Burschenschaften: Antisemitisch
Bücherverbrennung 1817: „Giftbücher“ und „lesende Aasfliegen“
Schon auf dem „Wartburgfest“ von 1817, von Burschenschaftern zur
„legendären Gründungsveranstaltung“ verklärt, kam es unter dem Motto
„Ehre, Freiheit, Vaterland“ zur ersten Bücherverbrennung von Werken
jüdischer und „undeutscher“ Autorinnen und Autoren. „Verflucht der
Schriftsteller, der sein Volkstum schmäht“ und „Hass alles Fremden ist des
Deutschen Pflicht“ hatte Friedrich Ludwig Jahn in seinen Hetzschriften
gegen „Ausländerei“, „Giftbücher“ und „lesende Aasfliegen“ gewettert.
Der Gründer der Burschenschaften, der nach Ende des Zweiten Weltkrieges
aus Tarnungsgründen zum „Turnvater“ verharmlost wurde, war Wegbe-
reiter der nationalsozialistischen Rassenpolitik. Seine Bücher „Deutsche
Turnkunst“ und „Deutsches Volkstum“ haben Adolf Hitler als Vorlage für
„Mein Kampf“ gedient. Die von Jahn geprägten Vokabeln und Parolen wie
„Rassenhygiene“, „Völkerzucht“, „gesundes Volksempfinden“, „für Volk und
Vaterland“ oder „Geistesfreiheit, Volkseinheit, Rassenreinheit“ haben das
politische Bewusstsein des burschenschaftlichen Milieus bis heute geprägt.
Auf dem Wartburg Fest wurde unter anderem eine 1816 veröffentlichte
Hetzschrift des Heidelberger Professors Jakob Friedrich Fries verlesen, in
der dieser die „Endlösung“ vorwegnahm, in dem er forderte, die „Kaste“ der
Juden „mit Stumpf und Stiel“ auszurotten.
Die „demokratischen Traditionen“, auf die Vertreter des korporierten Milieus
bis heute mit demonstrativ zur Schau gestelltem Stolz hinweisen, hat es in
Wahrheit nie gegeben. Seit 1918 waren Burschenschafter an jede anti-
demokratischen Erhebung gegen die Weimarer oder Erste Republik feder-
führend beteiligt. Am Kapp-Putsch von 1920 in Berlin, am „Marsch auf die
Feldherrnhalle“ von 1923 in München und am Juliputsch des Jahres 1934 in
Wien.
Hitlers Putschversuch von 1923 wurde in den „Burschenschaftlichen
Blättern“ zum Kampf für Freiheit, Volk und Vaterland verklärt: “Am
8.November des Jahres ist in München versucht worden, eine revolutionäre
Regierung der deutschen Freiheit zu bilden, am 9. November sind in München
20 deutsche Männer für Volk und Vaterland gefallen. Erschüttert steht Deut-
schland an der Bahre dieser Toten, die reinen Herzens ihr Leben geopfert
haben.”
Jürgen Schwab (Thessalia zu Prag, aus der Germania Graz ausgeschlossen),
der seit vielen Jahren als Referent und Publizist die braunen Szene munitio-
niert, zählt zu den wenigen, die ihre antidemokratische Überzeugung nicht zu
verbergen suchen. 2001 beschrieb der NPD-Ideologe in einem Vortrag bei
der „Deutschen Akademie“ in Thüringen die „antidemokratischen Tradi-
tionen“ als „wesentliches Prinzip“ der Burschenschaften.
Quelle: Hans-Henning Scharsach, „Strache – Im braunen Sumpf“,
2012, Verlag Kremayr Scheriau KG, Wien, S.66ff.