Homosexualität bezeichnet je nach Verwendung sowohl
gleichgeschlechtliches sexuelles Verhalten, erotisches und
romantisches Begehren gegenüber Personen des eigenen
Geschlechts als auch darauf aufbauende Identitäten – etwa
sich selbst als lesbisch oder schwul zu definieren.
Homosexuelles Verhalten, homosexuelles Begehren und die Sexuelle Identität 
fallen nicht zwingend zusammen und werden deshalb in der Forschung
unterschieden. In der Umgangssprache werden diese Aspekte jedoch häufig
vermischt oder miteinander gleichgesetzt.
Sexuelle Handlungen zwischen Männern und zwischen Frauen wurden in
verschiedenen Epochen und Kulturen ganz unterschiedlich behandelt: teils
befürwortet und toleriert, teils untersagt und verfolgt. Eine besondere Rolle spielen
dabei die drei Abrahamitischen Weltreligionen, deren Schriftgelehrte den
sexuellen Verkehr zwischen Männern auf der Basis von Bibel, Tora und Koran in
der Regel als Sünde betrachteten, auch wenn liberale Strömungen mit dieser
exegetischen Tradition heute zunehmend brechen.
Gleichgeschlechtliche Liebe und Lust sind in allen Gesellschaften und historischen
Epochen durch entsprechende Quellen nachweisbar. Dagegen gilt die Entstehung
der sexuellen Identität – im Sinne einer klaren Festlegung des Individuums auf
eine bestimmte sexuelle Orientierung – heute als das Resultat von Entwicklungen
der modernen Gesellschaft. Diese setzten ungefähr im 18. Jahrhundert unserer
Zeitrechnung ein und umfassen Aspekte wie das Städtewachstum, die
Bürokratisierung und die kapitalistische Versachlichung sozialer Beziehungen.
Nach und nach entstanden in fast allen europäischen Metropolen abgegrenzte
„schwule“ Subkulturen, deren Angehörige schon bald zum Gegenstand poli-
zeilicher Überwachung, staatlicher Verfolgung, krimineller Erpressung und
teilweise auch gewaltsamer Übergriffe wurden.
Der Begriff Homosexualität wurde 1869 durch den österreichisch-ungarischen
Schriftsteller Karl Maria Benkert (Pseudonym: Karl Maria Kertbeny) erfunden.
Zuvor hatte Karl Heinrich Ulrichs (* 1825) die Begriffe Uranismus (bzw. Urning
für männlicher Homosexueller; Urninde für weiblicher Homosexueller) verwendet
und bekannt gemacht.
Ulrichs forderte 1867 erstmals öffentlich – auf dem deutschen Juristentag in
München vor 500 Mitgliedern – die Straflosigkeit homosexueller Handlungen. Es
gab tumultartige Szenen, in denen seine Rede unterging.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts prägten Autoren aus dem Umfeld der modernen
Sexualwissenschaft unsere heutigen Begriffe für Homo- und Heterosexualität, für
die es, genau wie für den Begriff Sexualität selbst, in keiner Sprache bis dahin eine
vergleichbare Entsprechung gab. Das internationale Vokabular zu diesem Thema
stammt daher fast überall aus Wortneuschöpfungen und Lehnübersetzungen des
letzten und vorletzten Jahrhunderts.
Die wissenschaftliche Erkenntnis, dass die damit verbundene Einteilung von
Menschen in Homo- und Heterosexuelle den vielfältigen Schattierungen
menschlichen Begehrens nicht wirklich gerecht wird, hat man seit 1900 mit der
Residualkategorie der Bisexualität aufzufangen versucht.
Nach 150 Jahren Forschung gibt es unter Sexualwissenschaftlern immer noch
keinen Konsens, welche Faktoren für die Ausbildung sexueller Präferenzen
ursächlich sind. Genannt wurden unter anderem genetische, endokrinologische 
(hormonelle) und psychoanalytische Erklärungsmodelle, die meist wenig
miteinander vereinbar sind und somit in Konkurrenz zueinander stehen.
Häufigkeit von homosexuellen Neigungen und Praktiken
In Großbritannien ergab eine Umfrage des Office for National Statistics aus dem
Jahr 2011/2012, dass sich 1,1 Prozent aller befragten Personen als schwul oder
lesbisch einschätzten, 0,4 Prozent bezeichneten sich als bisexuell, weitere 3,6
Prozent waren sich in Bezug auf ihre Orientierung unsicher. Laut einer repräsen-
tativen Untersuchung des Center for Disease Control and Prevention (CDC) vom
März 2011 bezeichnen sich 1,7 Prozent der amerikanischen Männer zwischen 15
und 44 Jahren als homosexuell.
