roy1975, 12.06. 12:36
George Soros wird schon dafür sorgen, das Macron das richtige tut für Frankreich
in Europa. Das ist übrigens bei uns mit Kurz nicht viel anders, ähnliches Muster:
Eigene Liste, vorher schon in der Regierung, klar und logisch haben alle den
selben Mentor. Nur davon berichtet keiner.
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eissalon, 12.06. 13:24
roy, naja der Herr Kern ist ja auch schon in Stellung gebracht worden. Ich frage
mich sowieso, was ein Herr Soros in Brüssel verloren hat. Aber Geld regiert die
Welt. Komisch, dass Tatsachen als Verschwörung bezeichnet werden.
reservebuddha, 12.06. 14:34
Ich halte George Soros ungeachtet seiner Weltanschauung für jemanden, dessen
Neigung und Fähigkeit, Geld für politische Ziele einzusetzen, mir schon ganz
prinzipiell nicht geheuer sein kann. Das gilt insbesondere auch dann, falls sich
herausstellen sollte, dass ich mit seinen Bestrebungen fast überwiegend über-
einstimme (was ich allerdings nicht annehme).
Ich halte es für ein ganz grundsätzliches Demokratie-Problem, dass enorm
vermögende Menschen ihre Vermögen unverhohlen in gesellschaftlichen und
politische Macht umsetzen können. Und ganz ehrlich: Bei aller politischer
Antipathie gegen Orban habe ich ein gewisses Verständnis, dass der mit aus reinen
Privatvermögen finanzierten Bildungsinstutionen auch nicht so recht glücklich ist.
Mir ist im Grunde egal, ob es sich um Soros oder andere bekannte Namen handelt,
wer die konkret sind, und welche Ziele sie konkret verfolgen. Ich halte diese
Beeinflussung der Politik durch Privatpersonen ohne demokratische Legitimation,
aber dafür mit jeder Menge Mittel zur propagandistischer Unterstützung jeweiliger
politischer Standpunkte, für ein sehr übles Merkmal der Oligarchie, die wir nun
leider weltweit bereits haben, und die ich - nicht persönlich, nicht einmal bösen
Willen unterstellend - doch in ihrer Existenz alleine für eine ganze Menge
Probleme in der Verantwortung sehe.
unschuldsvermutung, 12.06. 14:56
@reservebuddha: Aber war das jemals anders - zumindest seit dem Ende der
großen Monarchien und den darauffolgenden Weltkriegen?
Die Politik der letzten 70 Jahre ist geprägt von der Einflussnahme der
"Hochfinanz", beginnend mit dem Marshallplan, durch Großbanken,
Rüstungskonzerne und Ölmultis, und eben auch Börsengewinnern und mittlerweile
IT-Konzernen.
reservebuddha, 12.06. 15:30
Ja natürlich. Allerdings ist die doch damals starken Staaten gegenübergestanden,
und hat sie nicht dominiert. Und das Verrmögen ist damals viel besser verteilt
gewesen. So etwas wie z.B. Blackrock (falls ich mich an den Namen richtig
erinnere), die in den wichtigsten Staaten erhebliche Anteile namhafter Konzerne
zusammenkaufen, gabs damals unter Garantie nicht.
Das konnte sich erst mit der quasi-Selbstabschaffung der Staaten als Partner und
Kontroll-Instanzen in Augenhöhe etablieren.
helmut71, 12.06. 12:14
Macron wird den vielen Erwartungen der Franzosen gerecht. Die anderen Parteien,
inkl. Rechtsradikalen (FN) sind ja marginalisiert worden. Da sieht man erst, wie
sehr die Bürger Europas von Stillstands-Politik und verkrusteter Politikkaste die
Schnauze voll haben.
Was Macron selbst betrifft, so habe ich eine hohe Meinung von ihm: liberal,
demokratisch, europäisch. Und voller Visionen. Ich hoffe nur, dass in der Eile
genügend passende Kandidaten für REM gefunden wurden.
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robertt, 12.06. 12:36
Ich bin mir nicht sicher ob das wirklich gegen eine Politkaste geht. Schließlich ist
Macron ja kein Politneuling, sondern kommt aus einer etablierten Partei. Ich
glaube eher, dass die Franzosen das ewige Anti-EU-Gejammere ohne echte
Alternativpläne satt haben. Macron hat konkrete Pläne, die er durchsetzen will und
sie auch auf den Tisch gelegt. Das ist es vermutlich eher, was die Wähler honoriert
haben.
silke71, 12.06. 15:04
Und dabei haben die Wähler dann wohl völlig vergessen,  dass Macron als Ex- 
Wirtschaftsminister mitverantwortlich für die Lage der Menschen und generell von
Frankreich ist. Aber es ist sicherlich besser, der Brandstifter löscht sein Feuer
selber, weil er weiss ja wo die Glutnester rumliegen.
manz, 12.06. 15:38
Die anderen Politiker waren noch viel mitverantwortlicher in Frankreich. Warum
sollten die Franzosen ihre Lage ausgerechnet einem einzelnen Minister anlasten?
