Hier kann uns die jahrtausendealte Philosophie des chinesischen
Taoismus weiterhelfen. Dieser lehrt, dass alles aus zwei, oder besser
 gesagt aus drei, Urkräften besteht = aus dem Tao und aus den beiden
 polaren Urkräften Yin und Yang.
Das Tao ist die große, unaussprechliche Einheit, die oft auch als Gott
bezeichnet wird. Man kann es auch als das Prinzip des Geistes, als das
Absolute bzw. Vollkommene bezeichnen. Aus dieser großen göttlichen
Einheit entstehen die beiden kosmischen Urkräfte Yin und Yang, wobei Yang
die aktive, schöpferische Kraft ist und Yin die passive, empfangende Kraft.
 
Es ist der große Gegensatz von Licht und Dunkel, Geist und Materie,
Himmel und Erde, wobei das passive, dunkle Yin als weiblich und das helle,
aktive Yang als männlich betrachtet wird. Aus dem Zusammenspiel dieser
beiden polaren Urkräfte ist die Schöpfung und Bewußtsein entstanden.
Dieses Zusammenspiel von Yin und Yang zeigt sich zum Beispiel darin,
dass wir in einer Welt der Gegensätze, der Polaritäten, wie hell und dunkel,
Tag und Nacht, warm und kalt, innen und außen, oben und unten, leben. Erst
durch das Zusammenspiel dieser Gegensätze, dem Wechsel von einem Pol
zum anderen, ist Leben, Entwicklung und Erkenntnis möglich. Diese polaren
Gegensätze gehören jedoch im Grunde ihres Wesens untrennbar zusammen.
Sie sind wie die zwei Seiten einer Münze und bilden somit zusammen ein
Ganzes, eine untrennbare Einheit.
 
Sehr schön kommt diese Einheit der Gegensätze im chinesischen Yin-Yang-
Symbol zum Ausdruck. Im Yin-Yang-Zeichen wird aber auch deutlich, dass
der Gegensatz kein statischer und absoluter ist, sondern ein dynamischer und
relativer, da sich die beiden kosmischen Urkräfte ständig einander
abwechseln und ineinander übergehen. Wenn Yang das Maximum erreicht
hat, wird es zu Yin und wenn Yin das Maximum erreicht hat, bekommt
wieder Yang die Oberhand. So liegt im Yin der Keim für Yang verborgen
und umgekehrt, angedeutet durch den weißen Punkt im Yin und den
schwarzen Punkt in der Mitte vom Yang. Alles Sein, alles was existiert,
besteht aus diesen beiden Kräften in bestimmten Verhältnissen, denn das
reine Yin und das reine Yang können für sich alleine nicht existieren.
Die beiden Urprinzipien Yin und Yang kommen auch und vor
allem in den beiden gegensätzlichen Geschlechtern -  also in Mann
 und Frau, männlich und weiblich - zum Ausdruck, die sich gegenseitig
ergänzen und - wenn sie sich (im “Geschlechtsakt”) wieder zu “einem
Ganzen” vereinen  - miteinander neues Leben zeugen können, indem sie
Eltern werden  ... 
Quelle:  Textauszug aus meinem Buch “Im Reich der Venus - Das Prinzip
               der Liebe, Schönheit und Harmonie”, 2010 Novum Verlag, S.10 ff.