Jüngere Studien zeigen darüber hinaus, wie sehr diese Zahlen dem historischen
Wandel unterliegen können. So gaben in einer Studie zur Jugendsexualität, die
1970 vom Hamburger Institut für Sexualforschung durchgeführt wurde, 18 Prozent
der befragten 16- und 17-jährigen Jungen an, gleichgeschlechtliche sexuelle
Erfahrungen gemacht zu haben. Zwanzig Jahre später waren es nur noch zwei
Prozent – ohne dass sich der Anteil von Jungen mit heterosexuellen Kontakten
dadurch signifikant erhöht hätte.
Der Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch erklärt diesen Einbruch
gleichgeschlechtlicher Jugenderfahrungen u. a. mit der wachsenden öffentlichen
Thematisierung von „Homosexualität“ und der damit verbundenen Befürchtung
der Jungen, aufgrund solcher Handlungen „womöglich als ‚Schwuler‘ angesehen
zu werden“. Allerdings verharrte der Anteil der Mädchen mit homosexuellen
Kontakten im selben Zeitraum konstant bei sechs Prozent.
Die tatsächliche Häufigkeit von homosexuellen Erfahrungen hängt also zu einem
großen Teil von gesellschaftlichen und kulturellen Rahmenbedingungen ab und
kann nicht überzeitlich und für alle sozialen Schichten einheitlich bestimmt
werden.
Situative Homosexualität
Unter dem soziologischen Begriff situationsbezogene Homosexualität (engl.
Situational Homosexuality), die manchmal noch als Pseudohomosexualität 
bezeichnet wird, versteht man gleichgeschlechtliche Handlungen von Personen,
welche nach standardmäßiger Definition keine homosexuelle, ja nicht einmal eine
bisexuelle Orientierung haben, also heterosexuelle Sexualkontakte bevorzugen.
Grundgedanke ist, dass die Aktivität nie passiert wäre, wenn sich die Menschen
nicht in einer ungewöhnlichen Situation befunden hätten. Solche Männer werden
auch der Gruppe der heterosexuellen Männer, die Sex mit Männern haben 
(englisch: Straight Men Who Have Sex with Men, SMSM) zugerechnet.
Situationsbedingte Homosexualität kommt vor allem in Umgebungen vor, in denen
über längere Zeit nur Personen des gleichen Geschlechts leben. Als typische Orte
gelten Haftanstalten, Erziehungsanstalten, Schiffe auf See, U-Boote, Bohrinseln,
Kasernen, Klöster und Konvente, Internate, Sportteams auf Tournee und
abgelegene Arbeitslager etwa bei Minen oder Großbauprojekten. Vor allem dort
wird sie auch als Not-Homosexualität, Knasthomosexualität und während des
Nationalsozialismus als Lagerhomosexualität bezeichnet.
In der Wissenschaft spricht man manchmal auch von bisexuellem Sexualverhalten,
homosexuellen Ersatzhandlungen oder experimenteller Homosexualität. Unter
situativer Homosexualität fällt auch oft mannmännliche Prostitution; diese ist
Standardbeispiel für Pseudohomosexualität. Jugendliche gleichgeschlechtliche
Handlungen werden nur in getrenntgeschlechtlichen Umgebungen dazugezählt,
manchmal werden sie als Entwicklungshomosexualität bezeichnet. Einige Aspekte
in dieser sonst eigenen Betrachtung von Jugendlichen sind aber der situativen
Homosexualität sehr ähnlich.
In vielen Kulturen ist situationsbezogene Gleichgeschlechtlichkeit toleriert,
obwohl dies zu offen gleichgeschlechtliches Leben nach „westlichem“
Identitätsmodell nicht ist. Manche sozialen Analysten gehen davon aus, dass
situative Homosexualität verwendet wird, um Homophobie und Biphobie zu
bekräftigen, indem jenen, die homosexuelle Sexualkontakte in gleichgeschlecht-
lichen Umgebungen haben, erlaubt wird, sich weiter als heterosexuell zu
definieren.
Oft wird in solchen Umgebungen zwischen „echten Homosexuellen“ und jenen,
die heterosexuell bleiben, unterschieden. Erstere sind sozial stigmatisiert, während
ihr Partner es nicht ist. Durch diese Unterscheidung wird Homophobie bestärkt,
obwohl gleichgeschlechtliche Aktivität toleriert wird. Auch wenn sie oft still-
schweigend erwartet wird und zu einem gewissen Grad toleriert wird, wird
trotzdem erwartet, dass sie versteckt bleibt.
Wird sie öffentlich sichtbar, so wird sie bestraft, selbst wenn jeder davon gewusst
hat. Der „echte Homosexuelle“ wird dabei oft härter bestraft als sein mutmaßlich
heterosexueller Partner, welcher vorgeblich nur aus der Situation heraus handelt.  
Oft wird die Unterscheidung auch dadurch getroffen, wer beim Sex „aktiver/männ-
licher“ und wer „passiver/weiblicher“ Partner ist. 
