Cambridge Analytica (CA) ist ein 2014 von der britischen SCL Group
gegründetes Datenanalyse-Unternehmen mit Hauptsitz in New York City, das in
großem Stil Daten über potentielle Wähler sammelt und analysiert und auf dieser
Grundlage versucht, durch gezielte Botschaften das Wählerverhalten zu beeinflus-
sen (Mikrotargeting). Das Unternehmen war anfangs überwiegend in den USA
tätig, weil dort die Datenschutzbestimmungen weniger streng sind als in Europa.
Der Name rührt von der Zusammenarbeit mit Psychometrikern der University of
Cambridge her.
Die Firma ist mit der Muttergesellschaft SCL Group eng vernetzt; viele der
insgesamt etwa 200 Mitarbeiter arbeiten für beide Unternehmen gleichzeitig, und
man nutzt gemeinsame Büros an verschiedenen Standorten. Die Leitung hatte bis
zu seiner Suspendierung am 20. März 2018 Alexander Nix inne, einer der bishe-
rigen Direktoren von SCL.
Gründung und Finanzierung
Alexander Nix, der Direktor der Abteilung Wahlen der britischen SCL Group,
gewann den amerikanischen Informatiker und Hedgefonds-Milliardär Robert
Mercer als Hauptinvestor für eine Tochtergesellschaft in den USA.
Mercer hatte sein Vermögen durch Software gemacht, die probabilistische Algo-
rithmen im Hochfrequenzhandel einsetzt. An der Gründung von Cambridge Ana-
lytica beteiligt war auch Stephen Bannon, damals Redakteur der ebenfalls
Mercer-finanzierten, als rechtspopulistisch bis -extrem eingeordneten Breitbart
News. Bannon war mit den Mercers befreundet; sie verfolgten gemeinsam das
Ziel, das politische Establishment in der US-Hauptstadt Washington zu entmach-
ten.
2013 starteten sie als Pilotprojekt den Versuch, den Republikaner Ken Cuccinelli
mittels Umfragen und gezielten Botschaften ("psychographic messaging") an
potentielle Wähler beim Kampf um den Gouverneursposten in Virginia zu unter-
stützen, wofür Mercer 1,5 Millionen Dollar zur Verfügung stellte. Obwohl Cucci-
nelli bei der Wahl unterlag, war Mercer anschließend bereit, 15 Millionen Dollar in
ein Joint Venture mit der SCL Group zu investieren. Bannon schlug den Namen
"Cambridge Analytica" vor und wurde Vizepräsident. Rebekah Mercer, eine
Tochter Robert Mercers, wurde Präsidentin.
Einflussnahme auf US-Wahlkämpfe
Im März 2018 wurde durch den Whistleblower Christopher Wylie bekannt, dass
Cambridge Analytica seine Aktivitäten auf Datensätze stützte, die die Mutter-
gesellschaft SCL 2014 von einem Unternehmen namens Global Science Research
(GSR) erworben hatte.
GSR wurde von Aleksandr Kogan betrieben, einem Psychologen an der Universi-
tät Cambridge. Kogan hatte mittels einer App – angeblich zu wissenschaftlichen
Zwecken – und mit einem kleinen finanziellen Anreiz Persönlichkeitstests mit
amerikanischen Facebooknutzern durchgeführt, deren Teilnehmer am Ende jedes
Tests einem Zugriff auf ihre Profile und die ihrer Kontakte zustimmten.
So erlangte Kogan mit 320.000 solcher Tests im Schnitt jeweils etwa 160 weitere
Datensätze von Facebookprofilen, deren Inhaber davon keine Kenntnis hatten. Die
insgesamt über 50 Millionen Datensätze, für deren Erstellung SCL etwa eine Mil-
lion Dollar zur Verfügung gestellt hatte, bildeten die Grundlage für die Arbeit von
Cambridge Analytica in US-Wahlkämpfen.
Auftragsarbeiten in Wahlkämpfen
Im Jahr 2014 war Cambridge Analytica (CA) laut Nix an 44 US-Wahlkampf-
Kandidaturen beteiligt.
Einer der frühen Auftraggeber war das John Bolton Super PAC, dessen Ziel es
war, militaristische Einstellungen zu fördern.
Bekanntheit erlangte das Unternehmen 2015, als es Ted Cruz bei seiner Bewer-
bung als Präsidentschaftskandidat der republikanischen Partei als ersten bedeuten-
den Kunden gewinnen konnte. Dabei nimmt CA für sich in Anspruch, Cruz von
einem „No-Name“ zu einem weithin bekannten, wählenswerten Kandidaten nach
vorn gepuscht zu haben. Tatsächlich beendete Cruz' Wahlkampfteam die Zusam-
menarbeit mit CA, als sich herausstellte, dass die erarbeiteten Vorhersagen über
das Wahlverhalten bei den Vorwahlen nicht zutrafen. Dass CA überhaupt heran-
gezogen worden war, ging auf das Drängen von Rebekah Mercer zurück, die wie
ihr Vater an der Unterstützung der Wahlkampagne von Cruz mit Millionen-
beträgen beteiligt und mit dem bisherigen Verlauf sehr unzufrieden war.
Als Cruz im Vorwahlkampf ausschied, setzten die Mercers auf Donald Trump,
(der zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits - ohne Hilfe von Cambridge
Analytica - die republikanischen Vorwahlen dominierte !!)
Cambridge Analytica setzte von da an also auf Donald Trump - und nahm später
für sich in Anspruch, eine „entscheidende Rolle“ beim Zustandekommen des über-
raschenden Wahlsiegs Trumps gespielt zu haben.
(Anmerkung: Aufgrund der Tatsache, dass es Trump bereits vorher - ent-
gegen allen Erwartungen - gelungen war, alle anderen republikanischen
Präsidentschaftskandidaten “abzuschütteln”, ist es jedoch äußerst zweifel-
haft, dass sein Sieg tatsächlich auf die Machenschaften von Cambridge
Analytica zurückzuführen ist...)
Wahlbeeinflussung auch in GB, Asien, Afrika und Südamerika
Auch Unterstützer der Brexit-Kampagne in Großbritannien (Leave.eu) nutzten
angeblich die Dienste von Cambridge Analytica, was die Firma allerdings demen-
tierte, nachdem die britische Datenschutzbeauftragte eine Untersuchung der Vor-
gänge eingeleitet hatte.
Im Oktober 2017 wurde bekannt, dass der Geheimdienstausschuss des US-Reprä-
sentantenhauses die Rolle von CA im Wahlkampf untersucht. Bezüglich aktueller
Aktivitäten gab Nix im März 2017 an, dass die Firma zu diesem Zeitpunkt in vier
Kampagnen in Asien, Afrika und Südamerika tätig gewesen sei.
Quelle: Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Cambridge_Analytica)
dort gibt es weitere Quellenangaben, Stand April 2018