Wer mir Rot gibt, ist ein Prolet
2. Februar 2018, 19:41:06
"Allen Personen, die diesen Gepflogenheiten widersprachen, haftete schnell
der Nimbus von Dauerempörten an, diese Wenigen wurden entsprechend als
verklemmt, prüde und humorlos dargestellt."
Wichtiger Punkt, der in dieser und ähnlicher Form praktisch überall vorkommt. Es
ist ja auch hier im Forum oft nicht anders. Wenn man Missstände verurteilt, ist
man je nach Windrichtung schnell einmal der "Dauerempörte", der "PC-Ritter",
der "SJW" oder einfach ein "naiver/prüder/humorloser Gutmensch".
Worum es dabei geht ist praktisch immer, die Meinung dessen als lächerlich abzu-
qualifieren und sich dadurch über ihn zu positionieren. Menschen wie Hartmann
spielen auf diese Weise ihre Macht aus. Das ist eine reale Problematik in praktisch
jeder Hierarchie dieser Welt.
Aber es ist wichtig, dass darüber geredet wird. Ja, auch besser spät als nie!
Vielleicht blicken wir in 100 Jahren zurück und können dann sagen: Es hat sich
etwas verändert.
2. Februar 2018, 19:36:59
Man kann natürlich die „lange Leitung“ kritisieren. Aber es wurde uns eigentlich
schlüssig erklärt: die Burg ist ein großes Haus, manche Schauspieler sehen ei-
nander oft Monate, sogar Jahre, nicht, wenn sie in verschiedenen Produktionen
arbeiten. Sie haben im November, nach #metooo, erstmals offen diskutiert. Und
offenbar empfinden viele Menschen in vielen Abteilungen so - wie man an den
Unterzeichnenden sehen kann. Das sind nicht nur „Stars“, das ist Technik, Ton,
Multimedia, kaufmännische, Souffleusen, etc... die trauen sich das. Ich finde, das
verdient Respekt.
Die Gesellschaft wird sensibler was solche Dinge betrifft, das ist mMn auch nicht
schlecht sondern begrüßungswert, beschwört aber einen gewissen Generationen-
konflikt herauf, der die letzten Jahre vielleicht eh gefehlt hat.
Noch wesentlich autoritärer war doch Peymann! Unangenehm die Atmosphäre
damals im Haus; aber der war halt der Überguru und auch politisch soooo
passend...
"Als Regisseur hat er in seiner Burg-Zeit 13-mal selbst Regie geführt und
dementsprechend oft die Proben geleitet – was ihn von seinen Vorgängern
unterschied."
Hm, und ich dachte wieder, dass z.B. auch Claus Peymann sich in seiner Burg-Zeit
als Regisseur "versuchte" - sollte ich mich tatsächlich so geirrt haben?
Missbrauch und selbst Schuld
Hier gibt es jede Menge Kommentare, die uneinfühlsam auf der sicheren Seite der
Mächtigen sind. Man erkennt diese "Helden" daran, dass sie von den Opfern be-
herzten Widerstand einfordern oder das Hinnehmen der eigenen Opferrolle als er-
wachsen glorifizieren, und daher auch von anderen das Akzeptieren von schlech-
tem Benehmen verlangen.
Wirklich mies ist auch die Frage, warum man erst jetzt kundtut, was einem wider-
fahren ist. Wenn er erst nach Jahren ans Tageslicht kommt, ist ein Missbrauch den-
noch um keinen Deut weniger akzeptabel. Auch das Einfordern von Konfliktbe-
reinigung innerhalb eines Betriebes heißt, dass man nichts davon hören und sehen
möchte.
Verdrängen ist eine österreichische Untugend und dabei so gut eingeübt.
Quelle: https://derstandard.at/2000073542781/Aufschrei-auf-offener-Buehne-Burgtheater-
Mitarbeiter-stehen-gegen-Machtmissbrauch-auf