EU-Copyright: Überraschenden Vorstoß der Verlegerlobbys zur EU-
Copyrightnovelle: Wenige Tage vor der Abstimmung im federführenden EU-
Parlamentsausschuss ist plötzlich ein „alternativer Kompromiss“ auf-
getaucht, der Hyperlinks zu Medien lizenzpflichtig macht und für alle
Publikumswebsites Upload-Filter vorschreibt:
Die jüngsten Änderungsanträge des konservativen EU-Abgeordneten Pascal
Arimont (EPP) im federführenden Binnenmarktsausschuss (IMCO) gehen noch
über den ursprünglichen, heftig kritisierten Kommissionsentwurf hinaus. Die be-
reits vorliegenden Änderungen von Abgeordneten aller Fraktionen wurden
dabei ignoriert.
Der Vorstoß kommt obendrein als „alternativer Kompromissvorschlag“ daher, das
ist überhaupt ein Novum. Mit der Kompromissfindung vom EU-Parlament beauf-
tragt wurde nämlich die Abgeordnete Catherine Stihler (SPE), die aus insgesamt
fast tausend Amendments eine mehrheitsfähige Fassung erstellen soll. An der
Copyright-Neuregelung sind ein halbes Dutzend Parlamentsausschüsse beteiligt,
die allesamt Änderungsanträge zu einzelnen Artikeln und Erläuterungen der Copy-
rightnovelle erstellt haben ...
Am Mittwoch (21.6.) wird der konsolidierte Entwurf der EU-Kommission zur
E-Privacy-Verordnung im Innenausschuss des EU-Parlaments präsentiert.
E-Privacy interpretiert und ergänzt die neue Datenschutzgrundverordnung
(DSGVO), die Mitte 2018 in Kraft tritt, sie regelt den Umgang von Firmen mit
Benutzerdaten im Internet. Damit betrifft die Novelle die Grundlage der Datenöko-
nomie im Netz, dementsprechend umstritten ist die neue Regelung zum „User-
Tracking“, der Verfolgung der Benutzer über Cookies und Browserprofile
quer durch das Netz.
Werbevermarkter, Printverlage und Teile der europäischen Telekoms lobbyieren
für gar keine bzw. eine möglichst „liberale“ Regelung in ihrem Sinne. Eine aktu-
elle Studie der Universität Amsterdam für den Innenausschuss des EU-Parlaments
empfiehlt jedoch nachgerade das Gegenteil, nämlich erhebliche Nachbesserungen
zum Schutz der Privatsphäre ...