Christopher Hitchens, 2007
Christopher Eric Hitchens (* 13. April 1949 in Ports-
mouth, England; † 15. Dezember 2011 in Houston, Texas)
war ein britisch-US-amerikanischer Autor, Journalist und
Literaturkritiker. Aufsehen erregte er unter anderem mit Publi-
kationen über Henry Kissinger, in denen er die seiner Meinung
nach aggressive, interventionistische US-Außenpolitik der 1970er Jahre massiv
kritisierte und eine Strafverfolgung des ehemaligen US-Sicherheitsberaters und
Außenministers forderte.
Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wurde er zum Befürworter
des US-amerikanischen „Kriegs gegen den Terror“ und des Irakkriegs ab 2003.
Gleichzeitig kritisierte er die amerikanische Linke für eine von ihm unterstellte
Weichheit gegenüber dem islamistischen Terrorismus, den er „Islamfaschismus“
nannte, woraufhin sich zahlreiche frühere Weggefährten von ihm distanzierten.  
Er engagierte sich Zeit seines Lebens vehement für eine säkulare Weltsicht und
machte Religion für zahlreiche Missstände und Fehlentwicklungen in der heutigen
Welt verantwortlich.
Leben
Christopher Hitchens’ Vater war Offizier der Royal Navy, seine Mutter Mitglied
beim “Women’s Royal Naval Service”. Beide trafen sich in Schottland, wo
Hitchens’ Vater Kommandant des Kreuzers HMS Jamaica war, der im Dezember
1943 am Seegefecht vor dem Nordkap beteiligt war.
Der Beruf des Vaters brachte es mit sich, dass Hitchens seine frühe Kindheit an
verschiedenen Orten verbrachte, darunter auf Malta und in Rosyth in der schotti-
schen Verwaltungseinheit Fife. Seine Mutter legte Wert auf eine Ausbildung, die
ihrem Sohn den Zugang zur Oberschicht ermöglichen sollte. Daher besuchte er auf
ihr Drängen schon früh ein Internat und schließlich die Ley School in Cambridge.
1967 schrieb er sich in das Balliol College in Oxford ein. Dort begann er sich in
der politischen Linken zu engagieren, knüpfte jedoch Verbindungen zu Personen
aus dem gesamten politischen Spektrum. 1970 schloss er sein Studium mit einem
Bachelor in Philosophie, Politik und Wirtschaft ab und zog anschließend nach
London, wo er für The Times Higher Education Supplement schrieb.
Im November 1973 beging Hitchens Mutter zusammen mit ihrem Liebhaber
Timothy Bryan, einem ehemaligen anglikanischen Priester, in Athen Selbstmord.
Später arbeitete er für den New Statesman, den Daily Express und den Evening
Standard. Nach einem Aufenthalt in New York zog er 1982 nach Washington,
D.C. Dort schrieb er Kolumnen für die Zeitschrift The Nation. Zuletzt schrieb
Hitchens für Vanity Fair und für das Online-Magazin Slate.
Anfang Juni 2010 veröffentlichte Hitchens seine Memoiren unter dem Titel Hitch-
22 (deutsch: The Hitch, was sein Spitzname war; und nach dem Englischen:
„Catch 22“, was umgangssprachlich verwendet wird).
Ende Juni 2010 wurde bei Hitchens ein Speiseröhrenkrebs im fortgeschrittenen
Stadium diagnostiziert. Er verstarb am 15. Dezember 2011 im M.D. Anderson
Cancer Center in Houston an einer Lungenentzündung, einer Folge seiner
Krebserkrankung.
Positionen
Atheismus
Hitchens war ein prominenter Vertreter des Atheismus und Antitheismus.
In seinem 2007 erschienenen Buch Der Herr ist kein Hirte. Wie Religion die Welt
vergiftet forderte Hitchens die Befreiung von der „geistigen Sklaverei der
Religion“. Der Glaube an einen Gott oder Götter stand für ihn auf tönernen Füßen.
Für ihn war die Religion unter anderem „gewaltsam, irrational, intolerant“, eine
Mischung aus „Tribalismus und Bigotterie“ sowie feindselig gegen die Freiheit der
Wissenschaft. Er vertrat in diesem Buch vier Hauptthesen, nämlich dass
Religionen
in ihren Schöpfungsgeschichten über die Menschen und das Universum
deren Ursprünge nachweislich verkehrt wiedergeben würden,
ein besonders stark ausgeprägt devotes Verhalten mit ebenso stark
ausgeprägter Selbstbezogenheit paarten,
der Grund für riskante sexuelle Unterdrückung seien (wie etwa bei der z. B.
männlichen und der weiblichen Genitalverstümmelung sowie beim
Kondomverbot trotz AIDS),
auf Wunschdenken basierten.
Hitchens betrachtete die in Teilen der religiösen Rechten sich ausbreitende Skepsis
gegenüber der darwinschen Evolutionstheorie mit Argwohn. Er richtete sich
vehement gegen die Versuche der Kreationisten, ihre Thesen im Biologieunterricht
der öffentlichen Schulen zu etablieren.
Während eines Vortrags in der Universität von Toronto am 15. November 2006
sagte Hitchens, man solle Religion der Lächerlichkeit preisgeben und ihr mit
„Spott, Hass und Verachtung“ begegnen.
