Irland hat im entscheidenden Moment der Finanzkrise alles falsch gemacht.
Das kleine Island hingegen alles richtig: Es gab kein Bail-out für die Banken.
Den Isländern kam dabei kurioserweise zugute, dass sich ihre Finanzblase
noch viel grotesker überhitzt hatte als die der Iren. Dafür ist Island heute
wieder echt cool.
Eine Rettung der heimischen Banken war nie eine Option. Die drei großen
Banken der nordischen Insel, Kaupthing, Glitnir und Landsbanki, hatten in
ihrem Rausch Vermögenswerte von 209 Mrd. Dollar in den Bilanzen angehäuft,
das 11-fache der isländischen Wirtschaftsleistung. Wie sich kurz nach der
Lehman-Pleite im Herbst 2008 herausstellte, waren diese Vermögenswerte
nicht wirklich etwas wert. Vielmehr gähnte dort ein Loch von 85 Mrd. Dollar.
Game over.
Wie haben die Isländer reagiert? Als erstes hat der Staat sich die Banken –
allesamt pleite – vom Leib gehalten. Das inländische Kreditgeschäft für
Privatleute und Unternehmen wurde in drei neu gegründete Institute über-
nommen, damit die Wirtschaft nicht zusammenbricht. Die Einlagensicherung
garantierte die heimischen Spargroschen. Die Auslandsaktivitäten und der
ganze bilanzielle Schrott landete in Abwicklungsgesellschaften, sogenannten
Bad Banks.
Das gab und gibt jede Menge Ärger aus dem Ausland. Bis heute wird munter
gegen Island geklagt. Namentlich Holland und Großbritannien fordern im
Namen der heimischen Einlagensicherung Geld zurück. Schließlich hatte man
holländischen und britischen Anlegern, die in Island ihr Geld verloren hatten,
unter die Arme gegriffen. So, wie es aussieht, können diese Forderungen aus
der Konkursmasse der Bad Banks bedient werden.
Aucheine Reihe von Hedge Fonds, die Gläubiger der isländischen Pleitebanken
sind oder sich nach dem Zusammenbruch billig in die Schrott-Assets einge-
kauft haben, wollen auf dem Rechtsweg noch was rausschlagen. Das sieht
aber nicht gut aus. Man muss kein Mitleid haben.
Die isländische Politik stellt sich in diesen Abwicklungsfragen auf den
Standpunkt, es handele sich um private Ansprüche gegen private Unter-
nehmen, die ihre Streitigkeiten untereinander klären bzw. den Rechtsweg
beschreiten sollten. Premier Gunnlaugsson sagt: “Dies sind keine öffentlichen
Schulden und werden es auch nie sein.” Der Steuerzahler jedenfalls bleibt aus
der Nummer raus. Die Inselbewohner haben gleich in zwei Referenden klar-
gemacht, dass der heimische Einlagensicherungsfonds für heimische Gelder
bestimmt ist und Forderungen aus dem Ausland abgewiesen.
Das hat zu allerhand Drohungen und Verwünschungen geführt, Island werde
sich nie wieder auf dem internationalen Kapitalmarkt Geld leihen könne. Später
hieß es, die Verbannung dauere mindestens zehn Jahre. Dann waren es nur
noch fünf. Jetzt wartet man eigentlich nur noch darauf, dass Island seine eige-
nen Kapitalverkehrskontrollen aufhebt. Am Ende wird es so sein wie immer:
Wenn in Island wieder was zu verdienen ist, kommt das Geld ganz von alleine.
Da sind die Märkte 100% pragmatisch.
Islands Banken sind heute sehr, sehr langweilig – mit anderen Worten: sie
leisten für die Wirtschaft des Landes genau das, was sie sollen. Die isländische
Krone hat sich gegenüber dem Tiefststand zwar etwas erholt, notiert aber
immer noch etwa bei der Hälfte des Vorkrisenwertes. Die Inflation ist daher
auch immer noch etwas erhöht, aber runter auf zuletzt 4,2%.
Für 2014 erwartet die OECD ein Wachstum von 2,7%. In Irland, nur zum
Vergleich, ist die Durststrecke wesentlich länger, von anderen europäischen
Krisenstaaten ganz zu schweigen. Die Arbeitslosigkeit Islands lag Ende 2013
bei 4,2%, in Europa ist sie dreimal so hoch. Das Ziel einer Arbeitslosenquote
von 2% gilt in Island als realistisch.
Irland: Wie man es nicht machen sollte
Für den Internationalen Währungsfonds ist Island ein Modell für Krisenstaaten
mit Pleitebanken. Irland ist es nicht. Dort hat sich der Staat bekanntlich alle
Bankschulden aufgehalst und ist prompt zu Boden gegangen.
Quelle und gesamter Artikel: http://blog.zdf.de/3sat.makro/2014/02/13/irland-island-
banken-schulden-kardinalfehler/