Karim El-Gawhary beschreibt die Flucht folgendermaßen:
„4000 Dollar hatte die Überfahrt gekostet. 200 Menschen würden auf dem Boot
sein, versprachen ihnen die Schlepper. Am Ende waren es über 700 Flücht-
linge, die darauf zusammengepfercht wurden. Vier Tage waren sie unterwegs.
Essen und Wasser waren ihnen ausgegangen. Sie waren abgetrieben und
befanden sich nicht weit von der libyschen Küste, erzählte Aman. Nach zwei
Tagen ohne Essen und Wasser kam ein Flugzeug und filmte sie, später wurden
sie von einem japanischen Frachter aufgenommen.“ (S.179)
Zum Zeitpunkt, als sie das Karim El-Gawhary erzählten, waren die Geschwister
aus Syrien bereits seit neun Monaten in Österreich. Trotzdem hatten sie noch
nicht einmal einen Gesprächstermin beim Amt für Fremdenwesen und Asyl in
Linz gehabt:
„Das erste Mal haben wir nach fünf Monaten nachgefragt, da hieß es, wir
dürfen das erst nach sechs Monaten tun. Als wir das dann gemacht haben, gab
es bis heute keine Antwort,“ erzählte Aman. Sie wussten nicht, ob sie als
Flüchtlinge anerkannt würden und ob ihre Zeugnisse in Österreich Gültigkeit
haben. Aman würde gerne Englisch studieren, ihr Bruder Medizin. Das Schlim-
mste sei die Langeweile, der einzige Lichtblick seien die zwei Deutsch-Stunden
in der Woche, die ihnen von den Großraminger ehrenamtlich gegeben werden.
Ein paarmal haben die älteren Geschwister in den benachbarten Schulen auch
schon Referate über die Lage in Syrien und über die Flucht gehalten.“ (S.179)