigerung durch den absolut barbarischen Wahnsinn des
sogenannten „Islamischen Staates“.
Alkatout schreibt dazu (im Jahr 2018): „Die Sicherheitslage in Afghanistan und
Pakistan, bis zuletzt Gefechts- und Zufluchtsorte von Osama bin Laden, ist mitt-
lerweile jedenfalls so dramatisch wie sie es unter Bin Ladens Ägide nie war. In
den Jahren 2016 und 2017 gab es in Afghanistan mehr Ziviltote als in jedem an-
deren Jahr seit der amerikanischen Intervention 2001. Präsident Donald Trump
spricht von einem „Krieg ohne Sieg“ (was mit seinem Mandat freilich ein Ende
hätte haben sollen). Die umliegenden Länder sind zudem den Eroberungsfeldzügen
des zu Lebzeiten Bin Ladens noch unbekannten Islamischen Staat (IS) ausgesetzt
gewesen.
Osama bin Laden hätte gefangen genommen und abgeurteilt werden können,
befand er sich doch in den Händen eines amerikanischen Sondereinsatzkom-
mandos, als er getötet und daraufhin noch in einem Helikopter abtranspor-
tiert wurde. Er, der zweifelsohne von einem US-Gericht auf Basis erdrückender
Beweise für die Tötung tausender Zivilisten hätte verurteilt werden können, der nie
wieder aus dem Gefängnis in Freiheit wäre entlassen worden, oder über den die or-
dentlich verhängte Todesstrafe verhängt worden wäre. Präsident Obama zeigte sich
in einer Rede zwei Jahre nach der Tötung Bin Ladens besorgt darüber, dass ameri-
kanische Verhaftungskommandos in bestimmten Ländern womöglich ungern gese-
hen würden, da die Bevölkerung Ressentiments gegen die USA hegen könnte. Vor
Ressentiments aufgrund von Tötungen schien er sich nicht zu fürchten.“ (S.125ff.*)
Es sind wohl vor allem Bequemlichkeitsgründe sowie finanzielle Überlegungen,
weshalb viele angebliche „Terroristen“ im „Krieg gegen den Terror“ nicht vor ein
Gericht gestellt werden, sondern meist „neutralisiert“ (so das emotionslose und
beschönigende Wort für die Ermordung eines Menschen) werden. Allerdings:
diese Art mit Verbrechern umzugehen erinnert an den „Wilden Westen“ und
hebelt den Rechsstaat aus!!
Alkatout schreibt dazu: „Der Verdacht liegt nahe, dass den USA bemannte Ein-
sätze zu kompliziert, zu teuer, zu heikel und zu zeitaufwändig sind. Ein Schuss aus
der Drohne ist billiger, schneller, einfacher; zumal ein Großteil der Verdächtigen
nie irgendeines Vergehens überführt werden könnte und somit vor Gericht wenig
zu befürchten hätte. In diesen Fällen wäre der Aufspürungsaufwand gar vergeblich.
Drohnenangriffe umgehen den Rechtsstaat. Ein Rechtsstaat, den unsere Vor-
fahren ihren Herschern mühsam abgerungen haben und für dessen Verteidigung
viel Blut geflossen ist. Ein Rechtsstaat, auf den auch unpatriotische Bürger stolz
sind. Ein Rechtsstaat, letztlich, um den uns Milliarden Menschen weltweit benei-
den. Und den wir offenbar leichter aufzugeben bereit sind als gedacht.“ (S.127*)
RESÜMEE: „Selbst wenn die Drohne technisch präziser als ein Kampfjet wäre;
das macht sie nicht zum chirurgischen Objekt, das diskret durchs Küchenfenster
fliegt und alles andere intakt lässt. Auch Kampfjets starten nicht ständig und
weltweit, sondern nur über konkreten Schlachtfeldern und für beschränkte Zeit.
Automatisierte und gezielte Tötungen sind keine zwangsläufige Folge des Rads der
Zeit, des technologischen Fortschritts, der Digitalisierung und der Effizienzsteiger-
ung. Dieses Rad ist kein Naturgesetzt: Es lässt sich aufhalten, umlenken und zu-
rückdrehen. Bis zu dem Punkt, an dem darüber nachgedacht wird, was es in jedem
einzelnen Fall bedeutet, ein Menschenleben gezielt auszulöschen.“ (S.127*)