Vor allem in Gefängnissen, aber auch in Erziehungsanstalten, ist sexuelle
Befriedigung nur ein Teilaspekt, die Ausübung von Macht, Erhalt der eigenen
Männlichkeit durch den psychisch heterosexuell und oft nicht einmal als
homosexuelle Handlung angesehenen Verkehr – solange man der Aktive bleibt
oder unter Gewaltanwendung gezwungen wird – und der Status in der geschlosse-
nen Gesellschaft ist ein Hauptaspekt. Auch ethnische Konflikte spielen dabei eine
Rolle. Wünsche des passiven Partners zählen meist nicht und ihm wird die
Männlichkeit genommen.
Untergeordnet spielt auch die generelle menschliche Sehnsucht nach Zuneigung
und Bindung eine Rolle. Paarbeziehungen von einem Beschützer und einem
Beschützten basieren auf einer sehr starken Anpassung an das heterosexuelle
Modell, das die Gefangenen von der Straße mitbringen; sexueller Stellungswechsel
ist selten, und wenn er vorkommt, wird er immer sehr geheim gehalten.
Ein weiterer Faktor ist Prostitution als interne Währung sowie als Ausbeutung der
Untergeordneten. Mehr als in der Außenwelt muss man eine Dreiteilung machen
zwischen freiwilligem Sexualverhalten, gewalttätigen Vergewaltigungen und
sexuellen Handlungen „um des Überlebens willen“.
Abgrenzung zu Transgender
Geht es bei Homosexualität um das Geschlecht des bevorzugten Partners, so geht
es bei Transgender, wozu auch Transsexualität gehören kann, um das Empfinden
der eigenen Geschlechtsidentität, die unabhängig von der sexuellen Orientierung
ist. Beide sind aber Teile der mehrschichtigen sexuellen Identität.
Beziehungen zu Personen gleichen Identitätsgeschlechts werden dabei als
homosexuell empfunden, solche zu Personen eines anderen Identitätsgeschlechts
als heterosexuell.
Aufgrund der ursprünglichen, als abwertend empfundenen Verwendung und
aufgrund der Schwierigkeiten, gleich und verschieden genau zu definieren,
bevorzugen viele Transgender anstelle von homo- und heterosexuell schwul,
lesbisch, queer etc. als Selbstbezeichnungen. Selten werden die, für den
Begehrenden geschlechtsneutralen, Begriffe Gynäkophilie und Androphilie 
verwendet.
Dass Homosexualität oft mit Transgender, Transsexualität und manchmal auch
Intersexualität in Verbindung gebracht wird, hat mehrere Gründe:
-
Früher bestand keine genaue Abgrenzung zwischen Homosexualität –
Transvestitismus – Travestie – Transsexualität. Hirschfeld verwendete
selten, aber in für das breite Publikum verfasste Broschüren und Bücher,
den Begriff vom Dritten Geschlecht und sprach allgemein von sexuellen
Zwischenstufen. Später trennte er jedoch den Transvestitismus ab und
dachte schon an eine Abtrennung der Transsexualität, was durch den Krieg
erst in den 1950ern in den USA weitergedacht wurde. Die Idee vom Dritten
Geschlecht hat sich, wenn nicht in der Wissenschaft, so doch sozial bis
mindestens in die 1970er Jahre gehalten. Heute werden als queer beide
Gruppen, beziehungsweise alle Menschen, die dem heteronormativen 
Muster nicht entsprechen, verstanden.
-
In verschiedenen individuellen Biographien von Transsexuellen und
Intersexuellen finden sich immer wieder verschieden lange Zeitabschnitte,
in denen vermutet wird, homosexuell oder Transvestit/Transgender zu sein,
bis dies wieder verworfen wird und sich die wahre Ursache herauskris-
tallisiert. So beispielsweise bei dem als Pseudohermaphrodit geborenen
Skirennläufer Erik Schinegger, der glaubte, lesbisch zu sein; Chaz Bono, der
sich 1990 als lesbisch und 2008 als transsexuell outete; und Christian
Schenk.
Teile der lesbisch-schwulen Subkultur waren oft der einzige Ort, an dem
Transgender in ihrem empfundenen Geschlecht sozial akzeptiert wurden.
Ebenso konnten dort Transvestiten verkehren und mit der künstlerischen
Travestie gibt es ebenfalls ein enges Verhältnis.
-   In Mitteleuropa schon selten, aber bei Zuwanderern aus dem islamischen
Kulturkreis und aus den ehemaligen Ostblockländern noch öfter zu beo-
bachten ist die Ichdystone Sexualorientierung, welche von der Trans-
sexualität abzugrenzen ist.
Quelle: Wikipedia, die freie Enzyklopädie
               dort gibt es weitere Quellenangaben