Bei weniger als 50% Wahlbeteiligung
mozarttaler, 12.06. 11:23
sind diese 32% für Macron genau nix wert.
Antworten
mozarttaler, 12.06. 11:24
Man könnte genausogut sagen 84% sind gegen Macron
tiefflieger, 12.06. 11:29
trotzdem er ist wie Phoenix aus der Asche empor gestiegen...... ein wahrer Held
jetzt schon....... obwohl er noch nichts gemacht hat ausser gelächelt... oder hab ich
was verpasst?
reservebuddha, 12.06. 11:39
Als Minister unter Hollande hat er in kurzer Zeit dessen Beliebtheitswerte in den
Keller getrieben, denn die sehr unbeliebte Arbeitsmarktreform hat er erarbeitet.
Eine aus meiner Sicht sehr hinterfragenswerte Privatisierung eines französischen
Konzerns, der Technik für das fanzösische Atomprogramm liefert, nämlich auch
dessen Verkauf an einen US-Konzern (wobei Hollande Siemens bevorzugt hätte),
hat er auch zu verantworten.
Freilich ist Hollande selber schuld, wenn er so jemanden werken lässt, und damit
hat er bewiesen, dass er alles, nur kein Sozialist ist, aber auch Macrons ideologi-
sche Ausrichtung ist damit im Grunde festgestellt. Gefestigt wird das Bild durch
seine angekündigten Maßnahmen.
Ich halte ihn für einen mit viel Geld und Medienmacht aufgebauten Handlanger,
der helfen soll, noch unter staatlicher Kontrolle bzw. staatlichem Schutz stehende
Ressourcen (nicht bloß Staatseigentum, sondern auch die Ressourcen der arbeiten-
den bzw. arbeitslosen Massen) möglichst direkt dem Profitstreben diverser Inves-
toren zugänglich zu machen.
reservebuddha, 12.06. 11:41
Somit bezeichne ich Macrons Wahlsiege als "Revolution von oben" (nämlich von
Seiten der internationalen Vermögenden), die Frankreich gesellschaftlich, volks-
wirtschaftlich und demokratiepolitisch mit großer Wahrscheinlichkeit noch teuer
zu stehen kommen wird.
silke71, 12.06. 11:42
Ja Fackel, theoretisch schon, doch warten wir mal ab wie die restlichen 50% oder
alle die nicht für Macron gestimmt haben reagieren, wenn er seine Arbeitsmarkt-
reformen angeht und ihm die Gewerkschaften die Hölle heiss machen,  dann wirst
du praktisch sehen, was diese theoretische Mehrheit wert ist. Ist ja eigentlich
Wahnsinn, wenn man sich ausrechnet, wieviele Stimmen der Wahlberechtigten er
nicht bekommen hat.
silke71, 12.06. 12:03
Ist ja in Ordnung Fackel, keiner spricht Macron seinen Wahlsieg ab. Doch wie
gesagt jetzt zu sagen, er hat die klare Mehrheit der Franzosen hinter sich, halte ich
für einen bösen Trugschluss, weil er das eben bei weitem nicht hat. Knappe 30%
von der Hälfte der Wahlbeteiligeten, da kann sich jeder ausrechnen. wie viel das
aufs gesamte Wählerpotential gesehen ist. Er hat gewonnen! Gratulation!doch
gerade bei dir, der immer so gross für die Demokratie eintritt und den Rechtsstaat, 
müssten doch jetzt eigentlich alle Alarmglocken läuten, wenn Macron die alleinige
macht in FRA hat. Du jubelst darüber und es sei dir unbenommen, doch ich bin da
ehrlich gesagt schon etwas skeptischer.
xcorleone1985x, 12.06. 12:14
Bei einer Wahlbeteiligung von 48% wird sichtbar, das 52% der Franzosen ihre
Politik mehrheitlich satt haben.
kicker61, 12.06. 11:13
ist Macron nicht auch Populist?
diefackel, 12.06. 11:14
>kicker61
Nein. Macrons Programm ist ganz im Gegenteil in vielen Bereichen auf Verzicht
und notwendige Einschnitte ausgerichtet.
reservebuddha, 12.06. 11:17
Die Problematik ist aus meiner Sicht die, dass zwei politische Richtungen es sich
derzeit "ausmachen", nämlich die Rechte und die radikal kapitalistische, unter
historischem Missbrauch des Begriffs als "neoliberal" bezeichnet.
