Katar ist bis dato wahrhaftig als einer der finanzträchtigsten Förderer des
internationalen Terrorismus aufgetreten – insbesondere in Syrien und Libyen.
Im Februar 2014 gab der ehemalige libysche Premierminister Mahmud
Dschibril gegenüber Al-Hayat preis, dass Katar von Anfang an der "libyschen
Revolution" Bargeld und Waffen zur Verfügung gestellt hatte, auf den politi-
schen Islam (sprich: ISIS) gebaut und außergewöhnliche Anstrengungen
unternommen hat, um Abd al-Hakim Balhadsch zum Kommandeur der
libyschen Revolutionäre zu ernennen.
Katar unterstützte islamische Extremisten von den Taliban bis zur Hamas
Balhadsch, der ehemalige "Emir" der libyschen islamischen militanten Gruppe
LIFG, kämpfte in Afghanistan, wurde von den Amerikanern verhaftet, an
Gaddafi übergeben und ins Gefängnis gebracht. Katar, so Dschibril, habe "den
Ausbruch der Revolution in Tripolis absichtlich verzögert, um auf die Ankunft
von Balhadsch in der libyschen Hauptstadt zu warten". So konnte man ihn zum
(Extremisten-)Führer krönen.
Dschibril musste seinerzeit ein bilaterales Treffen mit dem damaligen Emir von
Katar verlassen, denn der wollte die Ankunft von Balhadsch in Tripolis live auf
Al-Dschasira verfolgen. Am 29. Mai 2017 beschuldigte Libyens östlicher Militär-
kommandant, General Khalifa Haftar, den Ministaat Katar, nie aufgehört zu
haben, Terroristen in Libyen zu unterstützen. In einer Botschaft an die libysche
Armee sagte er, dass Katar neben anderen Staaten noch immer "große Geld-
summen an die terroristischen Milizen" transferiere.
Katar steht außerdem im Verdacht, seit vielen Jahren auch andere radikal-
islamische Bewegungen mit großzügigen Geldspenden und Waffenlieferungen
zu unterstützen - so die Muslimbrüder in Ägypten und in anderen arabischen
Ländern, die Taliban in Afghanistan, die Hamas in Palästina.
Al Thani, der Emir von Katar, scheute sich auch nicht, seine Sympathie für die
extremsten islamistischen Gruppen im Syrien-Konflikt offen kundzutun: die Al-
Nusra-Front und den bereits erwähnten Islamischen Staat.
In Doha, der Hauptstadt Katars, erlaubte die Führung all diesen Strukturen,
Büros zu eröffnen, von wo aus sie für sich werben und Geld einsammeln
konnten. Allerdings fließen die Gelder für islamistische Extremisten in Syrien
(und im Irak) nicht nur aus Katar, sondern vor allem auch aus Saudi-Arabien
und den übrigen Golf-Emiraten.
Misslungenes Pipeline-Projekt als eigentlicher Grund für Regime Change in
Syrien?
Katar, der weltgrößte Exporteur von Flüssiggas, trägt zudem große Schuld für
den Angriffskrieg gegen Syrien. Das Emirat war seit geraumer Zeit daran
interessiert, Europa mit Gas zu beliefern und plante den Bau einer von Saudi-
Arabien und den USA unterstützten Trasse von Katar durch Syrien und die
Türkei nach Europa. Syriens Präsident Assad stemmte sich dagegen und
handelte 2011 stattdessen einen Pipeline-Deal mit Iran und Irak aus. Es folgte
der Überfall auf Syrien.
Ob bei den Wahhabiten in Katar ein Sinneswandel in Sachen Syrien-Krieg und
Terror-Finanzierung eingetreten ist, lässt sich momentan schwer abschätzen,
doch sprechen einige Fakten für frischen Wind im Herrscherhaus.
