Wie soll Frankreich und auch Europa
   und die USA auf den Terror reagieren? 
Christoph Heinzle (NDR) meint, dass Wut und der Drang zur Vergeltung keine
guten Ratgeber seien: “Schließlich konnten die Luftangriffe der Anti-IS-Koali-
tion seit mehr als einem Jahr die Terrorgruppe nur vereinzelt zurückdrängen.
Eine Auge-um-Auge-Politik Frankreichs und seiner Verbündeten wird die
Terrorgefahr nicht mindern, könnte Fanatismus eher schüren. Und ein bloßes
militärisches Vorgehen wird Syrien dem Frieden und einer politischen Lösung
nicht näher bringen.
Das zeigen die Beispiele Afghanistan und Irak. Die westlichen Bündnisse
haben dort zur Bekämpfung Al Kaidas und der herrschenden Regime
militärisch eingegriffen. Das hat an der Terrorgefahr für den Westen nichts
geändert: Es folgten die Anschläge in London und Madrid. Die Taliban grup-
pierten sich neu im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet. Jetzt sind die
selbst ernannten Gotteskrieger stark wie nie seit dem Sturz der Taliban-
Regierung vor 14 Jahren. Und im Irak nutzten islamistische Terrorgruppen das
politische und militärische Vakuum, aus dem schließlich der IS zum
Eroberungsfeldzug aufbrach.”
(Quelle und gesamter Artikel: http://www.ndr.de/info/sendungen/kommentare/Militaerische-
Gewalt-alleine-ist-keine-Loesung,terroranschlaege100.html)
Auch IS-Experte Christoph Reuter meint, dass Luftangriffe wie die, die
Frankreich nach den Anschlägen von Paris fliegt, nicht ausreichen: “Der IS
würde dann seine Aktionen nachts durchführen, Kommandeure seien in
Wohngebiete gezogen. Diese Wohnbereiche würden von den Luftschlägen
nicht getroffen, da dort automatisch auch Zivilisten unter den Opfern wären.
Insgesamt sind Angriffe aus der Luft keine Lösung für den Kampf gegen den
IS, so die Einschätzung von Reuter. Die Lager in Syrien, Regierung und Oppo-
sition, müssten erst wieder zusammen kommen. Erst wenn ihr Konflikt been-
det sei, gäbe es eine Chance, den "Islamischen Staat" zu bekämpfen.”
(Quelle und gesamter Artikel: http://www.tagesschau.de/inland/euter-is-101.html)
Doch die Kriegsrhetorik vom französischen Präsidenten stösst noch aus
anderen Gründen auf Kritik, denn diese erinnert frappant an die Worte des
ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush nach den Anschlägen vom 11.
September 2001 - und Kritiker fürchten, die martialische Sprache könnte
ungeahnte Folgen haben ...
Jacques Cheminade, Vorsitzender von “Solidarité et Progrès” und
mehrmaliger Präsidentschaftskandidat, appellierte, die Ursachen des
Terrorismus auszumerzen:
Die Verhängung des Ausnahmezustands, die Schließung der Grenzen, wie sie
der französische Präsident angeordnet hat, sowie der Einsatz von Polizei und
Militär sind unmittelbar notwendige Maßnahmen, weil wir uns im Krieg befin-
den. Vereint zusammenzustehen, um die Werte der in unserer Verfassung
verankerten Werte zu schützen, ist die unmittelbare Notwendigkeit.
Dennoch müssen wir uns mit den eigentlichen Ursachen beschäftigen, weil
sich das Grauen sonst wiederholt und ausbreitet. Wir müssen eine Welt schaf-
fen, in der das nationale und internationale Umfeld dem Verbrechen nicht
mehr Vorschub leistet, wie es heute geschieht. Man kann dem Bösen nicht
entkommen, indem man es lediglich unterdrückt, sondern man muß Bedin-
gungen schaffen, in denen das Gute dem Bösen immer weniger Platz läßt.
Die Nato-Kriege, wirtschaftliche Ungerechtigkeit und die Zerstörung ordent-
licher Lebensbedingungen haben dem Terrorismus den Weg bereitet, genauso
wie die zynische, kriminelle Politik des „Teile und Herrsche“ nach dem briti-
schen Imperialmodell, wogegen es in unserer transatlantischen Welt kaum
nennenswerten Widerstand gibt.
Um dem Grauen ein Ende zu bereiten, brauchen wir deshalb eine grund-
sätzliche politische Wende. Wir müssen uns für eine Politik der beiderseitigen
„Win-Win-Entwicklung“ entscheiden, damit unsere Kinder und Enkelkinder es
besser haben werden als wir. Diese Politik, die einzige Quelle des Friedens,
verfolgen die chinesische und indische Regierung. Das bedeutet die Bekämp-
fung jeder Form des Terrorismus im Nahen Osten, des Islamischen Staates,
der Al-Nusra-Front und der Armee der Eroberung. Heute, am Samstag, dem 14.
November, muß Frankreich eine führende Rolle bei den Wiener Syrien-Ver-
handlungen spielen und sich mit der russischen Diplomatie abstimmen,
anstatt jenen in die Hände zu spielen, die die Freiheit zur Geisel nehmen.
Im Nahen Osten muß der Islamische Staat im Zentrum seiner Finanz-
ressourcen getroffen werden, indem seine Ölpipelines bombardiert und die
Banken, die ihre Gelder reinwaschen, geschlossen werden, was bisher nicht
geschehen ist. Die Komplizenschaft Qatars, Saudi-Arabiens und der Emirate
mit dem Terrorismus muß kompromißlos aufgedeckt werden. Gleichzeitig
müssen wir in allen Ländern der Region Bedingungen für wirtschaftliche
Entwicklung schaffen, so daß die Flüchtlinge wieder eine Lebensgrundlage
erhalten, so wie es auch China anbietet, indem es die Konzeption der Neuen
Seidenstraße ausdehnt. Bis dahin müssen in allen Flüchtlingslagern der
Region in Abstimmung mit den humanitären Organisationen menschen-
würdige Bedingungen geschaffen werden, indem für gesunde Ernährung,
medizinische Versorgung, vernünftige Unterkünfte und Schulen für die   
Kinder gesorgt wird.
Ein solches Vorgehen ist weder russisch, chinesisch, amerikanisch oder
französisch, sondern es ist dasjenige, das die Existenz von Nationalstaaten
rechtfertigt: der Sache der Menschheit zu dienen. Frankreich sollte sich an die
Spitze dieses lebenswichtigen Vorhabens stellen, anstatt sich den Barbaren zu
unterwerfen, ganz gleich, ob sie Djellabas, Kameez oder Dreiteiler tragen.”
(Quelle und gesamter Artikel: http://www.bueso.de/node/8313)
18.Nov.2015