Beide neigen zunehmend dazu, "Linke" dem jeweiligen Gegner zuzuordnen,
nämlich die Rechten unter Nutzung der Tatsache, dass viele ehemals linke Parteien
tatsächlich neoliberale Politik durchgesetzt haben (somit natürlich nicht mehr links
sind), und unter Nutzung des Fake-Märchens, dass Liberalismus "links" sei, und
Neoliberale umgekehrt unter Berufung auf den Populismus, der wirklich in vielen
Fällen Linken und Rechten als Merkmal gemeinsam ist.
Traditionelle linke Standpunkte kommen allerdings in der öffentlichen
Wahrnehmung so immer mehr unter die Räder.
Neoliberale sind eben nicht links, sind es nie gewesen, und werden es nie sein,
auch wenn sie sich so nennen. Die Verluste der "Roten" (die natürlich im
traditionellen Sinne gar keine Roten sind) erklären sich in erster Linie eben genau
daraus, dass sie leider völlig gegen die ursprünglichen Traditionen neoliberale
Politik betreiben.
Was es aber helfen soll, stattdessen einen anderen programmatisch Neoliberalen zu
wählen, wissen die Götter.
reservebuddha, 12.06. 11:51
"die ganze rechts/links Argumentation ist sowieso fuern Hugo."
Sie ist sogar schädlich, weil die Neoliberalen sich vorzüglich darin verstecken, und
ihren genauso schädlichen Extremismus als "Mitte" tarnen können. Aber sie sind
nicht die "Mitte", sie sind bloß nicht links- oder rechts-extrem, weil sie in beide
Muster ideologisch nicht passen.
xcorleone1985x, 12.06. 09:48
EU-Finanzpolitik bzw die massive Überschuldung der Länder - Rettungsschirme
immenser Summen zu Lasten der Steuerzahler; Rettung maroder europäischer
Banken mit Steuergeld; katastrophale und verfehlte Wirtschafts -und
Umverteilungspolitik in der sich die Schere zwischen Arm und Reich weiterhin
rapide öffnet; total verfehlte und kapitulierende Asylpolitik Brüssels auch
gegenüber der Türkei; das Desinteresse der Visegrad-Staaten und illoyalität zum
Brüsseldiktat, usw usf
Schlussendlich werden die ''Linken'' für den Untergang der EU verantwortlich sein,
da ist es nur gut, das die ''Rechten'' nichts zu sagen haben. Bisher konnten sie sich
noch durch eklatante Gesetzesbrüche und massiver Aufkauf von Staatsanleihen der
EZB über Wasser halten, aber auch dieses Experiment wird scheitern, ist nur eine
Frage der Zeit.
reservebuddha, 12.06. 09:56
"Schon wieder die böse EU, die neben den "Eliten" und dem "Establishment" an
allem Schuld ist."
Seine grundsätzliche EU-Freundlichkeit ist aus meiner Sicht einer der positiven
Aspekte an Macrons Politik. Allerdings wird er die erst recht in den Abgrund
reissen, wenn er z.B. versucht, die Agenda 2010 zu kopieren, und damit - typisch
für Frankreichs Mentalität - ganz andere Reaktionen erhält als das in Deutschland
passiert ist
.reservebuddha, 12.06. 10:09
Allerdings ziehe ich meine Zustimmung in einem Punkt zurück: Frankreich ist
jetzt schon ein sozialer Bransatz, wie eine Mischung aus leicht brennbare
Materialien und Sprengstoff.
Das EINZIGE, was dort die Situation noch einigermassen kalmiert hat (also das
Milieu nicht ganz austrocknen hat lassen), ist die traditionell einigermassen soziale
Gesetzgebung.
Wenn Macron DIE torpediert, und da auch noch eine Austrocknung herbeiführt -
und viel deutet leider darauf hin - dann ist das ungefähr so, als ob er einen
Molotov-Cocktail reinwirft.
Wen werden denn die typisch neoliberalen Maßnahmen am schlimmsten treffen?
Das sind in erster Linie die Zuwanderer aus den ehemaligen Kolonien, in
mittlerweile dritter und vierter Generation, die schon jetzt kaum Perspektiven
haben, UND das sich ausbreitende Präkariat, aus dem sich teilweise die FN
rekrutiert.
Als Ergebnis so einer Politik befürchte ich im Schlimmstfall Bürgerkriegs- und
Revolutions-artige Zustände, und da hilft dann auch kein Ausnahme-Zustand
mehr, den er zur Sicherheit gleich einmal verhängt hat. Das nicht zu begreifen
halte ich für eine spezielle Dummheit seiner Hinterleute, bzw. für ein schweres
Verbrechen, wenn sie es ohnehin so planen.
Quelle: http://debatte.orf.at/stories/1780026/
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