Maßnahmen der griechischen Regierung
Erstes Sparpaket – März/April 2010
Am 3. März 2010 wurde die Mehrwertsteuer mit Wirkung vom 15. März 2010 von
19 Prozent auf 21 Prozent erhöht und eine Kürzung der Beamtengehälter be-
schlossen. Dadurch sollen jährlich 4,8 Milliarden Euro eingespart werden.
Darüber wird das Weihnachts- und Urlaubsgeld für alle Bediensteten im
öffentlichen Dienst um 20% und alle Zulagen um 30% gekürzt. .
Am 28. April 2010 wurde vom Kabinett der Kallikratis-Plan beschlossen,
wonach Verwaltungsausgaben von 1,8 Milliarden Euro jährlich eingespart
werden sollen. Geplant ist, das 13. und 14. Monatsgehalt der Beamten
permanent zu streichen.
Zweites Sparpaket – Mai 2010
Am 2. Mai 2010 beschloss die griechische Regierung ein mit IWF und EU
ausgehandeltes Maßnahmenpaket. Durch folgende Maßnahmen sollen bis 2013
etwa 30 Milliarden Euro eingespart werden:
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Einfrierung der Beamtengehälter über 2000 Euro
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Reduzierung der Verwaltungsebenen von fünf auf drei
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Reduzierung der Stadtverwaltungen von derzeit über 1000 auf 370
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Streichung des 13. und 14. Monatsgehalts bzw. der Monatsbezüge im
öffentlichen Dienst
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Einstellungsstopp im öffentlichen Dienst: Nur jede fünfte Stelle, die im
öffentlichen Dienst frei wird, soll neu besetzt werden. Im Herbst 2011
sollen weitere Stellen gestrichen werden.
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Anhebung des durchschnittlichen Rentenalters von 61,3 auf 63,4 Jahre
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Anhebung der Mehrwertsteuer von 21 Prozent auf 23 Prozent sowie
Erhöhung der Steuern auf Tabak, Spirituosen und Kraftstoff
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Streichung der 13. und 14. Monatsbezüge für Rentner
Das griechische Parlament verabschiedete das Sparpaket am 6. Mai 2010.
Drittes Sparpaket – Juni 2011
Das griechische Parlament stimmte dem dritten Kürzungspaket der Regierung
am 29. Juni 2011 zu. 155 der insgesamt 300 Abgeordneten stimmten in der
namentlichen Abstimmung dafür, 138 votierten dagegen, 5 enthielten sich und
2 nahmen an der Abstimmung nicht teil.
Bis 2015 will die Regierung Papandreou damit rund 78 Milliarden Euro
einsparen (rund 28 Milliarden Euro durch Leistungskürzungen und Steuer-
erhöhungen, 50 Milliarden durch Privatisierungen und Verkauf staatlicher
Immobilien).
Die Verabschiedung des Sparpakets war die entscheidende Voraussetzung für
die Freigabe einer weiteren, fünften, Tranche aus dem 110 Milliarden Euro
schweren ersten Rettungspaket durch EU und IWF. Ungeachtet der
Entscheidungen im Parlament rechnen zahlreiche Wirtschaftsexperten
mittelfristig mit einer Umschuldung Griechenlands.
Hauptpunkte des dritten Pakets:
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Steuern: Die Vermögensteuer wird angehoben ebenso wie die
Mehrwertsteuer für verschiedene Bereiche. Zudem wird eine
„Solidaritätssteuer“ eingeführt, Steuerbefreiungen sollen wegfallen.
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Löhne: Bis 2015 soll die Zahl der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst
um 150.000 reduziert werden, die verbleibenden Beamten müssen länger
arbeiten.
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Sozialleistungen: Die Vermögen von Leistungsbeziehern sollen
überprüft und eine Reihe von Leistungen gekürzt werden.
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Verteidigung: Im kommenden Jahr will das Land bei der Rüstung 200
Millionen Euro sparen, von 2013 bis 2015 sollen es dann jährlich 333
Millionen Euro sein.
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Gesundheitssystem: 2011 sollen 310 Millionen Euro und weitere 1,43
Milliarden bis 2015 gekürzt werden – etwa durch eine Absenkung der
staatlich festgesetzten Preise für Medikamente.
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Investitionen: In diesem Jahr sollen 700 Millionen Euro weniger fließen,
die Hälfte dieser Summe soll auf Dauer wegfallen.
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Privatisierungen: Viele Staatsbetriebe sollen in private Hand wechseln.
