Ashin Wirathu – der Mönch hinter dem Terror
Zahlreiche Übergriffe gegen die Rohingyas in Burma und Bangladesh
erschüttert momentan die Welt . Tausende von ihnen wagten die Flucht und
strandeten vor den Küsten Thailands, Malaysia und Indonesien.
Bereits 2012 und 2013 kam es zu den ersten grösseren Unruhen. Plötzlich
waren sie fast überall, an Schaufensterscheiben, in Taxis, an Hauswänden:
Aufkleber mit buddhistischen Symbolen und der geheimnisvollen Ziffernfolge
“969”.  Auf den Aufklebern war zwar ein aus Lehre und Leben Buddhas
entlehntes friedliches Symbol zu sehen, es war aber zugleich Markenzeichen
der “gefährlichsten und am schnellsten wachsenden ‘buddhistischen’ Neonazi-
Bewegung in Burma”, so Menschenrechtsaktivist Maung Zarni.
Ziel der radikalen rassistischen Gruppe “969” ist es, Burma zur muslimfreien
Zone zu machen. Drahtzieher ist Ashin Wirathu, ein buddhistischer Mönch.
Manche nennen ihn wegen seiner ungezügelten Hasspredigten den “Hitler
Burmas”, andere sehen ihn als “Bin Laden von Myanmar”, als einen
Terroristen, der vor nichts zurückschreckt. Im Kloster Maseyein in Mandalay
hat der 45-Jährige Gleichgesinnte um sich versammelt, die durch Burma
ziehen und Hass predigen.
Dabei schürt er gezielt Hass, Wut, Neid und Angst: “Wenn du in muslimischen
Geschäften einkaufst, bleibt dein Geld nicht dort. Es wird benutzt, um deine
Rasse und deine Religion zu zerstören.” Die Muslime, so hetzt er, “sind
verantwortlich für fast alle Verbrechen in Myanmar: Opium, Diebstahl,
Vergewaltigungen”.
Doch es blieb nicht bei Worten. Menschenrechtsaktivist Maung Zarni ist fest
überzeugt: “Wirathu und seine ‘969’ war definitiv auch in den gewalttätigen
Ausschreitungen gegen Muslime im Jahr 2013 verwickelt.” Buddhisten und
Muslime lieferten sich blutige Auseinandersetzungen. Dutzende Menschen
wurden getötet, viele weitere verletzt. Moscheen wurden in Brand gesetzt,
Wohnviertel zerstört.
Burmesische Medien berichteten unter Berufung auf Augenzeugen, dass
Hintermänner aus dem Umkreis Wirathus immer wieder antimuslimische
Unruhen im Land organisiert und gesteuert hätten.
Neun Jahre Haft für den Hetzer
Wirathus Kampf gegen die muslimische Minderheit in Burma ist nicht neu:
2003 kam er für neun Jahre hinter Gitter, weil er einer der Anführer bei
gewalttätigen Ausschreitungen im Norden Burmas war, die mehrere
Menschenleben gefordert haben. Sein Credo war und ist: “Die Muslime wollen,
dass Myanmar muslimisch wird.” Burmas Buddhisten müssten sich gegen die
“muslimische Verschwörung” wehren, sonst werde das Land spätestens 2100
ein islamischer Staat.
Auch wenn Präsidentensprecher Ye Hut abwiegelt, Wirathu und seine
Anhänger bildeten nur eine kleine, radikale Minderheit unter den rund 500.000
Mönchen des Landes, nimmt es der Extremistengruppe nichts von ihrer
Gefährlichkeit: Ihre rassistischen Botschaften haben Erfolg.
Ashin Gambira, einer der Anführer der Safran-Revolution von 2007 und
Hauptkritiker Wirathus, hat eine einfache Erklärung dafür. In 50 Jahren Diktatur
hätten die Militärs den Hass auf die zwei bis drei Millionen Muslime in Burma
immer wieder gezielt geschürt. “Heute ist dieser Hass so fest in den Köpfen
eingebrannt, dass er zu jedem Zeitpunkt und ohne großen Aufwand wieder
aufflammen kann.”
Ashin Pum Na Wontha, Mönch und Friedenskämpfer, hält seinen Glaubens-
bruder Wirathu allerdings eher “für eine Marionette, die von Eitelkeit und
Ruhmsucht getrieben wird”. Hintermänner und Financiers der “969”-Bewegung
waren die “Cronies”, eine Gruppe von 30 wohlhabenden und einflussreichen
Leuten, die eng mit dem Militär verbandelt seien und um ihre Privilegien
fürchteten.Ihr Ziel sei es, die Generäle zu stärken, das Militär im Bewusstsein
der Bevölkerung als stabilisierende Kraft im Burma des Übergangs zu ver-
ankern und damit zugleich ihre eigene Macht und ihren Einfluss abzusichern.
Staatspräsident Thein Sein hat “politische Opportunisten und religiöse Extre-
misten” in Burma zwar eindringlich gewarnt, er werde nicht zögern, Gewalt
gegen sie einzusetzen. Aber Wirathu kann seine Hetz- und Hassparolen nach
wie vor ungehindert im ganzen Land verkünden.
Und egal ob er nun wirklich nur Sprachrohr anonymer Hintermänner oder
selbst verantwortlicher Führer einer kleinen Extremistengruppe ist: Der radi-
kale Mönch ist extrem gefährlich. Denn in dem von Wirathu aufgeheizten Klima
von Angst und Gewalt fürchtet der Menschenrechtsanwalt und frühere
politische Häftling Min Ko Naing, “wird unser Land nicht mehr lange friedlich
bleiben”.
Quelle und gesamter Artikel: http://www.spiegel.de/politik/ausland/burma-rassistische-
gruppe-969-gefaehrdet-muslime-a-894877.html
Der buddhistische Mönch
Ashin Wirathu hetzt
gegen die Rohingyas
Aufkleber mit den
Ziffern 969