Die Finanzlobby versucht bisher die winzig kleine Steuer von ca.
0,05 Prozent zu verhindern. Das ist ein Bruchteil von den 19 Pro-
zent, die wir an Mehrwertsteuer zahlen. Die Steuereinnahmen wären
enorm – selbst, wenn von jedem Wertpapierkauf und -verkauf nur so
wenig abgezwackt wird: Mehr als 100 Milliarden Euro weltweit.
Was genau ist eine Finanztransaktionssteuer
(„Spekulationssteuer“)?
An den Finanzmärkten werden jeden Tag viele Millionen Finanztransaktionen
getätigt: beim Kauf oder Verkauf von Aktien, Anleihen und weiteren Wert-
papieren. Spekulative Händler kaufen Wertpapiere zum Teil nur für wenige
Sekunden, um sie anschließend wieder mit Gewinn zu verkaufen. Mit der
Finanztransaktionssteuer soll jeder Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers mit
einer sehr geringen Steuer belastet werden. Nach einem Konzept der EU-
Kommission soll der Steuersatz 0,1 Prozent betragen, für Derivate 0,01
Prozent.
Was ist der Zweck der Finanztransaktionssteuer?
Die Steuer verfolgt zwei Ziele. Erstens sollen damit Steuern eingenommen und
die Finanzindustrie an den Kosten der Finanzkrise 2008 beteiligt werden. Nach
Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung könnte die
Steuer – vorsichtig gerechnet – 19 Milliarden Euro einbringen. Zweitens soll die
übermäßige Spekulation an den Finanzmärkten gebremst werden. Durch die
Besteuerung von Finanztransaktionen würde vor allem die sehr kurzfristige
Spekulation weniger lukrativ.
Welche Länder wollen die Steuer einführen? Und warum sind nicht
alle EU-Staaten dabei?
Derzeit verhandeln Belgien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien,
Österreich, Portugal, Slowakei, Slowenien und Spanien die Einführung der
Steuer. Dabei geht es um eine „verstärkte Zusammenarbeit” im Rahmen der
Europäischen Union. Eine Einführung der Steuer in allen 28 EU-Staaten ist
leider 2011 am Widerstand einiger Mitgliedsstaaten gescheitert. Doch auch
wenn „nur” zehn EU-Staaten die Steuer bei sich einführen, wäre das ein großer
Gewinn und hätte enorme Signalwirkung an die anderen EU-Staaten und die
Staatengemeinschaft weltweit. Im Erfolgsfall bestehen gute Chancen, dass sich
noch weitere Länder der Vorreiter-Gruppe anschließen.
Ist die Finanztransaktionssteuer nicht bereits gescheitert?
Keineswegs. Die Verhandlungen der zehn beteiligten Staaten ziehen sich nun
zwar schon drei Jahre hin – und einige Medien glauben daher, dass sie
gescheitert sind. Doch in Wirklichkeit haben die Verhandler große Fortschritte
erzielt und praktisch alle offenen Fragen zur Einführung der Steuer gelöst. Es
gibt jetzt nur noch letzte Probleme mit Slowenien, das Ausnahmen für Verwal-
tungsgebühren fordert, und Belgien, das eine Verteuerung seiner Staatsan-
leihen fürchtet. Beides sind vergleichsweise kleine Probleme, die mit etwas
Verhandlungsgeschick gelöst werden können.
Es gibt auch eine Unterschriftenkampagne - mehr dazu siehe 
https://www.campact.de/spekulationssteuer/appell/teilnehmen/
1.12.2016