Somalia und der Jemen bilden zusammen ein Nadelöhr für eine    
der wichtigsten Seefahrtstraßen der Welt. Dort, wo Afrika und die
arabische Golfhalbinsel fast zusammenstoßen, liegt die Meerenge
Bab al-Mandab.
Das "Tor der Tränen" ist an seiner schmalsten Stelle nur 18 Kilometer breit.
Hier muss der gesamte Schiffsverkehr aus Asien nach Europa durchpassen.
Auf dem Weg ins Rote Meer durchqueren jährlich mindestens 21.000 Öltanker
und Containerschiffe die Meerenge. Die amerikanische Energy Information
Agency (EIA) führt Bab al-Mandab und den Golf von Aden unter den drei
gefährlichsten "Verstopfungspunkten" für den weltweiten Handel mit Erdöl.
Durch diese Wasserstraße flossen im vergangenen Jahr 2016 jeden Tag
schätzungsweise 4,8 Millionen Barrel Rohöl und raffinierte Erdölprodukte nach
Europa, in die USA und nach Asien.
Seitdem Ägypten den Suez-Kanal ausbaut, steigt die transportierte Menge
weiter an. "Die Schließung des Bab el-Mandeb könnte die Tanker vom Persi-
schen Golf davon abhalten, den Suez-Kanal zu erreichen", kennzeichnet die
EIA mit knappen Worten die strategische Meerenge.
Neben den Flüssigtransporten gehen jährlich auch zehn Millionen Standard-
container durch die Meerenge. Ein Großteil aller in China und Südostasien
hergestellten Produkte läuft zwischen dem Jemen und Somalia ins Rote Meer.
Kurz gesagt: Das Bab al-Mandab ist das Nadelöhr der Globali-
sierung.
Wie gefährlich die Lage hier werden kann, zeigte vor einem Jahr eine Episode
des Krieges im Jemen. Weil die USA sich an der Seeblockade gegen die Re-
gierung in Sanaa beteiligen, feuerten deren Milizen mehrmals Raketen auf
Zerstörer der US-Marine, die USS Mason und die USS Ponce, als diese im Bab
el-Mandeb patrouillierten.
Unmittelbar darauf beschossen amerikanische Kriegsschiffe die Radar-
Stellungen der Jemeniten. Kurz zuvor hatten jemenitische Streitkräfte mit
Raketen das unter der Flagge der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE)
fahrende Schiff HSV-2 Swift getroffen, das durch den Angriff stark beschädigt
wurde. Ebenfalls im Oktober kam der unter spanischer Flagge fahrende
Handelstanker Galicia Spirit unter Beschuss, als von einem kleinen Schnell-
boot eine Panzerabwehrrakete (RPG) abgefeuert wurde. Nur zwei Tage später
wurde der Flüssiggas-Tanker Melati Satu (LNG) im selben Gebiet ebenfalls mit
RPGs angegriffen.
In gewisser Weise begann an dieser Stelle sogar der endlose "Krieg gegen den
Terror". Bereits ein Jahr vor den Anschlägen auf das World Trade Center und
das Pentagon steuerte ein Kommando von Al-Kaida ein mit Sprengstoff bela-
denes Schlauchboot auf einen amerikanischen Zerstörer, die USS Cole. Bei
diesem ersten Al-Kaida-Angriff auf die USA kamen 17 Angehörige der US-
Marine ums Leben, 39 weitere wurden verletzt.
Seitdem führen amerikanische Sondereinheiten andauernd verdeckte Spezial-
operationen in Jemen durch. Für die USA gehört es zu den absoluten Priori-
täten, die weltweiten Handelsrouten militärisch zu sichern. Tatsächlich lassen
sich die andauernden Kriege in Jemen und Somalia auch aus ihrer strategi-
schen Lage für die Weltwirtschaft erklären.
Die Golf-Monarchien, die USA, die Europäer und inzwischen auch die Volks-
republik China wollen diese brisante Meerenge unbedingt unter ihre Kontrolle
bekommen.
