Kommentare
Am 19. Juni 2017 um 01:32 von zyklop
Wahlrecht
Bei einer so geringen Wahlbeteiligung ist das Mehrheitswahlrecht für jeden
einzelnen Wahlkreis erst recht problematisch. Im Extremfall könnte jemand mit
sehr wenigen Stimmen ein Mandat gewinnen. Gerechter scheint in diesem Fall das
in Deutschland geltende Wahlrecht zu sein, das ein besseres Abbild der wahren
Stimmenverhältnisse liefert. Gegen konsequente Wahlenthaltung hilft natürlich
kein Trick. Das ist wohl auch mehr als nur ein "Schönheitsfehler". Es ist ein
systematischer Fehler.
Am 19. Juni 2017 um 01:47
von benedictremark
Es scheint, dass die Es scheint, dass die WählerInnen der Sozialisten zum größten
Teil zuhause geblieben sind. Daher ist es kein wirklich überzeugender Sieg für
Macron. Ich befürchte, dass es in Frankreich zur sozialen Explosion kommen wird,
wenn der neue Präsident seine sogenannten Reformen durchziehen will.
Am 19. Juni 2017 um 01:57
von derdickewisser
Die Mehrheit der Minderheit Bei einer Wahlbeteiligung unter 50% und einer
absoluten Mehrheit auf dieser Basis haben also mehr als die Hälfte von weniger als
der Hälfte der Wahlberechtigten für Macrons Partei gestimmt. Mal sehen, was
daraus wird, wenn er denn wirklich anfängt zu regieren. Bis jetzt hat er sich ja
dezent zurückgehalten und erst mal die Wahl der Nationalversammlung abgewartet
- in meinen Augen kein gutes Zeichen; denn es lässt vermuten, dass er befürchtet
hat, durch erste Regierungshandlungen Stimmen einzubüßen.
Und: er sollte nicht zu sehr auf Freundschaft mit Merkel setzen. Das hat schon
Sarkozy das Genick gebrochen...
Am 19. Juni 2017 um 01:57
von Tagesrückblick
Geringe Wahlbeteiligung = Wahlvolk überfordert
Die französische Politik hat die Wähler in diesem Jahr regelrecht überfordert mit
den vielen Wahlen, Stichwahl und Parlamentswahlen. Die Menschen haben
besseres zu tun, als alle paar Wochen an der Wahlurne zu stehen. Sie haben Job,
Familie, Hobbies und viele andere wichtigere Dinge als irgendwelche Wahlen.
Dann verwundert es eigentlich niemanden mehr, warum die Wahlbeteiligung so
niedrig ausgefallen ist. Hinzu kommt m.E. die Resignation der Le Pen- Wähler,
deren Kandidaten vom Front National knapp gegen Macron verloren hat.
Am 19. Juni 2017 um 02:28 von Hugomauser
Erschreckend ist die geringe Wahlbeteiligung. Was ist los mit den Franzosen?
Über 55% gingen nicht zur Wahl. Sie haben eine Demokratie und scheinen das
nicht zu würdigen. So viele Staaten weltweit haben keine Demokratie. So viele
Menschen würden sich wünschen, sie hätten eine. Ich bin enttäuscht. Bei mehr als
9 Parteien sollte doch zumindest für jeden das kleinere Übel dabei sein?
Am 19. Juni 2017 um 02:29 von joachims
Wie will die "Opposition" ....
... unpopuläre Massnahmen verhindern, wenn sie kaum Stimmen im Parlament
hat? Das entschliesst sich mir nicht. Nun gut, "die Strasse" wird immer wieder
gemurmelt. Doch wie soll das gehen?
Ein Rechtsstaat -- und ich nehme doch stark an, dass Frankreich das ist --
funktioniert immer noch über die Parlamente und dem Staatsoberhaupt. Die
Strasse ist nur für Demonstrationen da, aber nicht um Gesetze zu machen.
Ich glaube stark, dass die Franzosen, die nicht gewählt haben, jetzt Probleme
bekommen werden, wenn sie nicht mit Macron's Politik einverstanden sind. Sie
haben ihre Chance mit den zwei Parlamentswahlen gehabt und vertan.
Am 19. Juni 2017 um 02:29 von Duck Holliday
@ andreas74 - Vorgängerthread
"Wenn ich Mist in verschiedenen Geschmacksrichtungen bekommen kann, dann
muss ich keine Wahl treffen. Bzw. dann ist das nicht treffen einer Wahl doch
Aussage genug."
Die Aussage wäre dann wohl: Weil ich nicht GENAU oder annähernd das bekom-
me, was ich will, will ich nichts. Sie läßt ein kolossales Mißverstehen von demo-
kratischen Prozessen erkennen. Denn auch wenn ich nicht meinen Wunschkandi-
daten wählen kann, kann ich mich meiner polit. Verantwortung, die ich via Wahl-
recht habe, nicht einfach verweigern. Und diese polit. Verantwortung bedeutet
auch, Kompromisse einzugehen, wenn das, was ich eigentlich will, nicht in
Reinform erreichbar ist.
"58% der Franzosen haben keinen Kandidaten gefunden, der sie so sehr motivieren
konnte zur Wahl zu gehen."
Dann haben 58% der Franzosen (abzgl. der, die einfach zu faul / siegessicher
waren) nicht verstanden, daß ihre Stimme auch dann, wenn ihr eigentl. Favorit
nicht mehr zur Wahl steht, für einen demokratischen Prozeß / Kompromiß
essentiell ist.
Am 19. Juni 2017 um 02:43 von Hallelujah
Emmanuel Macron hat mit
seiner Bewegung En marche in Frankreich zwei Wahlsiege in Folge errungen.