Zu diesem Zweck wurde am 1. Juli 2011 eine Privatisierungsgesellschaft
mit dem Namen Hellenic Republic Asset Development Fund (HRADF)
eingerichtet. Unsicher ist, ob in der derzeitigen Lage ange-messene
Preise für die Unternehmen erzielt werden können.
Anfang 2012 wurde bekannt, dass die Privatisierung kaum nennenswerte
Fortschritte macht und die von Griechenland für 2012 versprochenen Erlöse
von 11 Milliarden Euro unrealistisch erscheinen.
Ankündigung eines weiteren Sparpakets – September 2011
Am 21. September 2011 gab die griechische Regierung neue Sparmaßnahmen
bekannt. So werde der Steuerfreibetrag von bislang 8000 Euro auf 5000 Euro
gesenkt. Weiterhin sollen 30.000 Stellen im öffentlichen Dienst gestrichen
werden. Beamte und andere Staatsbedienstete sollen in eine sogenannte
„Arbeitsreserve“ geschickt werden. Sie erhalten für maximal zwölf Monate 60
Prozent ihres Einkommens, ehe eine unabhängige Behörde über die
Weiterbeschäftigung bzw. Entlassung entscheidet. Es wurde abgelehnt.
Rücktritt der Regierung Papandreou – November 2011
Der damalige Ministerpräsident Papandreou kündigte am 1. November 2011
eine Volksabstimmung über die mit weiteren drastischen Sparauflagen
verbundenen Beschlüsse des Euro-Gipfels in Brüssel zur Griechenlandhilfe an,
ließ diesen Plan aber bereits am 3. November wieder fallen, nachdem die
anstehende Kreditauszahlung von acht Milliarden Euro („Rettungshilfen“) an
Griechenland im Hinblick auf die Unsicherheiten der innenpolitische
Entwicklung in Griechenland ausgesetzt worden war.
Papandreou stellte am 4. November im Parlament die Vertrauensfrage und
erhielt nach der Ankündigung, eine Übergangsregierung unter Einbindung der
oppositionellen Nea Dimokratia bilden zu wollen, die Mehrheit. Eine von dem
parteilosen Loukas Papadimos im November 2011 gebildete neue Regierung,
der neben einem Großteil der bisherigen PASOK-Minister zwei Minister der Nea
Dimokratia und einer der LAOS angehören, verpflichtete sich zur Erfüllung der
Sparauflagen. Ende 2011 stecken die Verhandlungen in der großen Koalition in
einer tiefen Krise. Selbst die dringendsten Reformen sind ins Stocken geraten.
Bis Oktober 2011 wurde der HRADF gesetzlich legitimiert und war somit voll
einsatzbereit.
Im Jahr 2011 wurden statt der erwarteten 400 Mio. Euro insgesamt 946
Millionen Euro an Steuerschulden eingetrieben. Dies wird auf die Einrichtung
einer zentralisierten Struktur der Finanzbehörden zurückgeführt, sowie auf
vermehrte Betriebsprüfungen.
Viertes Sparpaket – Februar 2012
Im Februar 2012 wurde ein weiteres Sparpaket verabschiedet.
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Absenkung des Mindestlohns auf 586 Euro
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Absenkung des Mindestlohns für unter 25-Jährige auf 525 Euro
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Kürzung der Gehälter bestimmter Berufsgruppen im öffentlichen Dienst
rückwirkend zum 1. Januar 2012 um 20 Prozent
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Kürzung des Arbeitslosengeldes auf 322 Euro
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Kürzung der Renten um 10 bis 15 Prozent
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Erhöhung der Selbstbeteiligung bei Medikamenten
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Kürzung der Medikamentenkosten staatlicher Kliniken
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Einsparungen bei Überstunden der Ärzte
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Kürzung der Zuschüsse für Städte und Gemeinden
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Sofortige Entlassung von 15.000 Staatsangestellten; bis 2015 150.000
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Privatisierung von Staatsbetrieben
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Schließung von 200 kleinen, ineffizienten Steuerämtern und Einstellung
1000 neuer Steuerkontrolleure
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Kürzung der Militärausgaben um 600 Millionen Euro bis 2015
Über den aktuellen Umsetzungsstand der Privatisierung gibt die Abhandlung
„The Second Economic Adjustment Programme for Greece“ Auskunft bzw. der
HRADF. Es werden neben Immobilien und Grundstücken auch öffentliche
Versorgungseinrichtungen, Straßenbetreibergesellschaften und Lottolizenzen
veräußert.
Zahlreiche deutsche Unternehmen begleiten den Verkaufsprozess. Die
geplante Plattform für Ausschreibungen der öffentlichen Hand ist seit 28.
August 2013 aktiv.
