Die Fassade ist die einer Grundschule, irgendwo in der libyschen Hauptstadt Tripolis. Innen
zeugen noch die Bilder an den Wänden von der einstigen Bestimmung der Räume. Der Blick
in den Keller zeichnet ein ganz anderes Bild: Hier folterte Gaddafis Geheim-Polizei!
Jeder neue Tag fördert neue Grausamkeiten der 42 Jahre weilenden
Schreckensherrschaft von Libyens Diktator Muammar al Gaddafi ans Licht.
Folter diente dem Diktator dazu, sein Volk zu unterdrücken.
Allein die Kritik am „Bruder Führer” wurde mit Haft und Folter geahndet.
Ein ausgefeiltes Spitzel-System entlarvte jeden Fehltritt im Volk – Nachbarn bespitzelten
Nachbarn, Freunde gaben Informationen weiter...
Ein Reporter der englischen Zeitung „Daily Mail“ berichtet von den Folter-Zellen
unterhalb der Grundschule.
„Drinnen waren vier winzig kleine, leere Räume. Sie waren gefliest und sahen eher aus wie
Duschkabinen. Doch die Fliesen waren mit Blut beschmiert, an einer Wand waren blutige
Handabdrücke.“
HORROR-GEFÄNGNIS ABU SALIM
Auch im berüchtigten Gefängnis Abu Salim, etwa zehn Autominuten von Tripolis
entfernt, war Folter offenbar an der Tagesordnung.
Wer hier hinein kam, wusste nicht, ob er jemals wieder lebend herauskommt.
Hier saßen hauptsächlich politische Gefangene – oft jahrelang unter
menschenverachtenden Bedingungen. 20 Insassen in einer 9 Quadratmeter kleinen
Zelle.
Vor einer Woche wurden die Gefangenen dort von den Rebellen befreit.
Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs Luis Moreno Ocampo machte
die Folter von Dissidenten in Gefängnissen und die Vertuschung der Praktiken zum
Punkt in seiner Anklage gegen Gaddafi.
Ocampo geht zudem davon aus, dass Gaddafis Truppen auch Massenvergewaltigungen als
Waffe einsetzen.
Dafür gebe es Beweise, heißt es aus Den Haag.
GADDAFI-SOHN BESTÄTIGTE FOLTER
2007 gab Gaddafis Sohn Saif al-Islam in einem Interview mit al-Dschasira zu: „Es
wurde gefoltert.“
Er bestätigte damit die Angaben, die fünf bulgarische Krankenschwestern gemacht hatten.
Die Frauen und ein palästinensisch-bulgarischer Arzt waren Ende der 1990er-Jahre
beschuldigt worden, hunderte libysche Kinder mit HIV infiziert zu haben.
Man habe sie an den Füßen aufgehängt, den Arzt mit Stromschlägen an den Beinen und
Genitalien gefoltert, erklärten die Mediziner nach ihrer Auslieferung nach Bulgarien.
Auch Abdurrahman Schalgam, von 2000 bis 2009 libyscher Außenminister, berichtet
von schmutzigen Geschäften, von Attentaten und barbarischen Racheakten.
Der arabischen Zeitung „Al-Hayat“ erzählt er Anfang des Jahres, wie Gaddafi 1983 einen
ehemaligen Weggefährten brutal ermorden ließ.
Dieser war nach einem gescheiterten Putschversuch ins Exil gegangen.
Gaddafi ließ ihn aus Marokko zurückholen, um ihn in Libyen „wie ein Schaf zu
schlachten“, sagt Schalgam.
200 000 US-Dollar (140 000 Euro) sollen die Marokkaner dafür bekommen haben.
GADDAFIS SCHERGEN MORDEN WEITER
Etwa 150 Leichen wurden gestern auf einer Farm nahe Tripolis entdeckt. Offenbar
hatten Gaddafis Söldner die Zivilisten in einem Haus gefangen gehalten und später
angezündet.
Der Vorfall soll sich am Dienstag oder Mittwoch dieser Woche ereignet haben, schreibt
„Daliy Mail Online“.
Journalisten berichten, sie hätten mindestens 56 Leichen ausmachen
Quelle:  BILD online, Okt.2011
               http://www.bild.de/politik/ausland/libyen-krise/libyen-gaddafi-folter-
                  regime-19635830.bild.html
Die Schreckensherrschaft des Gaddafi-Regimes