In seinem Buch Digitale Demenz wendet sich Spitzer vehement gegen
Initiativen von Politik und Industrie, „alle Schüler mit Notebooks auszustatten
und die Computerspiel-Pädagogik zu fördern“. Diese Initiativen zeugten ent-
weder von blankem Unwissen oder skrupellosen kommerziellen Interessen.
Denn zahlreiche wissenschaftliche Studien stellten den digitalen Medien als
Lernmittel ein miserables Zeugnis aus. Soziale Online-Netzwerke lockten mit
virtuellen Freundschaften, doch in Wirklichkeit beeinträchtigten sie das
Sozialverhalten und förderten Depressionen.
Mit Bezug auf aktuelle statistische Mediennutzungsdaten von Schülern in
Deutschland warnt Spitzer vor dem zunehmenden Konsum elektronischer
Medien durch Kinder und Jugendliche, der zu nur sehr oberflächlicher
Beschäftigung mit Informationen führe und zu Lasten des eigenen, aktiv
tätigen Lernens gehe. Wie ein Muskel werde auch das Gehirn nur dann
trainiert, wenn man es wirklich fordere.
In diesem Zusammenhang übt Spitzer harte Kritik an einem Teil der
Bildungspolitiker: „Enquetes laden ausschließlich Experten ein, die von
Medienunternehmen-gesponserten Medieninstituten stammen. Das erklärt,
warum sie dann empfehlen, dass jeder Schüler einen Laptop haben soll,
obwohl wir wissen, dass der dem Lernen mehr schadet als nutzt.“
Der Mensch: zum Lernen geboren
Nach Spitzer zeigt die Gehirnforschung nicht nur, dass wir zum Lernen
geboren sind und gar nicht anders können, als lebenslang zu lernen, sondern
auch die Bedingungen für erfolgreiches Lernen. Sie ermögliche uns damit ein
besseres Selbstverständnis im besten Sinne des Wortes und leiste einen
wichtigen kulturellen Beitrag. Es sei an der Zeit, dieses Verständnis für die
Gestaltung von Lernumgebungen zu nutzen.
Weil alle Handlungen „Spuren im Gehirn“ hinterließen – umso intensiver, je
häufiger sie ausgeführt werden –, sei es nicht egal, was Kinder und Jugend-
liche den ganzen Tag tun. Kinder lernten deutlich schneller als Erwachsene.
Das Gehirn eines Erwachsenen unterscheide sich grundlegend von dem in der
Entwicklung begriffenen Kindergehirn. Handeln und Begreifen (im Wortsinn
gemeint, vgl. Jean Piaget) spielten nicht nur für das Erlernen konkreter
einzelner Dinge eine Rolle, sondern auch beim Erlernen allgemeinen Wissens
(semantisches Gedächtnis und sogar abstrakte Begriffe wie Zahlen):
„Wer möchte, dass aus seinen Kindern Mathematiker oder Spezialisten für
Informationstechnik werden, der sorge für Fingerspiele statt für Laptops in den
Kindergärten. Und wer die Schriftsprache ernst nimmt, der sollte eher für
Bleistifte als für Tastaturen plädieren.“
Mehr dazu siehe auch: https://www.youtube.com/watch?v=cf8f-aVBZNQ
sowie https://www.youtube.com/watch?v=66ENHn8scg0
Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_Spitzer)
dort gibt es weitere Quellenangaben