Fünftes Sparpaket – November 2012
Im November 2012 hat das griechische Parlament ein erneutes Sparpaket in
Höhe von 13,5 Milliarden Euro gebilligt, welches Kürzungen bei Renten,
Gehältern, im Gesundheits- und Sozialwesen sowie Streichungen von Kinder-
und Weihnachtsgeld vorsieht.
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Renten von 1.000 Euro aufwärts werden um 5 bis 15 % gesenkt
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Weihnachtsgeld für Rentner wird abgeschafft
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Das Rentenalter wird für alle von 65 Jahre auf 67 Jahre angehoben
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Abfindungen für entlassene Arbeitnehmer werden gesenkt
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Streichung von Weihnachts- und Urlaubsgeld für Staatsbedienstete
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Kürzung Löhne und Gehälter um 6 bis 20 % für Staatsbedienstete
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Bis Ende 2012 sollen 2.000 Staatsbedienstete in die Frühpensionierung
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höheren Eigenbeiträge beim Kauf von Medikamenten
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Krankenhausreform
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Angleichung Gehälter der Angestellten öffentlich-rechtlicher Betriebe an
denen der Staatsbediensteten
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keinen Anspruch auf Kindergeld bei mehr als 18.000 Euro
Familieneinkommen pro Jahr
Sechstes Sparpaket – April 2013
Die Regierungskoalition in Griechenland hat sich im April 2013 auf neue
Sparvorschläge im Rahmen ihrer Reformvorhaben geeinigt.
- Reform der Öffentlichen Verwaltung (englisch: public administration
reform)
o
die Personalplanung (englisch: staffing plan) sieht vor, eine große
Zahl an Staatsbediensteten zu entlassen:
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bis Ende 2013 sollen im öffentlichen Dienst 4.000 Stellen
(kumuliert) gestrichen werden
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bis Ende 2014 sollen insgesamt 15.000 Beamte (kumuliert)
gehen
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dieses Reformvorhaben soll durch Evaluierung (englisch:
evaluation), eine vernünftige Umverteilung des Personals
durch dessen Mobilität (englisch: rational reallocation of
personnel through mobility) und eine qualitative Erneuerung
durch Entlassungen (englisch: quality renewal through
exits) erreicht werden. Kriterien für etwaige Entlassungen
und konkrete Planwerte finden sich auf den Seiten 130 und
231f. der Abhandlung „The Second Economic Adjustment
Programme for Greece – Second Review May 2013“
-
es soll „eine neue Grundbesitzsteuer erhoben werden“
Über den aktuellen Umsetzungsstand gibt die Abhandlung „The Second
Economic Adjustment Programme for Greece – Third Review July 2013“
Auskunft. Der HRADF hat bis Ende 2014 insgesamt 14 Grundstücke und
Immobilien veräußert, darunter Gebäude in Rom, London, Brüssel und
Taschkent. Das Gebäude in Rom brachte 6 Mio. EUR und das in London 22
Mio. EUR.
Reform der Öffentlichen Verwaltung
Als Minister der Regierung Samaras plante Antonis Manitakis, die Verwaltung
zu reformieren. Auf Rat von Experten aus den anderen Euro-Staaten („Task
Force“) sollten nach individueller Prüfung „die Unfähigen oder Korrupten“
entlassen werden. Nachdem im Frühjahr 2013 der öffentliche Dienst bereits
ohne Massenentlassungen auf 70% der Angestellten geschrumpft war, forderte
Poul Mathias Thomsen, Leiter der Troika-Delegation des IWF, ultimativ die
Entlassung von 15.000 Angestellten, davon 4.000 sofort. Daraufhin wurden der
staatliche Rundfunk geschlossen, Lehrer, Ärzte und Schulinspektoren kollektiv
entlassen. Die Verwaltungsreform wurde dagegen nicht weiter verfolgt, und
Manitakis trat zurück.
Im September 2013 wurde mitgeteilt, dass der Sonderurlaub für Beamte, die
mehr als fünf Stunden pro Tag an einem Computer sitzen, abgeschafft werde.
Durch diese 1989 eingeführte Regelung bekamen Beamte alle zwei Monate
einen Tag Sonderurlaub. Zuvor wurden auch Boni für das regelmäßige
Erscheinen bei der Arbeit und die Weiterzahlung der Pensionen verstorbener
Väter an ihre unverheirateten Töchter aufgehoben. Seit 2014 müssen die
Patienten der staatlichen Krankenhäuser 25 Euro pro Behandlung zahlen.
Quelle: Wikipedia, die freie Enzyklopädie,
              dort gibt es weitere Quellenangaben