Verdacht auf versteckte Parteienfinanzierung
Beim Verkauf der Hypo an die BayernLB sollen mehrere Millionen Euro an die
Kärntner Regierungsparteien Die Freiheitlichen in Kärnten (ehemals Kärntner
BZÖ) und ÖVP geflossen sein. Zeitungsberichten zufolge sollen Die Freiheit-
lichen in Kärnten 27 Mio. Euro und die ÖVP rund 13 Mio. Euro erhalten haben.
Unbestritten sind die großzügigen Kredite der Bank an Die Freiheitlichen in
Kärnten von 2,6 Millionen Euro und an den BZÖ Parlamentsklub von 892.000
Euro. Die Kärntner SPÖ lieh sich bei der Hypo 1,25 Millionen Euro.
Unter dem damaligen Landeshauptmann Jörg Haider übernahm das Land
Kärnten für die Bank eine Haftung, deren Höhe sich, wie später bekannt wurde,
auf bis zu 24,7 Mrd. Euro belief. Das entspricht dem über Achtfachen des
Kärntner Landesbudgets. Dafür erhält das Land jährlich eine Haftungs-
provision.
Im Jahr 2003 etwa wurden von der Hypo 8,2 Millionen an das Land Kärnten
überwiesen. In Summe lukrierte Kärnten im Zeitraum 2002 bis 2007 48 Millionen
Euro. Die Haftungsprovisionen bis 2010 ließ sich Kärnten in einem Schlag von
der Bank vorstrecken und besicherte damit einen Kredit von der Hypo in Höhe
von 58 Millionen Euro. 20 Millionen Euro davon sollen laut den Grünen in den
Wahlkampf der „Großparteien“ geflossen sein..
Ende 2009 betrug die im Kärntner Haushaltsvoranschlag für 2010 nicht
aufscheinende Haftung noch 19 Milliarden Euro.
Im Jänner 2011 spricht der neue Chef der Bank, Gottwald Kranebitter, von einer
Haftung in Höhe von 20 Milliarden Euro oder 36.000 Euro pro Kärntner für
Anleihen, die bis 2017 zurückgezahlt werden müssen.
Am 4. Juli 2012 begann am Klagenfurter Landesgericht ein Strafverfahren
gegen Martinz und den Steuerberater Dietrich Birnbacher wegen des Verdachts
auf Untreue. Am 25. Juli 2012 gestand Birnbacher vor Gericht, dass vereinbart
war, Teile seines (wie er bereits zuvor eingestanden hatte, weit überhöhten)
Honorars an die ÖVP unter Martinz und das damalige BZÖ unter Jörg Haider
(heute Die Freiheitlichen in Kärnten, FPK) weiterzuleiten.
Martinz erklärte am selben Tag seinen Rücktritt als ÖVP-Landesparteiobmann;
er kündigte an, aus der ÖVP auszutreten, und gestand den Tatvorgang der
illegalen Parteienfinanzierung ein, nachdem er diesen vormals des Öfteren
geleugnet hatte. Martinz bestritt, dass (wie von Birnbaumer behauptet) der
ehemalige Innenminister Ernst Strasser involviert gewesen war.
Das Bekanntwerden der Vorgänge löste Entsetzen aus, Bundespräsident Heinz
Fischer sprach von einem „politischen Sumpf“. Die Bundesregierung erwog
einen Antrag auf Auflösung des Kärntner Landtages.
Die Korruptionstaatsan-waltschaft leitete Ermittlungen gegen den Landesrat
Harald Dobernig (FPK) und drei Sachverständige wegen des Verdachts auf
Beitragstäterschaft zur Untreue ein. Ermittlungen gegen den erst kurz zuvor
nicht rechtskräftig zu einer bedingten Haftstrafe verurteilten Landesrat Uwe
Scheuch (FPK) werden geprüft.
Der Kärntner Landeshauptmann Gerhard Dörfler (FPK) bezeichnete die
Vorwürfe gegen Martinz, Scheuch und andere als „Menschenhatz“ und lehnte
Forderungen nach Neuwahlen ab. Die Kleine Zeitung berichtete, dass im Büro
von Uwe Scheuch Akten geschreddert wurden, zog die Meldung aber zurück,
„um nicht in Ermittlungen seitens der Behörden einzugreifen“.
Am 27. Juli 2012 wurde eine Sonderlandtagssitzung abgehalten. Im Lauf der
Debatte kam es zu groben Unstimmigkeiten und Beschimpfungen. So forderte
der FPK-Abgeordnete Grebenjak eine Abgeordnete der Grünen durch Gesten
zum Lüften ihres T-Shirts auf. Im Budgetausschuss wurde ein Neuwahlantrag
beschlossen. Die FPK drohten damit, Abstimmungen über den Neuwahlantrag
durch ständiges Ausziehen aus dem Plenum zu verhindern.
Neben dem Komplettrückzug von Josef Martinz aus der Politik führten die
Ermittlungen zu den Rücktritten von Uwe Scheuch (FPK), Achill Rumpold,
Stephan Michael Tauschitz und Thomas Goritschnig (alle ÖVP) von ihren
Posten.
Am 1. Oktober 2012 wurden in erster Instanz wegen Untreue Josef Martinz zu
fünfeinhalb Jahren unbedingter Haft, Dietrich Birnbacher zu drei Jahren Haft,
davon zwei Jahre bedingt, Hans-Jörg Megymorez zu drei Jahren Haft und Gert
Xander zu zwei Jahren Haft verurteilt.
Quelle: Wikipedia, die freie Enzyklopädie
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