Hamed Abdel Samed war vier Jahre alt. Er sollte auf Wunsch seiner Mutter zwei
Jahre bei seinem Großvater leben und einen Kindergarten in Kairo besuchen.
Dem kleinen Hamed gefiel es sehr gut in Kairo und auch im Kindergarten hatte
er viel Spaß.
Eines Tages sollte er in der Bäckerei gegenüber Brot kaufen. In der Bäckerei
arbeitete ein 15jähriger Automechanikerlehrling. Hamed kannte ihn nur
flüchtig, doch er wusste, dass er brutal von seinem Chef geschlagen wurde.
Als der Lehrling den kleinen Hamed sah, sagte er zu ihm, er solle in der
Autowerkstatt warten, er werde das Brot besorgen.
Die weitere Begebenheit schildert Hamed Abdel-Samad so:
“Ich saß vor der Werkstatt auf einem Reifen, als er mit dem Fladenbrot
zurückkam. Ich nahm das Brot und wollte gehen, aber er packte mich am
Unterarm und sagte: “Warum sagst du nicht danke?”
Ich bedankte mich bei ihm und wollte meine Hand zurückziehen, aber er gab
sie nicht frei. “Nein, Süßer, ein “Danke” allein reicht nicht”, sagte er und
schleppte mich trotz meiner Gegenwehr in die Werkstatt. Er trug mich hinunter
in den Keller. Ich flehte ihn an, mich herunterzulassen, aber vergebens.
Ich hielt immer noch das Brot, als er sich eilig die Hose auszog und sagte, ich
solle mich bücken. Ich beugte mich vor und fing an, ein paar Verse aus dem
Koran zu rezitieren, weil mir mein Vater beigebracht hatte, dass ich damit die
Angst besiegen könnte: Ich suche Zuflucht beim Herrn der Menschen vor dem
Bösen seiner Geschöpfe. Er zog mir die Hose aus und stürzte sich auf mich.”
Zuerst gelang es dem Vergewaltiger nicht, einzudringen - doch schließlich
drang er brutal in den Anus des Vierjährigen ein: “Etwas so Widerliches und
Schmerzhaftes hatte und habe ich in meinem ganzen Leben nicht mehr gefühlt.
(...) Ich weiß nicht, wie es überhaupt anatomisch möglich ist, dass ein
Fünfzehnjähriger in einen Vierjährigen eindringen kann.” (S.92 ff.*)
Hamed Abdel-Samad hatte danach höllische Schmerzen und er blutete, vor
allem beim Stuhlgang. Doch obwohl er noch so klein war, erzählte er nieman-
den davon. Nach diesem schrecklichen Erlebnis wollte er aber keinen Tag
länger in Kairo bleiben - und so sah sich sein Großvater gezwungen, ihn zu
seinen Eltern zurückzubringen.
Aber auch dort wurde das Leben nun zur Qual.  Und das einzige, was diese
Qual etwas lindern konnte war, auch anderen Schmerzen zuzufügen. So wurde
Hamed Abdel Samad mit vier Jahren zum Tierquäler...
“Ich kaufte mir eine Steinschleuder und verbrachte die Tage damit, Tauben
abzuschießen. Fast jeden Tag verabredete ich mich mit meinem Cousin zum
Spatzenfangen. In meinem Cousin steckte eine destruktive und kriminelle
Energie. (...) In der Familie galt er als Teufel. Gleichzeitig nannte man mich
einen Engel. Aber ich war auf dem besten Weg, in seine Fußstapfen zu treten.
Nachdem wir die Spatzen gefangen hatten, zogen wir an ihren Köpfen, bis
ihnen das Genick brach. Anfangs verursachte es ein mulmiges Gefühl, aber
nach zehn Hinrichtungen war das Töten Routine. Irgendwann entdeckte ich
meine Lust daran, Vögel leiden zu sehen. Mit dem Brechen des Genicks starb
gleich der Vogel, und der Spaß war zu Ende. Ich entwickelte eine Methode, den
Spatzen die Federn auszureißen und sie in meinem Zimmer verhungern zu
lassen. Der langsame Tod eines Spatzen unter meinem Bett war für mich der
höchste Genuss.”
Es ist erschreckend und interessant zugleich zu sehen, wie dieses äußerst
traumatische und qualvolle Erlebnis dazu führte, dass Hamed Abdel-Samad
nun selbst grausam wurde - als Ventil für seine eigenen Qualen. Und da in
dieser Gesellschaft, in der er aufgewachsen ist, Gewalt an der Tagesordnung
war, war er nicht der Einzige: “Ich sah oft, wie meine Mutter unsere Haustiere
quälte. Sie schob Tauben und Gänsen Pfefferkörner und Pfefferschoten in den
Hintern, damit sie sich bespringen. Ihre Methode schien zumindest bei den
Vögeln zu funktionieren, denn es gab immer reichlich Gänse und Enten im Stall
auf dem Dach unseres Hauses.” (S.95*)