Für Machthaber Kim ist die Atombombe vor allem eine Trumpfkarte,
mit der er kühl kalkuliert zockt, meint Jürgen Hanefeld vom ARD-
Studio Tokio:
Mit Pathos in der Stimme verkündete die bekannte Ansagerin im nord-
koreanischen Staatsfernsehen am neunten September des vergangenen
Jahres: "Die Wissenschaftler und Techniker unseres Atomwaffeninstituts
haben auf dem nördlichen Testgelände eine Atomexplosion ausgelöst, um
die Sprengkraft eines nuklearen Gefechtskopfs zu testen, der kürzlich
entwickelt und hergestellt wurde."
Dies war der dritte Atomversuch in der gut fünfjährigen Amtszeit des
Jungdiktators Kim Jong Un. Dazu kommen etliche Raketentests, Versuche
mit neuen Antrieben und Treibstoffen. Dass nicht alles klappt und manche
Rakete am Boden detoniert, ist kein Grund zur Häme. Wie der vormalige
Außenminister der USA, John Kerry, sagte, ist auch jeder Fehlschlag ein
weiterer Schritt nach vorne.
Kim zeigt sich bereit, über nukleare Abrüstung zu verhandeln
Einige westliche Politiker und Medien zeichnen Kim Jong Un als
durchgeknallten Wüterich, der sich und sein Volk mutwillig aufs Spiel
setzt. Doch wer ihm zuhört, gewinnt ein anderes Bild. Auf dem Parteitag
im vergangenen Jahr erklärte der 33-jährige Machthaber, er werde die
Atomwaffe nur einsetzen, wenn sein Land angegriffen würde. Er sei bereit,
mit anderen Atommächten über nukleare Abrüstung zu verhandeln, um
eine atomwaffenfreie Welt zu schaffen.
Das heißt: Kim ist nicht verrückt genug, die USA auslöschen zu wollen.
Aber er will auf Augenhöhe verhandeln.
Die Bombe als "Überlebensversicherung"
Amerika verlangt dagegen, Nordkorea müsse als erster der beiden Staaten
seine Atompläne aufgeben. Das kann für Kim aber - wenn überhaupt - nur
das Ziel von Verhandlungen sein, nicht eine Bedingung. Aus seiner Sicht
wäre es töricht, seine Überlebensversicherung zu opfern.
Quelle und gesamter Artikel: http://www.tagesschau.de/ausland/nordkorea-
atomwaffen-101.html