Mit der Wassertoilette wurden auch die kaptialintensive Schwemmkanalisation
und später die Klärwerke eingeführt. Etwas 80 Prozent des Kapitals für unser
Abwassersystem ist auf lange Zeit, für etwa 100 Jahre, in Form von Kanälen in
der Erde verbuddelt. Die Kläranlagen verbrauchen heutzutage Unmengen von
Energie, um den im Abwasser enthaltenen Kohlenstoff sowie Stickstoff in die
Luft zu blasen und Phosphor zu beseitigen. Der dabei anfallende Klärschlamm
muss mit viel Energie getrocknet und verbrannt werden, weil er schadstoff-
belastet ist und als Dünger kaum mehr genutzt werden kann.
Das in den Kläranlagen zu 95 Prozent gereinigte Wasser wird mit den
restlichen Nährstoffen und nicht abgebauten Medikamenten über die Flüsse in
Meere abgeleitet. Bei Starkregen geht das verdünnte Abwasser unbehandelt in
die Gewässer. Wir haben uns an diese Trinkwasser und Ressourcen versch-
wendende Technik gewöhnt und bezahlen dafür mit unseren Abwasserge-
bühren jährlich sehr viel Geld, im Glauben, etwas für die Umwelt zu tun,
obwohl das alles nicht nachhaltig ist. Wenn wir Urin und Kot nicht mit dem
sonstigen Wasser aus Küche und Bad vermischen würden, ließe sich das
häusliche Abwasser viel einfacher wieder aufbereiten und nutzen. Allein 80
Prozent des Stickstoffs und 50 Prozent des Phosphors im Abwasser stammen
aus dem Urin.
In unserem Kulturkreis ha die Tabuisierung unserer Ausscheidungen zu einer
Tabuisierung der Toilette geführt. Wir sprechen nicht mehr über unsere
tägliche Erleichterung und denken nicht darüber nach. Und viele Länder des
Südens ahmen diese Art von „Fortschritt“ nach und bauen zentralisierte
Wassersysteme, obwohl ihnen diese nur schaden. Denn diese Gesellschaften
verfügen oft weder über ausreichende Trinkwasservorräte noch über den
nötigen Strom für Pumpen und Klärwerke – ganz abgesehen davon, dass damit
hohe Kosten und Umweltschäden verbunden sind.
Quelle: Ute Scheub/ Haiko Pieplow / Hans-Peter Schmid, „Terra Preta –
Die schwarze Revolution aus dem Regenwald“,
2013 oekom, München, S.180