Der zentrale Ausgangspunkt für die gesamte Region ist der winzige
Staat Dschibuti. 
Genau auf der Höhe des Bab el-Mandeb gelegen, tummeln sich hier Militärs
aus aller Welt. Die USA haben bereits seit dem Jahr 1999 rund 4.000 Mann in
ihrer berüchtigten Basis Camp Lemonnier stationiert. Von hier aus schützen
die Amerikaner nicht nur die Meerenge, sondern koordinieren sämtliche
Spezialoperationen in Somalia und Jemen. Das Lager untersteht dem United
States Africa Command (AFRICOM), das von Stuttgart in Deutschland aus
kommandiert wird.
In nur zehn Kilometern Entfernung von Camp Lemonnier liegt der geheime
Flugplatz Chabelley, von dem aus die USA ihre Drohnen über den ganzen
Nordwesten von Afrika und den Golf fliegen lassen.
Lemonnier ist so entscheidend für die US-Militäroperationen, dass das Penta-
gon im Jahr 2014 eine Vereinbarung über 70 Millionen Dollar pro Jahr unter-
zeichnet hatte, um seinen Mietvertrag bei dem Langzeitherrscher Ismail Omar
Guelleh bis 2044 zu sichern.
Neben den USA unterhält auch die ehemalige Kolonialmacht Frankreich eine
2.400 Soldaten starke Militärbasis, die Paris jährlich 30 Millionen Euro kostet.
Der Kleinstaat war erst im Jahr 1977 in die Unabhängigkeit entlassen worden.
Auch Japan beteiligt sich von Dschibuti aus seit dem Jahr 2011 an der Über-
wachung des Meeres. Mit einigen hundert Soldaten und Ausgaben von etwa 20
Millionen Euro pro Jahr handelt es sich um den ersten Auslandseinsatz der
japanischen Armee seit 1945.
Die Staaten der Europäischen Union betreiben von Dschibuti aus
ihre Operation Atalanta. Seit dem Jahr 2008 verfolgen sie in der Region
Piraten. Zwar verfügt die Mission über keinen festen Stützpunkt an Land, aber
das Führungspersonal residiert regelmäßig im Hotel Kempinski der gleich-
namigen Hauptstadt des Landes. Derzeit steht die Operation unter italienischer
Führung mit einer italienischen Fregatte, einer spanischen Korvette sowie
einem niederländischen Docklandungsschiff. In Dschibuti sind zudem ein
deutscher und ein spanischer Seefernaufklärer stationiert.
In den vergangenen Jahren trat auch die Russische Föderation in Kontakt
mit Dschibutis Herrscher Ismail Omar Guelleh, um die Möglichkeiten auszu-
loten, einen eigenen Militärstützpunkt aufzubauen. Nach Angaben der Zeitung
Kommersant verhandelten beide Staaten intensiv über ein Gelände in unmittel-
barer Nähe des Djibouti-Ambouli International Airports.
Als sich die Beziehungen zwischen Moskau und Washington wegen der
Ukraine-Krise verschlechterten, habe die US-Regierung die Regierung
Dschibutis jedoch ultimativ auffordert, keinen russischen Stützpunkt
zuzulassen, so Kommersant.
Erstmals chinesisches Militär auf der neuen Seidenstraße
Ende vergangenen Jahres ereignete sich nun, weitgehend unbemerkt von der
Weltöffentlichkeit, eine historische Zäsur in Peking. Die Regierung der Volks-
republik beschloss erstmals, chinesische Soldaten im Ausland zu stationieren.
Bisher hatte China seine umfangreichen Investitionen in Libyen, Sudan oder
auch Syrien nicht militärisch abgesichert. So musste das Riesenreich hilflos
zusehen, wie seine Ölanlagen und Infrastrukturen im Südsudan und in Libyen
zerstört wurden.
