Diana Johnstone
schreibt dazu: „Die Geburt dieses Monstrums kann
auf die Resolution des Nationalen Sicherheitsrats S.68 (NSC-68) zurückgeführt
werden, die Präsident Harry S.Truman am 14. April 1950 vorgelegt wurde.
Das Dokument war hochgeheim und wurde erst 1975 freigegeben. Hauptautor
war der in der Öffentlichkeit unbekannte, wohlhabende und hochgebildete
Investmentbanker Paul Nitze. Er fasste darin einen Konsens der US-ameri-
kanischen herrschenden Elite zusammen, der eine einschneidende Abwen-
dung von den Sozialprogrammen des New Deal zugunsten einer Politik end-
loser Aufrüstung bedeutete.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges standen die USA vor allem wegen der
kriegsbedingten Verarmung ihrer Handelspartner in Übersee vor der Gefahr,
wieder in die Depression zu rutschen. Also war ein keynesianischer Stimulus
nötig, aber die Elite lehnte eine Rückkehr zu zivilen öffentlichen Ausgaben
ohne weitere Diskussion ab und zog statt dessen Militärausgaben vor.
Um den Kongress und die Bevölkerung hierfür zu gewinnen, musste man die
„sowjetische Bedrohung“ übertreiben. In Wirklichkeit war der Kommunismus
in Westeuropa, also westlich der sowjetisch besetzten Pufferzone, nicht ein-
mal politisch eine ernsthafte Gefahr. Und auch militärisch war das nicht der
Fall, da die Sowjetunion unter Stalin (unter Ignorierung der Proteste Trotzkis
aus dem Exil) die Doktrin der „permanenten Revolution“ längst aufgegeben
hatte und sich nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs auf den Wieder-
aufbau und die Schaffung von Verteidigungskapazitäten gegen eine befürch-
tete Aggression des kapitalistischen Westens konzentrierte.
NSC-68 aber behauptete, die UdSSSR sei immer noch „von dem fanatischen
Willen geleitet, […] der übrigen Welt ihre absolute Macht aufzuzwingen“.
Danach wurden Verträge mit dem Pentagon zum Lebenselixier der US-Wirt-
schaft, was Auswirkungen auf alle Wahlbezirke und praktisch sämtliche Le-
bensbereiche hatte, besonders auch auf die Universitäten, die den Zustrom
von Drittmitteln begrüßten, ohne sich um die weitreichenden Auswirkungen zu
kümmern.
So legte NSC-68 ohne jede öffentliche Diskussion auf Generationen den politi-
schen Kurs der USA fest. Der „Kalte Krieg“ war schon 1947 von dem US-Bör-
senbroker Bernard Baruch verkündet worden, der in einer Rede vor dem Kon-
gress South Carolinas die angebliche kommunistische Gefahr als Argument
gegen die Forderungen der Arbeiterbewegung in der Nachkriegszeit einsetzte:
Baruch verlangte die „Einheit“ von Arbeitern und Unternehmern, längere
Arbeitszeiten und Anti-Streik-Versprechen der Gewerkschaften, da „wir heute
inmitten eines Kalten Krieges sind.“
Die weitgehend erfundene und sicherlich übertriebene „sowjetische Gefahr“
wurde dann sowohl zur Überredung des Kongresses, Mittel für das Pentagon
zu bewilligen als auch zur Zähmung de Arbeiterbewegung benutzt. Dieser las-
tete man ihre Verbindungen zur Kommunistischen Partei der USA an, die in
Wirklichkeit aber nie für etwas anderes eine Gefahr war als für die Rassen-
trennung im Süden – die sie auch weiterhin, oft unter anderem Namen,
beharrlich bekämpfte.
Wir sollten nicht vergessen, dass dieser historische Wendepunkt im
Verborgenen von einer Elite bewerkstelligt wurde, die düstere Warnungen vor
„Gefahren“ einsetzte, um jede demokratische Debatte über den künftigen Kurs
des Landes von vornherein abzuwürgen. Mit an Bord waren die Medien, deren
Auslandsberichte die Welt als nicht enden wollenden Wettstreit zwischen
Freiheit und Kommunismus darstellten.