Immer wieder erregte er Aufsehen mit scharfen Angriffen gegen Personen
des religiösen Lebens. So bezeichnete er die katholische Ordensschwester Mutter
Teresa in einem Zeitungsartikel als „Ghul von Kalkutta“. Er warf ihr Missionier-
ungsbestreben und eine Verherrlichung des Leids vor. So habe sie in ihren Hospi-
tälern den Einsatz von Schmerzmitteln untersagt, weil sie gemeint habe, die Pati-
enten seien umso näher beim christlichen Gott, je mehr sie litten.
Hitchens vertrat auch die Ansicht, dass „eine der großen Leistungen Lenins“ die
Schaffung eines „säkularen Russlands“ gewesen sei.
Distanz von der Linken und Bewertung des Terrorismus
Hitchens, ein ehemaliger Trotzkist und Kolumnist der linken Zeitschrift The
Nation, hatte mit seinen investigativen Recherchen lange Zeit Beifall aus dem
Lager der Linken erhalten, u. a. für sein 2001 veröffentlichtes Buch über Henry
Kissinger: Hitchens kritisierte den ehemaligen US-Außenminister wegen dessen
Mitverantwortung für die CIA-Aktivitäten in Chile, die sinnlose Ausdehnung des
Vietnamkrieges und die Rolle der Vereinigten Staaten beim Völkermord in
Osttimor.
Jedoch begann sich Hitchens allmählich von den Positionen der Linken zu
distanzieren, besonders nachdem die Fatwa gegen seinen langjährigen Freund
Salman Rushdie verhängt worden war. Nach dem 11. September verstärkte
Hitchens seine Kritik an der Linken und stellte sich zur Überraschung seiner
früheren Mitstreiter auf die Seite der Neokonservativen.
Ein Grund für diesen Gesinnungswandel waren die Erklärungsversuche vieler
Linker für den islamistischen Terrorismus. Hitchens übte scharfe Kritik an Ver-
suchen, die Terroranschläge als Reaktion auf einen „strukturellen Imperialismus“
der Vereinigten Staaten zu deuten. Die Attentäter des 11. September seien
vielmehr „Faschisten mit einem islamischen Gesicht“; dies dürfe nicht durch
globalisierungskritische Formeln vergessen werden, in welchen die Täter zu
Opfern stilisiert würden.
Die Neue Linke habe als Ausdruck der Postmoderne einen relativistischen
Charakter angenommen. The Nation verließ Hitchens im Streit, nachdem er
Redakteuren und Lesern vorgeworfen hatte, den damaligen US-Justizminister John
Ashcroft für eine größere Gefahr zu halten als Osama bin Laden. Allerdings
betonte er immer wieder, dass sich seine Ansichten seitdem nicht wesentlich
verändert hatten. Vielmehr sah er die Unterstützung des Irak-Kriegs gerade als
zwingende Konsequenz aus seiner religionskritischen Haltung und seinem
Bekenntnis zu einem „säkularen Humanismus“.
Weitere Tätigkeiten
Hitchens trat oft in Talkshows auf und lieferte sich teilweise hitzige Debatten in
Wort und Schrift mit so unterschiedlichen Vertretern des politischen Lebens wie
Noam Chomsky, Charlton Heston, Norman Finkelstein, Al Sharpton, Tariq
Ramadan, George Galloway und seinem jüngeren Bruder Peter Hitchens, der
ebenfalls ein bekannter Publizist ist.
Größere Aufmerksamkeit erlangte ein Fernsehauftritt von Hitchens in der Fernseh-
Show Hannity&Colmes des konservativen Privatsenders Fox News Channel, in
dem er heftig mit einem der beiden Moderatoren, Sean Hannity, aneinandergeriet.
Anlass des Wortgefechts waren harte und zum Teil spöttische Kommentare von
Hitchens über den am Vortag verstorbenen amerikanischen Fernsehprediger Jerry
Falwell. Falwell hatte über die Terroranschläge vom 11. September 2001 gesagt,
die USA hätten diese Strafe verdient und Hitchens hatte ihn als Verräter bezeich-
net.
Aufsehen erregte Hitchens auch mit einem Selbstversuch, bei dem er sich (als
Irakkriegsbefürworter) freiwillig dem so genannten Waterboarding unterzog. Diese
Verhörpraktik geißelte er im Anschluss als Folter und widersprach damit Darstel-
lungen der Bush-Regierung. Während des Präsidentschaftswahlkampfes 2008
unterstützte er Barack Obama gegen John McCain.
Zu Hitchens persönlichen Freunden und Weggefährten zählten unter anderem der
Neokonservative Paul Wolfowitz und der irakische Politiker Ahmad Tschalabi.
Hitchens war auch ein Ehrenmitglied der National Secular Society, des wichtigsten
Verbands der britischen Atheisten.
Auszeichnungen
Im Jahre 2011 wurde Hitchens mit dem Richard-Dawkins-Award der Atheist
Alliance International für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Richard Dawkins hielt
die Laudatio und überreichte dem schwerkranken Hitchens die Auszeichnung
selbst. Postum erhielt er 2012 den Sonderpreis zum Orwell Prize.
Werke
Hitchens veröffentlichte über zwanzig Bücher als Einzelautor und weitere als Co-
Autor.
Quelle: Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Christopher_Hitchens)
               Dort gibt es weitere Quellenangaben (Stand: Sept.2016)