Die Kritik an Mutter Teresa und ihrem Orden begann vor allem 1994 mit dem
Dokumentarfilm “Hell’s Angel” (Engel der Hölle).
Der Inhalt dieses Films, der Mutter Teresas Ruf nachhaltig beschädigte, wird in
einem Spiegel-Artikel folgendermaßen zusammengefasst: “ (...) die wahre
Entmystifizierung Mutter Teresas begann 1994 mit einem Dokumentarfilm des
ehemals trotzkistischen Studentenführers Tariq Ali und einem Text von
Christopher Hitchens, einem brillanten britischen Schriftsteller, der bereits ein
giftiges Buch gegen Königin Elizabeth und die Monarchie verfaßt hatte. Der
Streifen hieß - polemisch genug - "Hell''s Angel". Der Titel des Buches war
schlicht obszön: "Die Missionarsstellung: Mutter Teresa in Theorie und Praxis".
Im Gegensatz zu Muggeridge, der bei seinem Besuch in Kalighat auch Mutter
Teresas Glaubenswelt akzeptiert hatte (nach seiner Erfahrung in Kalkutta kon-
vertierte er zum Katholizismus), betrat Hitchens das "Heim für Sterbende" mit
seiner "Vernunft" und ihren unerbittlichen Richtlinien gewappnet. Er betrachtete
es mit der Logik eines Anwalts und der Moralität eines Buchhalters. Mit den-
selben Kriterien, die zur Bewertung der Leistung einer Fabrik herangezogen
würden, machte er sich daran, Mutter Teresas Lebenswerk zu bemessen.
Seine Schlußfolgerungen lasen sich niederschmetternd: Mutter Teresa sei gar
nicht die politisch naive alte Frau, die sie spiele, sondern eine schlaue Manipula-
torin, stets bereit, andere zum eigenen Nutzen auszubeuten. Sie sei nicht die
selbstlose Missionarin, nur der Sache der "Ärmsten unter den Armen" hinge-
geben, sondern eine gerissene Öffentlichkeitsdarstellerin, die das Elend der
anderen ausschlachte, um sich selbst berühmt zu machen.
Sie habe sich außerdem nicht gescheut, mit fragwürdigen Machthabern umzu-
gehen, mit Diktatoren und Gaunern wie Duvalier in Haiti, Ceausescu in Rumä-
nien und dem britischen Pressezar Robert Maxwell. Hitchens beschuldigte sie,
Blumen am Grab des albanischen KP-Führers Enver Hodscha niedergelegt zu
haben, der sein Land in die völlige Isolation geführt und es zum Armenhaus
Europas gemacht hatte. Und er warf ihr vor, dem bekannten amerikanischen
Sparkassenbetrüger Charles Keating ein "personifiziertes Kruzifix" geschenkt zu
haben.” (Quelle und gesamter Artikel: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9121882.html)
Aber: wer ist dieser Hitchens eigentlich? Christopher Eric Hitchens (1949 -
2011) war ein britisch-US-amerikanischer Autor, Journalist und Literaturkritiker
und überzeugter Atheist. Er engagierte sich Zeit seines Lebens vehement für
eine säkulare Weltsicht und machte Religion für zahlreiche Missstände und Fehl-
entwicklungen in der heutigen Welt verantwortlich. Gemäß Wikipedia zählten zu
seinen persönlichen Freunden und Weggefährten unter anderem der Neokonser-
vative Paul Wolfowitz. Hitchens war außerdem auch ein Ehrenmitglied der
National Secular Society, des wichtigsten Verbands der britischen Atheisten. 
Ebenfalls interessant: Hitchens Mutter beging zusammen mit ihrem Liebhaber,
einem ehemaligen anglikanischen Priester, Selbstmord, siehe ...
Die Reaktionen auf Hitchons Film “Hell’s Angel” waren großteils Schock und
Empörung. Die katholische Wochenzeitschrift “The Tablet”, ein Magazin, das
sich oft kritisch gegenüber Aspekten der katholischen Kirche äußerte, veröffent-
lichte einen Leitartikel zu Mutter Teresas Verteidigung, in dem Hitchens und Ali
als selbstgerecht bezeichnet wurden und ihnen vorgeworfen wurde, sie würden
Mutter Teresa missverstehen und missinterpretieren, die “im Gegensatz zu der
modernen, liberalen Entwicklungsarbeit, die sich auf die Gründe und nicht auf die
Konsequenzen der Armut konzentriert, für eine ältere Tradition steht. Für ihre
Arbeit ist es wichtig, die Wunden zu verbinden.”
Der Erzbischof von Westminster, Kardinal Basil Hume, beschrieb die Dokumen-
tation im Nachhinein als eine “groteske Karikatur” und fügte hinzu: “Sie schaffte
es, sich bei den Reichen und Mächtigen für die Armen einzusetzen. Ihre offene
Güte und praktische Anteilnahme haben, ohne Worte, auf machtvolle Weise
Millionen Menschen angesprochen.”
Doch gerade das scheint gewisse (dunkle) “Mächte” auf dieser Erde gestört zu
haben. Und obwohl viele gläubige Menschen gerechte Empörung über diese bös-
artige Verleumdung und Herabwürdigung von Mutter Teresa - eine der selbst-
losesten, heiligsten und liebevollsten Frauen auf diesem Planeten - empfanden,
wurden Menschen, die nicht so stark in ihrem Glauben verwurzelt oder atheistisch
eingestellt waren, in ihrer Haltung gegenüber Mutter Teresa und der katholischen
Kirche negativ beeinflusst und in ihrem Glauben geschwächt.
Vor allem auch deswegen, weil diese verleumderische, herabwürdigende Kritik
an Mutter Teresa in den nächsten Jahren auch von anderen Journalisten und
Autoren immer wieder aufgegriffen und in den Medien verbreitet wurde ...
Sept.2016
      
 
Kritik an Mutter Teresa