Pilz schreibt dazu in seinem Buch “Heimat Österreich - ein Aufruf zur Selbst-
verteidigung”: “Die Frage ist: Schützt der Innenminister weiter ATIB, UETD
und MÜSIAD? Duldet der Außenminister weiter Erdogan-Provokateure mit
Diplomatenpass?”
Um zu verstehen, um was es hier geht, muss man wissen, was ATIB, UETD und
MÜSIAD sind: ATIB ist mit ihren 65 Moscheevereinen und Imamen der größte
islamische Dachverband Österreichs. Und dieser wird gemäß Pilz von Diyanit,
der staatlichen Religionsbehörde der Türkei, gesteuert.
Nicht nur das: ATIB arbeitet auch für den MIT (türkische Geheimdienst). Dieser
wiederum koordiniert gemäß Pilz seine Aktivitäten über die türkische Botschaft
in Wien und über die Generalkonsulate in Salzburg und Bregenz.
Für den MIT arbeiten laut Pilz in Deutschland und Österreich zwei Gruppen von
Zuträgern: Funktionäre politischer Vorfeldorganisationen der AKP und religi-
öse Vertreter. Nach Schätzungen von Nachrichtendiensten arbeiten mehr als
hundert Personen in Unternehmen, Vereinen und Moscheen in Österreich
direkt für den MIT.
So lässt Erdogan jede Opposition verfolgen und bespitzeln - sogar in
Österreich. Nicht nur das, über die türkischen „Religionsbediensteten“
(= Imame) sollen türkische Kinder und Jugendliche „muslimisch“ erzogen
und indoktriniert werden, damit diese verlässliche Anhänger des türkischen
Präsidenten werden.
Aber wer sind diese Imame? Gemäß Pilz bildet Diyanet seine Imame in der
Türkei aus und schickt sie auf „Auslandseinsatz“ nach Europa. Dort über-
nimmt sie Diyanet de Belgique in Brüssel. Auf Basis von Leiharbeitsverträgen
werden sie dann an Staaten wie Österreich entsandt. Diese Imame sind auf
Parteilinie (der AKP) und predigen den Jugendlichen die „nationalen Werte“
des Präsidenten und behindern so die Integration der in Österreich lebenden
Türken.
Seit Juni 2016 kontrolliert ATIB übrigens auch die islamische Glaubensgemein-
schaft in Österreich (IGGÖ). Diese wurde 1979 als anerkannte Religionsgemein-
schaft in Form einer Körperschaft öffentlichen Rechts auf Basis des damals
geltenden Islamgesetzes von 1912 gegründet. Sie soll die Anliegen der Musli-
me in Österreich vertreten. Seit 2016 ist Ibrahim Olgun Präsident der IGGÖ. Er
hat Theologie in Ankara studiert und gehört der ATIB an …
Im Februar 2017 meldete sich ein regierungsnaher Informant aus der Türkie bei
Peter Pilz und übergab ihm einen Stick. Darauf waren Geheimdokumente von
türkischen Botschaften in der ganzen Welt. Die wichtigsten stammten aus
Deutschland und Österreich, „jenen Staaten, die auf Erdogans Angriffsplan
ganz oben stehen“, so Peter Pilz.
Aber warum ist Österreich so wichtig? Pilz: „Darauf gibt es zwei Antworten.
Erstens: Besonders viele Einwanderer aus der Türkei leben in Deutschland und
Österreich. Zweitens: Die AKP hat in Österreich eine Schwesterpartei: die
ÖVP. Sie ist bis heute in aller Stille die Schutzpartei von UETD, MÜSIAD und
ATIB.
Pilz begründet das in seinem Buch folgendermaßen: „Der österreichische
Außenminister kritisiert zu Recht die Entwicklung in der Türkei. Der Innen-
minister will das Demonstrationsrecht einschränken, weil Erdogan-nahe
Organisationen nach dem Putschversuch in der Türkei auf Wiener Straßen
demonstriert und randaliert haben. Aber beide ignorieren das Problem vor
ihrer Nase: die plolitischen und religiösen „Brückenköpfe“ (Anm: türkische
Moscheen, Vereine, Imame etc.) in Österreich, mit denen Erdogan sein euro-
päisches Ziel verfolgt.“
Pilz gab die Dokumente an das Bundesamt für Verfassungsschutz und Ter-
rorismusbekämpfung im Innenministerium weiter. „Da erlebte ich meine erste
Überraschung: Das BVT hatte von nichts eine Ahnung. Erdogans Brücken-
köpfe waren direkt unter den Nasen der Verfassungsschützer errichtet wor-
den. Aber die Nasen waren verstopft.“
Und gemäß Pilz hat der Innenminister
- bis heute keine BVT-Bericht zum Erdogan-Netzwerk in Österreich vorgelegt;
- nichts unternommen, um die Tätigkeit der Erdogan-Stasi in Österreich zu
unterbinden;
- in diesem Zusammenhang alle Hinweise des Verteidigungsministers
ignoriert;
- toleriert, dass ATIB Union laut Statut vom Religionsattaché der türkischen
Botschaft geführt und von Diyanet in Ankara kontrolliert wird;
- als Vereinsbehörde nichts dagegen unternommen, dass ATIB UND UETD
regelmäßig und systematisch gegen den Vereinszweck verstoßen;
- der Vereinsbehörde keinen Auftrag gegeben, die Auflösung von ATIB zu
prüfen;
- nichts getan, um Menschen in Österreich vor der Verfolgung durch die
Erdogan-Stasi zu schützen.
Pilz: „Der letzte Punkt ist besonders wichtig. Seit mehr als einem Jahr werden
Österreicher mit türkischen oder kurdischen Wurzeln an der türkischen Grenze
verhaftet. Einige von ihnen haben sich an mich gewandt, nachdem sie von
Innenminister und Außenminister in Stich gelassen worden waren.”
Gemäß Pilz gibt es weit mehr als Dutzend weiterer Fälle. Pilz: „Der Außen-
minister hat im Parlament bestätigt, dass er die Fälle und die Gefahr kennt.
Aber er hat nichts getan. Der Innenminister bestätigt, dass er die Beweise für
die Spitzeltätigkeit von ATIB erhalten hat. Aber er schützt ATIB und nicht deren
Opfer.“