Arabische Revolution
Volksaufstand in der arabischen Welt: Die Bevölkerung hat genug von despotischen
Machthabern, Korruption, Armut und Unterdrückung. Ob die Revolution der Region zu mehr
Demokratie und Freiheit verhelfen wird, ist fraglich. Klar ist: Sie fordert viele
Menschenleben.
Das Volk hat genug 
«Kifaja» – es ist genug! Dies ist der arabische Leitsatz der politischen Bewegung in
Ägypten, die Millionen auf die Strasse getrieben hat. Genug hatten die Demonstranten von
Hosni Mubarak, dem ägyptischen Präsidenten, der seit 1981 mit harter Hand über das Land
am Nil herrschte. 18 Tage lang dauerte der Volksaufstand gegen wirtschaftlichen Stillstand,
Korruption und Unterdrückung. Am 11. Februar 2011 musste Mubarak dann zurücktreten.
Der Sturz der grossen Führer-Figur hatte auf den gesamten arabischen Raum Signalwirkung.
Machtwechsel in Libyen
Ein halbes Jahr nach Beginn des Aufstandes in Libyen hat Muammar al-Gaddafi seine Macht in
Tripolis verloren. 
Langwierige, blutige Kämpfe
Angefangen hat alles in Tunesien: Mehr und mehr Menschen aus ärmlichen Regionen begannen,
ihrem Zorn über die Missstände im nordafrikanischen Staat Luft zu machen und versammelten sich in
grossen Protestkundgebungen. Präsident Ben Ali konnte dem Volksaufstand nicht mehr Stand halten
und musste fliehen. Während die Massenproteste in Ägypten und Tunesien die Regimes zu Fall
bringen konnten, wird der Kampf für mehr Reformen in anderen arabischen Ländern immer länger
und blutiger. Der libysche Machthaber Gaddafi hielt sich lange hartnäckig an der Macht und führte
einen brutalen Krieg gegen sein eigenes Volk. Hunderte von Toten nahm er in Kauf. Doch sind nun
auch seine Tage gezählt, die Aufständischen haben die Hauptstadt Tripolis unter Kontrolle. In Syrien
geht Präsident Baschar al-Assad weiterhin mit aller Gewalt gegen Aktivisten vor. Es herrschen
kriegsähnliche Zustände. Auch in Jemen und Bahrain gingen Regierungstruppen auf Demonstranten
los
.
Optimismus fehl am Platz
Bringen die Proteste das Ende despotischer Regierungen und mehr Demokratie in die arabische Welt?
Nahost-Kenner warnen vor zu viel Optimismus. Zu mannigfaltig sind die Ursachen der Umsturz-
Begehren, als dass man von einem gesamtheitlichen Demokratisierungs-Prozess sprechen könnte.
Korruption, politische Unterdrückung, Armut, Arbeitslosigkeit oder Justizwillkür liegen dem Unmut
in den Krisen-Ländern in ganz unterschiedlichem Masse zu Grunde. Eines wird aber immer deutlicher:
Die jüngsten Ereignisse werden die arabische Welt verändern wie nie zu vor.
Ägypten
Hintergrund: Über 30 Jahre herrschte Staatspräsident Husni Mubarak mit Hilfe des
Notstandsgesetzes mit undemokratischen Machtinstrumenten über das Land. Wirtschaftlicher
Stillstand, Korruption und politische Unterdrückung waren die Folge seiner Alleinherrschaft.
Am 25. Januar, dem «Tag des Zorns», begann der Aufstand der Bevölkerung.
Machthaber: Am 11. März 2011 trat der ägyptische Präsident Hosni Mubarak zurück.
Seither wird das Land am Nil vom ägyptischen Militär regiert.
Einwohnerzahl: 83 Mio.
Algerien
Hintergrund: Die Unruhen in Algerien begannen am 5. Januar 2011. Die Unzufriedenheit in
der Bevölkerung ist nicht in erster Linie politischer Natur. Der Zorn entzündete sich an stetig
steigenden Preisen für Grundnahrungsmittel. Weiterer Zündstoff: Im Land gibt es eine
Mehrheit an unter 30-jährigen Menschen, die gut ausgebildet sind, aber keine Arbeit finden.
Machthaber: Abd al-Asis Bouteflika, seit 1999 Präsident.
Einwohnerzahl: 34,9 Mio.
Bahrain
Hintergrund: Im Königreich am Arabischen Golf begannen die Protestaktionen am 14.
Februar 2011. Schiitische Demonstranten lehnten sich gegen das sunnitische Königshaus auf.
