Transsexualität oder Transsexualismus eines Menschen bedeutet, dass er
körperlich eindeutig dem männlichen oder weiblichen Geschlecht angehört,
sich jedoch als Angehöriger des anderen Geschlechts empfindet und danach
strebt, als solcher anerkannt zu werden, oder den eigenen Körper dem anderen
Geschlecht durch hormonelle und operative Behandlung anzugleichen.
Laut ICD-10, der „Internationalen Klassifizierung von Krankheiten“ der
Weltgesundheitsorganisation (WHO), ist Transsexualität eine Form der
Geschlechtsidentitätsstörung.
Menschen, die physisch weiblich sind, aber ein männliches Identitätsgeschlecht
haben, werden in der Regel als Frau-zu-Mann-Transsexuelle oder Trans-
männer bezeichnet; Menschen, die physisch männlich sind, aber ein weibliches
Identitätsgeschlecht haben, bezeichnet man entsprechend als Mann-zu-Frau-
Transsexuelle oder Transfrauen. Einige von Transsexualität betroffene
Menschen lehnen die Begriffe Mann-zu-Frau und Frau-zu-Mann sowie
Transfrau oder Transmann jedoch ab, da diese Wortschöpfungen ihrer Meinung
nach die eigentliche, angeborene Geschlechtsidentität nicht als geschlechts-
bestimmend respektierten. Außerdem implizierten die Begriffe Mann-zu-Frau
und Frau-zu-Mann, dass eine Änderung körperlicher Merkmale oder eine
Änderung des Rollenverhaltens bereits eine Geschlechtsangleichung
ermögliche.
Da die Geschlechtsidentität ihrer Ansicht nach nicht änderbar ist, welches auch
der Grund für körperliche Veränderungen und Änderungen des Rollenver-
haltens ist, seien, so die Kritiker, die Begriffe Mann-zu-Frau und Frau-zu-Mann
falsch.
Transsexuelle Menschen mit medizinischer oder juristischer Geschlechtsan-
passung bezeichnen sich oft nicht mehr als transsexuell, sondern entweder als
Mann mit transsexueller Vergangenheit bzw. als Frau mit transsexueller
Vergangenheit oder einfach als Mann bzw. Frau.
Das Phänomen von Menschen, welche die Geschlechtsrolle wechselten, ist seit
der Antike bekannt. Da allerdings erst seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts
überhaupt die Möglichkeit der entsprechenden medizinischen Behandlung
bestand, unterschied man vor dem 20. Jahrhundert nicht zwischen
Transsexualismus und Transvestitismus.
Der deutsche Arzt und Sexualforscher Magnus Hirschfeld prägte 1910 die
Bezeichnung „Transvestiten“ für Menschen, die sich gelegentlich oder
regelmäßig als Angehörige des anderen Geschlechts kleiden.
Für Menschen, die sich nicht gegengeschlechtlich kleideten, sondern seelisch
dem einen, körperlich aber dem anderen Geschlecht zugehörten, schuf er 1923
– in der letzten Ausgabe seines Jahrbuchs für sexuelle Zwischenstufen – den
Begriff des „seelischen Transsexualismus“, eine geschlechtliche Variation, die
er als Zwischenstufe verstand und als Vorstufe des Hermaphroditismus ansah.
Harry Benjamin, der Hirschfeld, dessen Publikationen und dessen Institut für
Sexualwissenschaft kannte, griff den Begriff 1953 in seinem Artikel
Transvestism and Transsexualism wieder auf und etablierte ihn 1966 mit
seinem Buch The Transsexual Phenomenon in der Sexualmedizin.
In den 90er Jahren wurde der Begriff Transsexualismus aus dem diagnostischen
und statistischem Handbuch Psychischer Störungen, dem DSM-IV, entfernt,
und durch den Begriff Geschlechtsidentitätsstörung ersetzt, im ICD-10
(Internationale Klassifizierung von Krankheiten der Weltgesundheitsorga-
nisation) wird dagegen noch der Begriff Transsexualismus und Geschlechts-
identitätsstörung synonym verwendet. Er findet sich unter Klasse F (Psychische
Störungen und Verhaltensstörungen) und dem Unterpunkt F64.0.