Seit Dezember 2016 baut die Volksrepublik jedoch in Tadjoura, im Norden von
Dschibuti, eine eigene chinesische Militärbasis auf. Laut Presseberichten sol-
len dort 5.000 bis 10.000 Soldaten unterkommen. China unterzeichnete einen
ersten Zehn-Jahres-Mietvertrag für diese Basis und zahlt 20 Millionen Dollar
pro Jahr an Miete. Dschibuti erhält außerdem mehr als zwölf Milliarden Dollar
an Investitionen für neue Häfen und Flughäfen.
Im Rahmen ihrer strategischen Belt-and-Road-Initiative (OBOR) wird die Volks-
republik zahlreiche Projekte in Afrika per Schiff über Dschibuti versorgen.
Insofern verfügt die Basis über eine doppelte Funktion: China schützt hier
seine wichtigste Schiffsroute nach Europa und schafft sich einen festen
Zugang zu Afrika. Bei den chinesischen Investitionen in Afrika während der
vergangenen 15 Jahre ging es vor allem um Infrastruktur und Rohstoffe.
Von 2000 bis 2015 finanzierte die China Eximbank mit 63 Milliarden Dollar an
Krediten verschiedenste Projekte in Afrika, hauptsächlich in den Bereichen
Straßen-, Eisenbahn-, Flughafen- und Hafenbau. Im Jahr 2000 betrug der
Bruttojahresumsatz chinesischer Bauunternehmen in Afrika nur eine Milliarde
US-Dollar, bis 2015 waren es 55 Milliarden Dollar.
Anders als oft behauptet geht es bei diesen Investitionen auch nicht nur
darum, die Rohstoffe abzutransportieren. Immerhin 13 Prozent der chinesi-
schen Investitionen in Afrika gehen in ein verarbeitendes Gewerbe.
Seit 2000 findet alle drei Jahre ein China-Afrika-Gipfel zur Vertiefung dieser
Beziehungen statt. Ägypten gehört durch den Suezkanal ohnehin zum Belt-
and-Road-Projekt, aber auch Kenia, Tansania und Äthiopien sollen von den
OBOR-Investitionen profitieren. Ein Stück weiter südlich investiert China fast
500 Millionen Dollar in den Tiefseehafen Lamu in Kenia. Von dort sollen
Straßen, Schienen und Pipelines in den Sudan und nach Äthiopien getrieben
werden. Außerdem bauen chinesische Unternehmen quer durch Afrika eine
Verbindung zum kamerunischen Hafen Douala.
Natürlich hat China noch aus der Zeit der Befreiungskämpfe gegen den
Kolonialismus gute Beziehungen zu vielen afrikanischen Regierungen. Vor
allem aber weist die chinesische Entwicklungspolitik eine hohe Attraktivität für
viele Entwicklungsländer auf. Die chinesischen Staatsbanken vergeben lang-
fristige Kredite zu günstigen Zinsraten, und sie investieren hauptsächlich in
Infrastrukturen, Bildung und Gesundheit.
Allein im Jahr 2014 unterzeichneten chinesische Unternehmen in Afrika
Bauaufträge im Wert von über 70 Milliarden US-Dollar, die lebenswichtige
Infrastrukturen schaffen, Arbeitsplätze schaffen und die Qualifikation der
einheimischen Arbeitskräfte verbessern. Im folgenden Jahr sagte Xi Jinping
bei seiner Afrika-Reise weitere 60 Milliarden für die kommenden drei Jahre zu -
allein für Investitionen in Infrastrukturen ...
Dort sitzen nunmehr China und die USA auf Sichtweite entfernt, was natürlich
auch zu Konflikten führen könnte. Unmittelbar vor dem Besuch des US-Präsi-
denten in China richtete sich nun Xi Jinping öffentlich an seine Soldaten in
Afrika: Die Truppen sollen dazu beitragen, "Frieden und Stabilität zu fördern",
so Chinas Präsident in einem Video-Chat. Er forderte sie dazu auf, für ein gutes
Image des chinesischen Militärs zu sorgen, und die "Stabilität auf interna-
tionaler und regionaler Ebene" zu unterstützen.
Quelle und gesamter Artikel: https://deutsch.rt.com/international/60199-golf-von-aden-jemen-
somalia-djibouti/