In der gebundenen Ganztagsschule werden alle Kinder auch nachmittags an
fünf Wochentagen unterrichtet und betreut. Das hat den Vorteil, dass der
Unterricht einem anderen Rhythmus folgen kann. Zwischen den Unterrichts-
blöcken können die Kinder sich bewegen, essen, ihren Interessen nachgehen
oder entspannen.
Aber auch die offene Ganztagsschule, in der die Nachmittagsangebote
größtenteils freiwillig sind, kann gut gelingen.
Es kommt dabei immer auf die Qualität der Angebote, der Schule und des
Unterrichts an.
Doch gerade an der Qualität hapert es wegen der klammen öffentlichen Kassen
vielfach. Und was aus der Sicht der Behörde so einfach erscheint, geht nach
Überzeugung der Elternvertreter nach hinten los.
Sabine Buhk, die vom Hamburger Landeselternausschuss (LEA) für die GBS
zuständig ist, erklärt es am Beispiel des Mittagessens. Sie sagt, an den 30
Schulen, die jetzt schon nach diesem Prinzip arbeiten, müssten die Kinder in
drei Schichten im 20-, teilweise sogar im 15-Minuten-Takt essen. Manche
Schulen müssten noch bis zu drei Jahre auf eine angemessene Mensa warten.
Im Hort hingegen ist Zeit zum Essen und es gibt Platz für jedes betreute Kind.
Kein Konzept für den Nachmittag
Aber nicht nur das Essen ist ein Problem. Niemand, so Buhk, wisse derzeit, wie
die Nachmittage gestaltet werden. Derzeit sei nur sicher, dass die Kinder die
Zeit bis 16 Uhr in den Klassen verbringen. Eine sinnvolle Abwechslung von
Bewegungs- und Entspannungsphasen sei ebenso wenig erkennbar wie ein
Konzept zur Hausaufgabenhilfe oder die Förderung von Talenten. Genau das
aber ist Kern und Wesen der Ganztagsschule.
Pläne für eine Qualitätsverbesserung gibt es zwar - aber werden diese auch
umgesetzt? in Nordrhein-Westfalen hat vor allem auf kommunaler Ebene ein
von Politik, Verwaltung und Elternschaft getragener Prozess eingesetzt: Jede
einzelne Ganztagsschule soll Kern eines Netzwerkes sein. Hort-Erzieher, Mitar-
beiter aus Jugendhilfe, Vereinen und Verbänden, aber auch Künstler, Musik-
lehrer, Sporttrainer, Sozialpädagogen und nicht zuletzt die Lehrer der jewei-
ligen Schulen selbst arbeiten oft schon in multi-professionellen Teams zusam-
men. Heraus kommen vielfältige Angebote aller Art, die den Kindern und
Jugendlichen Spaß machen.
Viele Eltern sind jedenfalls skeptisch gegenüber einer Ganztagesbetreuung
ihrer Kinder . So gab es auch in Bremen Streit um die Qualität der Betreuung,
weil die Sozial- und Bildungsbehörde vorhatte, zum kommenden Schuljahr den
offenen Ganztag in den Grundschulen einzuführen – und dafür Hortplätze zu
streichen. Mit dem gesparten Geld sollte der Ausbau der Krippenplätze forciert
werden.
Karla Götz, Sprecherin des Bremer Bildungsressorts verspricht: "Die Qualität
wird nicht leiden". Egal, ob gebundene oder offene Ganztags-Grundschule, der
Schulalltag wird so gestaltet, dass sich Vor- und Nachmittag ergänzen.
Auch viele Bremer Schulen sehen darin große Vorteile. Die beiden Grund-
schulen Alt-Aumund und Burgdamm etwa möchten ihre bislang auf der Basis
von Arbeitsgemeinschaften gemachten Angebote wie Hausaufgaben- und
Nachhilfe, Kunst, Sport, Erste Hilfe, Englisches Theater oder "Jugend forscht"
gerne verstetigen.
Doch so schnell wie im Norden der Republik geht es im Süden sowieso noch
nicht. Joachim Klesen, Vorsitzender der Gesamtlandeselternvertretung des
Saarlands sagt, im ländlichen Bereich gebe es "gewisse Akzeptanzprobleme
bei den Eltern". Deshalb habe sich das Bundesland dazu entschlossen, den
Ausbau nicht überstürzt zu betreiben.
Quelle und gesamter Artikel: http://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2012-02/ganztagsschule-
betreuung/komplettansicht
Weiterer Erfahrungsbericht:
http://www.focus.de/familie/schule/schulwahl/ganztagsschule/unterricht-am-nachmittag-top-
oder-flop-paedagogik_id_1767936.html