Die Schiiten stellen im Land die Bevölkerungsmehrheit dar, fühlen sich jedoch gegenüber
ihren sunnitischen Landsleuten benachteiligt. Sie finden nur schwer eine Anstellung und
bezahlbare Wohnungen. Von staatlichen Berufen, wie in Ministerien, in der Armee oder bei
der Polizei, sind sie ausgeschlossen.
Machthaber: König Hamad bin Isa Al Chalifa. Hamad wurde 1999 Emir – am 14. Februar
2002 erklärte er sich selbst zum König.
Einwohnerzahl: 1 Mio.
Jemen
Hintergrund: Rund 16‘000 Jemeniten gingen am 27. Januar 2011 erstmals auf die Strasse.
Immer wieder kam es zu heftigen Kämpfen zwischen Demonstranten und Militär. Ihr Zorn
richtet sich gegen die Politik von Präsident Ali Abdullah Salih, der das Land seit über 30
Jahren regiert. In ihren Augen ist er schuld an der grossen Armut im Lande. Schätzungen
gehen davon aus, dass jeder Dritte in Jemen an Hunger leidet.
Machthaber: Präsident Ali Abdullah Salih, herrscht seit 32 Jahren.
Einwohnerzahl: 23,5 Mio.
Libyen
Hintergrund: Obschon das Land reich an Erdöl ist, gibt es grosse Armut und eine hohe
Arbeitslosigkeit von rund 30 Prozent. Korruption, Unterdrückung und Justizwillkür
bestimmen das Alltagsleben unter Diktator Muammar al-Gaddafi, der das Land seit 1969
kontrolliert. Die ersten Proteste im Februar 2011 haben sich zum brutalen Bürgerkrieg
ausgeweitet, der schon Hunderte von Toten gefordert hat.
Machthaber: Muammar Gaddafi herrscht seit über 40 Jahren über Libyen.
Einwohnerzahl: 6,5 Mio
Marokko
Hintergrund: Politische Reformen, mehr Demokratie, weniger Korruption sind die
Hauptforderungen der Demonstranten, die in Marokko am 20. Februar 2011 erstmals auf die
Strasse gingen. Ähnlich wie in Tunesien sind viele junge Menschen aber auch wegen der
wirtschaftlichen Perspektivenlosigkeit frustriert. Allerdings wird die Legitimität von König
Mohammed VI kaum in Frage gestellt. 
Machthaber: König Mohammed VI, herrscht seit 2000.
Einwohnerzahl: 32 Mio.
Syrien
Hintergrund: Das Land wird seit 1963 im Ausnahmezustand regiert. Das Regime von
Präsident Baschar al-Assad hat einen regelrechten Polizeistaat aufgebaut. Jegliche
Kundgebungen und freie Meinungsäusserung werden seit jeher mit aller Härte unterbunden.
Die Aufstände gegen das al-Assad-Regime am 19. März 2011 waren der Auftakt blutiger
Kämpfe zwischen Demonstranten, Militärs und Polizisten. Aber nicht nur die politische
Unterdrückung treibt die Syrier auf die Strasse. Ethische Konflikte und Diskriminierung von
Minderheiten sorgen ebenfalls für grosses Konfliktpotential in dem sehr heterogenen Staat.
Machthaber: Präsident Bashar Assad.
Einwohnerzahl: 20 Mio.
Tunesien
Hintergrund: Am 17. Dezember 2010 verbrannte sich ein armer Gemüsehändler in einem
öffentlichen Gebäude 250 Kilometer südlich von Tunis. Wegen Beamten- und Polizeiwillkür
hatte er seinen Gemüsestand schliessen müssen und dadurch seine Existenzgrundlage verloren.
Die tragische Nachricht des Gemüsehändlers war der Auslöser der Protest-Kundgebungen im
Land. Neben Willkür und Korruption richteten sich die Demonstrationen auch gegen
steigende Lebensmittelpreise, die hohe Arbeitslosigkeit und die schlechten Zukunftschancen
für junge Menschen.
Machthaber: Fouad Mebazaâ, Staatspräsident seit 15. Januar 2011.
Einwohnerzahl: 10,4 Mio.
Publiziert 21. Februar 2011, aktualisiert 16. September 2011
Quelle : SF Schweizer Fernsehen, online
               http://www.wissen.sf.tv/Dossiers/Politik/International/Arabische-Revolution#!videos
alt="" style="left: 97px; top: 1908px; width: 71px; height: 23px; " onmousemove="xr_mo(this,0)"/>