Folgen der Sparpolitik in Griechenland
Die während der Finanzkrise ab 2008 einsetzende Rezession vertiefte sich mit
dem Beginn der griechischen Schuldenkrise und setzte sich bis ins Jahr 2013
fort, im Vergleich zu 2007 brach das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt
Griechenlands bis 2013 um 26% ein. Erst 2014 gab es erstmals wieder eine
geringfügige Erholung mit einem Zuwachs von 0,4%.
Die Arbeitslosigkeit stieg von 7,4 % im Juli 2008 auf 27,2 % im Januar 2013.
Die Krise trifft insbesondere die sozial Schwächeren. Als Sparmaßnahme sind
die Renten gesenkt worden. Viele Bürger Griechenlands haben nichts zu essen
und sind obdachlos. Da auch Schwerkranke und völlig mittellose Patienten mit
chronischen Krankheiten einen Teil der Kosten für Medikamente selbst bezahlen
müssen, ist ihre medizinische Versorgung gefährdet. Parteien vom linken und
vom rechten Rand haben Zulauf.
Vielfach sind die Apotheker seit Monaten von den staatlichen Krankenkassen
nicht mehr bezahlt worden. Hunderttausende Versicherte der größten Kranken-
kasse Eopyy müssen ihre Medikamente bar in den Apotheken bezahlen und sich
anschließend mit der Quittung an die Krankenkasse wenden.
Seit Ausbruch der Krise haben viele Griechen ihre Guthaben bei inländischen
Banken verringert, um sie als Bargeld zu halten oder ins Ausland bzw. zu aus-
ländischen Banken zu transferieren („Kapitalflucht“). Mögliche Motive sind
Angst vor Besteuerung, das Erwarten einer Währungsreform oder die Angst vor
einer Insolvenz der kontoführenden Bank oder Angst vor einer Staatspleite.
Ausweislich der TARGET2-Salden beschleunigte sich die Kapitalflucht aus
Griechenland im Januar 2015.
Seit Beginn der Wirtschaftskrise ist die Zahl der Landwirte innerhalb von zwei
Jahren um 40.000 gestiegen.
Während der Wirtschaftskrise stieg die vergleichsweise niedrige Suizidrate auf
das Doppelte an. Sie war in den ersten fünf Monaten des Jahres 2011 40 Pro-zent
höher als im Vorjahreszeitraum, Aufsehen erregte vor allem der Freitod des 77
Jahre alten Apothekers Dimitris Christoulas, der sich am 4. April 2012 auf dem
Syntagma-Platz erschoss. In seinem Abschiedsbrief schrieb er, dass er seinem
Leben lieber mit Würde ein Ende setze bevor es notwendig werde die Mülltonnen
nach Essen zu durchsuchen, weil ihm seine Rente nicht mehr ausreiche, um
menschenwürdig zu leben, und das obwohl er 35 Jahre lang ohne jegliche
Zuschüsse für sie eingezahlt habe.