Anzeichen einer multiplen Pesönlichkeitsstörung:
Gedächtnislücken (oft fehlen den Betreffenden  Stunden, manchmal sogar Tage –
zum Beispiel ein ganzes Wochenende - , an das sie sich nicht mehr erinnern kön-
nen, weil in dieser Zeit andere „Persönlichkeitsanteile“ die Kontrolle über das
Bewußtsein übernommen hatten …)
Aufgrund dessen kommt es oft zu Lügen (da sich ein Teil der Persönlichkeit nicht
mehr erinnern kann, was der andere Teil gemacht hat).
Weitere Merkmale:  widersprüchliches Verhalten (z.B. morgens verängstigt und
mittags rotzfrech);  Unregelmäßigkeiten im Aussehen, Veränderungen im
Ausdruck und eine eigenartige, wechselnde Sprache und Kommunikations-
weise.
Auch körperliche Verletzungen und oftmaliges Fehlen wegen Krankheit
können ein Anzeichen dafür sein, dass ein Kind Gewalt und sexuellem Mißbrauch
ausgesetzt ist.
Familiärer Hintergrund:
Die Kinder kommen übrigens oft aus den „besten“ Familien und der sogenannten
„gehobenen Gesellschaftsschicht“.
Und:  Satanisten sind Meister im Lügen und sich Verstellen. Oft sind Eltern
von mißbrauchten Kindern sogar besonders engagiert und geben sich oftmals
besonders „nett“, um keinen Verdacht zu erregen. 
MPS-Kinder können überdies sehr talentiert und auch intelligent sein. Allerdings
zeigen sie immer ein mehr oder weniger widersprüchliches Verhalten. Und meist 
sind diese Kinder in der Schule für die Lehrkräfte und Mitschüler ein Rätsel.
Auch bei Angela Lenz  (=  die Frau, deren Geschichte in „Vater unser in der
Hölle“ erzählt wird) war es nicht anders.
Ulla Fröhling schreibt dazu folgendes:  „Alle hatten sich anfangs in sie verguckt,
weil die Kleine mit ihrem zarten Gesicht, fast weißblonden Haaren und ihrer zier-
lichen  Figur wie ein kleiner Engel wirkte. Und plötzlich tobte sie, schrie und
konnte um sich schlagen wie ein Teufel. Hin und wieder log sei auch. Sogar ohne
Not. Letzte Woche war Friederike Diehl, die in Evelyns Klasse Religion unterri-
chtete, völlig verblüfft ins Lehrerzimmer gekommen und hatte die neueste Angela-
Geschichte erzählt, wie sie diese Episoden inzwischen nannten.
Als die Hausaufgaben vorgelesen wurden, behauptete das Mädchen, sie hätte
vergessen, sie zu machen. Als Nächstes sagte sie plötzlich, sie hätte ganz bestimmt
alles gemacht, aber leider gestern Abend vergessen, ihr Heft einzupacken. Frie-
derike hatte - natürlich - geschimpft, sie solle nicht lügen. Daraufhin war Angela
völlig ausgerastet, das sei ihr egal, was Friederike glaube oder nicht. Friederike
hatte sie dann in die Ecke gestellt. Und selbst in Angelas Mappe nachgeschaut. Da
lag das Heft. Eine Notlüge, dachte sie und war sicher, dass Angela die Hausauf-
gaben einfach nicht gemacht hatte. Doch da standen sie: sauber, ordentlich und
ohne einen einzigen Fehler. -  Es war ein Rätsel. Warum hatte das Kind  gelogen?
Ohne Not. Es hatte doch gar nichts zu verbergen.“  (S. 191ff.*)
Angela Lenz Vater war übrigens Bankdirektor, eine hoch angesehene
Persönlichkeit … Es deutet einiges darauf hin, dass er selbst auch eine
multiple Persönlichkeit war. Und er könnte von der Sekte wegen seiner
pädophilen Neigung erpresst worden sein:
„Werner Bahrs Neigung zu kleinen Mädchen war früh bekannt. Nicht nur ihm.