Zuerst hat er das Präsidentenamt erobert, dann eine starke Mehrheit in der
Nationalversammlung. Die «Marschierer» sind durchmarschiert. Doch hat der
doppelte Sieg einen Makel. Macron konnte in der Präsidentenwahl nur eine
Minderheit der Stimmberechtigten hinter sich scharen, die Stimmenthaltung war
hoch. Auch die Parlamentswahl war von einer ausserordentlich geringen
Stimmbeteiligung gezeichnet. Macrons doppelter Sieg ist also nichts,was ihn
legitimiert.
Am 19. Juni 2017 um 02:57 von Duck Holliday
@ Troll-Grill - Vorgängerthread
"ES haben genug Franzosen das Angebot als schlecht empfunden, so schlecht, das
man es nicht mehr verhindern kann, aber deswegen muss man es nicht
unterstützen. Das nennt man auch Demokratie."
Sich einem demokratischen (Wahl-) Prozeß zu verweigern / zu entziehen, ist keine
Demokratie, sondern die Nichtteilnahme an einer Demokratie. Nicht-Agieren ist
keine Teilnahme - Nicht-Agieren ist Passivität. Passivität ändert nichts - sie läßt
geschehen. Und u.U. läßt sie auch Dinge geschehen, die man gar nicht wollte
(siehe Brexit o.ä.).
Selbst wenn "das Angebot als so schlecht empfunden wird", daß man sich evtl. nur
schwer entscheiden kann, oder man den Eindruck hat, daß es egal ist, wen/was
man wählt, wird es zwischen zwei Alternativen noch irgendwelche Unterschiede
geben, die für die persönliche Entscheidung den Ausschlag geben können.
Wer nicht wählt, verzichtet auf eigene Einflußmöglichkeiten - und zwar auf
Gedeih & Verderb. Denn dann werden ANDERE entscheiden. Will man das
wirklich?
Am 19. Juni 2017 um 04:26 von U179
Hollande II
Die Euphorie der einschlägigen Medien kann ich nicht teilen. Zu sehr erinnert
mich die ganze Schönschrei(b)erei an Hollande, was wurde seinerzeit nicht alles
prognostiziert? Ich gehe davon aus, daß auch "Messias II" (Marcon) sehr schnell
auf den Boden Frankreichs zurückkehren wird und sich die Situation ähnlich
negativ entwickeln wird wie bei "Messias I" (Hollande). Wetten?
Zur Verhinderung von LePenn & Co. ist den Meinungsmachern jedes Mittel recht
und was interessiert da ein Volk und dessen Interessen.
Problematisch wird es nur, wenn das Volk das Spiel erkennt und nicht nur nicht
zur Wahl geht sondern aktiv in das politische Geschehen eingreift. Das die
Franzosen keine untertänigen Feiglinge sind, ist ja hinreichend bekannt und
dokumentiert.
Beste Grüße
Am 19. Juni 2017 um 05:00 von Brisant
Alles Show
Politik verkommt durch die Medien zur Show. Manch Politiker inszeniert sich
selbst. Nach dem Wahlkampf sind die Menschen noch enttäuschter.
Am 19. Juni 2017 um 07:49 von tisiphone
@joachims
Wieso sind Sie der Meinung, dass die Strasse keine staatliche Funktion hat?
Das nennt man "ein Volk stimmt mit den Füssen ab" - das hat man schon mehrfach
akzeptiert.
Ist also durchaus eine Möglichkeit ein Land zu gestalten.
Am 19. Juni 2017 um 07:53 von Biocreature
@01:32 von zyklop - Es ist ein systematischer Fehler. ...
...maßen Sie sich jetzt etwa an, unser Wahlsystem mit dem der Franzosen zu
vergleichen indem Sie meinen, daß die Wahl eigentlich nicht "rechtens" ist?
Gut es haben nur 42% der Wahlbeteiligten gewählt.
Das sind trotzdem fast die Hälfte.
Diese ganzen Kommentare seit gestern bzgl. der geringen Wahlbeteiligung
iritieren.
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Viel spannender wird es jetzt doch sein, wie ein Land wie Frankreich, wo noch
große Demonstrationen auf der Straße wirklich politisch etwas bewirken können,
Einfluß auf den Präsidenten haben können.
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Da ist der große Unterschied zu Deutschland zu erkennen.
Wenn hier mal eine große Demo ausgerufen wird, können wir uns freuen wenn
einige 10.000 auf die Straße gehen.
In Frankreich können da schon locker 100.000 Leute auf der Straße sein.
Und die bewirken dann auch was.
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Also laßt uns abwarten, welche Reformen er durchsetzen wird.
Und welche Folgen die dann auf das französische Volk haben werden.
Am 19. Juni 2017 um 08:03 von Old Lästervogel
Den Franzosen ist der schnelle Aufstieg des Herrn Macron sicherlich suspekt.
Deshalb auch die niedrige Wahlbeteiligung. Wenn Macron und seine
Regierungsmannschaft keinen Erfolg haben sollten, haben die Nichtwähler
Argumente sich dagegen aufzulehnen, immerhin mehr als die Hälfte der Bürger.
Das wird Macron in seinen Handlungen vorsichtiger machen und er wird sich
hüten, den Franzosen allzuviel in kurzer Zeit abzuverlangen.
Das ist das Gute an der Demokratie: auch Nichtwähler haben Macht.
Quelle: http://meta.tagesschau.de/id/124429/absolute-mehrheit-fuer-macron-erfolg-mit-
schoenheitsfehlern