Gender Mainstreaming bedeutet, dass die Politik, dass aber auch Organisationen
und Institutionen jegliche Maßnahmen, die sie ergreifen möchten, hinsichtlich
ihrer Auswirkungen auf die Gleichstellung von Frauen und von Männern
untersuchen und bewerten sowie gegebenenfalls Maßnahmen zur Gleichstellung
ergreifen.
Das heißt, in allen Phasen der Planung, Durchführung und Auswertung von
Maßnahmen müssen die unterschiedlichen Lebenslagen von Frauen und Männern
und die Auswirkungen auf beide Geschlechter berücksichtigt werden.
Eine treibende Kraft für die Umsetzung von Gender Mainstreaming stellt die EU
dar, welche 1997 im Amsterdamer Vertrag Gender Mainstreaming offiziell als
verbindliche Richtlinie für alle Mitgliedsstaaten zum Ziel der EU-Politik
gemacht hat.
In Deutschland wurde durch die Novellierung der Gemeinsamen Geschäftsordnung
der Bundesministerien durch Kabinettsbeschluss vom 26. Juli 2000 ein wichtiger
Schritt zur Verankerung von Gender Mainstreaming getan. Der § 2 GGO stellt alle
Ressorts der Bundesregierung vor die Aufgabe, den Gender Mainstreaming-Ansatz
bei allen politischen, normgebenden und verwaltenden Maßnahmen der
Bundesregierung zu berücksichtigen.
Widerstände gegen Gender Mainstreaming (GM) - gegen das Verfahren aber auch
gegen die Umsetzung - sind vielfältig.
Die einen, einem verbreiteten Alltagsverständnis von Geschlecht folgend, halten
GM für überflüssig: Reale Differenzen zwischen den Geschlechtern sehen sie als
Folge natürlicher Geschlechterunterschiede und können deshalb auch keine
Ungerechtigkeiten darin entdecken.
Andere, vor allem aus dem wissenschaftlichen Bereich, gehen von einem
fortschrittlichen Geschlechterverständnis aus und sehen in Gender Mainstreaming
(GM) ein problematisches Potential zur Stereotypisierung und Homogenisierung.
Sie behaupten, dass die bei der Umsetzung von GM vorzunehmenden Gender-
analysen automatisch wieder zu den Kategorien "Mann" und "Frau" zurückführten,
die es geschlechterpolitisch gerade aufzulösen gelte. Sie kritisieren also das
Instrument GM als unzureichend, um Geschlechterdifferenzen abzubauen.