Auch der Familie. Werner war erst 16, als die Familie beschloss,  dass er seine
Ausbildung besser bei einem entfernten Onkel fortsetzen sollte. Der Onkel war
Bankangestellter. So kam Werner ins Geldgeschäft. Vorher ein mittelmäßiger bis
schlechter Schüler, zeigte er nun hervorragende Leistungen. Onkel und Tante för-
derten seine Karriere nach Kräften. Schon Mitte 20 bekam er eine leitende Position
in der Bank, in der sein Onkel arbeitete.
Der Zugriff auf kleine Mädchen war während seiner Jugend überwiegend im
Rahmen der erweiterten Familie ermöglicht worden, meist kostenlos und abge-
golten durch kleinere Schweigegeschenke. Das ist so ungewöhlich nicht. Die Zahl
der Familien, in denen Kinder, besonders Mädchen, wie Leibeigene behandelt
werden, wird massiv unterschätzt. Amerikanische Untersuchungen zeigen, dass
Inzest in zehn Prozent aller amerikanischen Familien praktiziert wird. In Deutsch-
land ist sicherlich von ähnlichen Zahlen auszugehen.  (…)
Als Werner Bahr nicht mehr zu Hause lebte, musste er sich die Befriedigung seiner
Bedürfnisse erkaufen. Dadurch wurde seine Neigung außerhalb der Familie
bekannt. Und er wurde erpressbar.
Werner Bahr war leicht zu erpressen. Er war ein schwacher Mann mit einem
zerstörten Selbstbewußtsein, mit Prügeln und Demütigung nach allen Regeln der
schwarzen Pädagogik erzogen. Mühsam musste er sein brüchiges Selbst stützen,
alles konnte ihm zur Bedrohung werden. Nur in Hierarchien konnte er sich stabi-
lisieren, dort, wo oben und unten strikt festgelegt ist. Trost, Halt und Befriedigung
suchte er bei den Schwächsten, den Wehrlosesten: den Kindern.
De Kontakt zur Sekte scheint über einen der vielen Onkel aus dem erweiterten
Freundeskreis zustande gekommen zu sein, Onkel Paul. Es  hat den Anschein, als
sei die erste Teilnahme nicht freiwillig gewesen, sondern erpresst worden. Man
wusste etwas über Werner Bahr und konnte auch einige Fotos vorweisen. Mit
kleinen Mädchen. Aber man könnte das in Ruhe bei einem Treffen besprechen,
dann würde man sie nicht der Polizei übergeben.
Von Werner Bahr war kein Widerstand zu erwarten. Zivilcourage war nicht Teil
seiner Erziehung. Er fügte sich. Was hätte er tun sollen? Den Posten bei der Bank
verlieren? Vorbestraft und arbeitslos? Von der Familie geächtet?
Von nun an lebte er ein noch gespalteneres Leben als vorher. Er lebte mehrere
Leben.  Seine Tochter, die seine extremen Schwankungen aus nächster Nähe
mitbekam, vermutet, dass er ebenfalls multipel war. Dies könnte eine Schutzbe-
hauptung von Angela sein, um wenigstens Teile des „guten Vaters“ zu retten,
indem sie ihn überwiegend als Opfer wahrnahm. Andererseits könnte es die
Wahrheit sein. Es ist nicht selten, dass schon die Eltern multipler Kinder stark
dissoziieren.
Ein multipel gespaltener Bankdirektor? Warum nicht? Multiple Persönlichkeiten
besitzen häufig hochspezialisierte Anteile, die beruflich erfolgreich sein können. In
Deutschland leben IngenierInnen, ÄrztInnen, StudienrätInnen mit Multipler Per-
sönlichkeitsstörung.
Extremer Kindesmissbrauch findet in allen Schichten statt. „Es ist großer Blödsinn,
zu glauben, Misshandlungen gebe es nur in der Unterschicht“, sagte die 88-jährige
Rechtsmedizinerin Elisabeth Trube-Becker 2007 in einem ihrer letzten Intrerviews.
Die Jugendämter hätten „Eltern aus den Villenvierteln“ nur weniger im Blick, und
diese wüssten sich besser zu wehren.“ (S.303ff.*)
*) Ulla Fröhling, “Vater unser in der Hölle”, 2015, mvg Verlag