Die Verantwortlichen haben offenbar begriffen, dass sich die Welt in Richtung
einer Eindämmung von Al-Kaida und ISIS bewegt. Kein Wunder daher, dass
Katar seit Monaten dem Nachbarn Saudi-Arabien den Rücken gekehrt hat; eben
wegen dessen "destruktiver Politik in der Region".
Die Saudis sind mit ihren großen Ambitionen auf regionale Dominanz geschei-
tert, wie auch mit dem Versuch, eine Marionetten-Regierung im Jemen zu in-
stallieren, der von der Bombardierung wehrloser Menschen dort unter Verletz-
ung des Völkerrechts begleitet war.
Sie fuhren die Regime-Wechsel im Irak und in Syrien gegen die Wand;
gemeinsam mit den Amerikanern ist es ihnen nicht gelungen, die Länder der
Levante zu zerteilen – und das trotz tatkräftiger Unterstützung durch die von
ihnen gehätschelten Terrorgruppen Al-Kaida, ISIS und andere "moderate"
Mörderbanden.
Im Jahr 2017 steckt Saudi-Arabien mit seinen Verbündeten im Sumpf seiner
Kriege fest, kann aber diese Realität nicht akzeptieren. Die Saudis sind es, die
in der Region und weltweit terroristische, extremistische und sektiererische
Gruppen finanzieren und hochpäppeln. Katar ist momentan dabei, so wie einst
Münchhausen, sich an den eigenen Haaren aus diesem Sumpf zu zerren.
Längst trägt es die Entscheidungen der Gipfeltreffen der Golfstaaten unter
Vorsitz von Saudi-Arabien nicht mehr mit; auch weil Katar zuletzt gerügt
wurde, da dessen Medien den Nachbarstaat Bahrain angegriffen hatten.
Katars Wunsch nach besseren Beziehungen zum Iran als Zankapfel
Die nicht enden wollenden blutigen Auseinandersetzungen mit der schiitischen
Opposition spielen bei der saudischen Haltung ebenfalls eine Rolle. Riad
nimmt Anstoß daran, dass Doha vom Iran als einer "islamischen Macht" sprach
und die libanesische Hisbollah und die palästinensische Hamas als Bewegun-
gen bezeichnete, die die Bevölkerung ihrer Länder repräsentierten.
Natürlich hat auch Katar seinen Anteil an dieser schweren Schuld. Doch ist es
ein zartes Zeichen des Aufbruchs, wenn Katar bessere Beziehungen zur "isla-
mischen Macht" Iran wünscht. Insbesondere in einer Zeit, in der erneut und
massiv gegen den Iran gezündelt wird und wo ein weiterer Krieg noch mehr
Chaos in die Region und auf unseren Globus tragen könnte.
Quelle und gesamter Artikel: https://deutsch.rt.com/international/51996-katar-und-saudi-arabien-
riss/
Weitere Hintergrundinfos zur aktuellen Krise der Golfstaaten:
Montag am 5. Juni 2017 haben Saudi Arabien, Bahrain, Ägypten und die
Vereinigten Arabischen Emirate die sofortige Kündigung ihrer diplomatischen
Beziehungen mit Katar gemeldet, während die arabische gemeinsame im
Jemen engagierte Streitkraft den Katar aus ihren eigenen Reihen ausge-
schlossen hat ...
Der Emir von Katar kann offenbar nicht unabhängig und frei entscheiden ...
8.6.: Im Konflikt zwischen Katar und seinen Nachbarn stellt sich die Türkei hinter
das Golf-Emirat - indem das Parlament die Stationierung von Truppen in dem
Land beschloss ...
Das könnte jedoch gravierende Folgen nach sich ziehen...
9.6.: Die USA schlagen in der Krise um Katar gegensätzliche Töne an: US-
Außenminister Tillerson rief die Golfstaaten auf, das Embargo gegen Katar aufzu-
heben - es erschwere unter anderem den Kampf gegen den IS. Trump und das US-
Verteidigungsministerium äußerten sich ganz anders ...