Doha, die Hauptstadt von Katar, war seit den frühen 2000er Jahren schon
immer ein Nabel des islamischen Extremismus, als die Regierung Katars
begann Think Tanks und Universitäten zu gründen, die mit islamistischen
Querdenkern gefüllt wurden.
Der staatlich finanzierte Al Jazeera Nachrichtensender, der in der gesamten
Region seine Propaganda verbreitet, bietet positive Aufmerksamkeit der
Medien auf führende Mitglieder der Muslimbruderschaft im ganzen Nahen
Osten, und viele der Top-Berater der Herrscherfamilie waren mit der
Muslimbruderschaft verbunden – Es sind Männer wie der umstrittene
ägyptische Geistliche Yusuf al-Qaradawi, der die International Union of Muslim
Scholars von Doha leitet.
Der Gründer der Muslimbruderschaft Hassan al Banna ließ 1928 keinen Zweifel
an den Zielen dieser fundamentalistischen Bruderschaft aufkommen: „Dann
wollen wir, dass die Fahne des Islam wieder über diesen Landschaften weht,
die das Glück hatten, eine Zeitlang unter der Herrschaft des Islam zu stehen
und den Ruf des Muezzins Allah preisen zu hören. Dann starb das Licht des
Islam aus und sie kehrten zum Unglauben zurück. Andalusien, Sizilien, der
Balkan, Süditalien und die griechischen Inseln sind alle islamische Kolonien,
die in den Schoss des Islam zurückkehren müssen. Das Mittelmeer und das
Rote Meer müssen wieder islamische Binnenmeere wie früher werden.“
Was Doha in der Muslimbruderschaft sah, war eine Kombination von Religio-
sität und Wirksamkeit, die parallel zu ihrer eigenen schien. Darüber hinaus
wollte die Herrscherfamilie sich von konkurrierenden Monarchien wie Saudi-
Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) abgrenzen, die den
politischen Islam als gefährlich und machthungrig einstufen und ihre Macht
gefährdet sehen.
Es war reiner Pragmatismus, argumentierte Salah Eddin Elzein, Leiter des Al
Jazeera Zentrums für Studien, ein Think-Tank, der mit dem eigenen Satelliten-
netzwerks von Katar verbunden ist. „Islamisten kamen [in der Region] in den
1980er Jahren auf, und Katar versuchte, sich mit den Kräften, die man als die
am ehesten dominierenden Kräfte für die Zukunft sah, zu verbünden.“
Aber die globale Muslimbruderschaft sitzt weder nur in Katar, noch teilt die
königliche Familie unbedingt die Ideale der Bruderschaft. Oft wird ein ganz
anderer radikalislamischer Strang übersehen, der Katar näher steht, denn
seine offiziellen Sympathien gehören der Bewegung der Salafisten, die jedoch
letztlich ebenfalls eine Splittergruppe der Muslimbrüder darstellen und ihre
Ziele teilen.
In den 1990er Jahren haben aufstrebende Aktivisten der Salafisten die puris-
tische Ideologie von Saudi-Arabiens klerikalen Establishments mit den politi-
sierten Zielen der Muslimbruderschaft verschmolzen.
Einige dieser Denker wurden die ersten Inkarnationen von al-Qaida, ebenfalls
eine Splittergruppe der Muslimbrüder, während andere ein starkes Standbein
im befreiten Kuwait errichteten, wo die erste salafistische politische Partei
gegründet wurde.
Es war in Katar, bei dem die Aktivisten der Salafisten ihren Wohltäter fanden. In
den letzten 15 Jahren mutierte nicht nur insbesondere Doha zu einer De-facto-
Operations-Drehscheibe für eine tief miteinander verwobene Gemeinschaft von
Salafisten, die in Katar leben, sondern auch in Saudi-Arabien, Kuwait, Bahrain
und anderswo.
Kleriker wurden von Ministerien eingeladen, um bei wichtigen Ereignissen zu
sprechen – Wohltätigkeitsorganisationen wie die Sheikh Eid al Thani bin Mo-
hammad Nächstenliebe, kontrolliert vom katarischen Ministerium für Arbeit
und Soziales, wahrscheinlich die größte und einflussreichste von Salafisten
gesteuerte Hilfsorganisation der Welt, – nach einem kürzlich erschienenen
Bericht der Carnegie-Stiftung für internationalen Frieden.
Bereits im Jahr 2003 wurde der US-Kongress darauf aufmerksam gemacht,
dass Katar-Wohltätigkeitsorganisationen helfen, Geld von al-Qaida zu bewegen
und zu waschen.
Zur gleichen Zeit, wuchs der globale Einfluss von Katar: Die staatliche Flug-
gesellschaft Qatar Airways verfiel im Jahr 2007 in einen regelrechten Flugzeug-
Kaufrausch, um die Verknüpfung von weit entfernten Orten in jeder Ecke der
Welt zu erzielen. Und Katar hatte Al Jazeera,
durch ein massives
Jahresbudget von 650 Mio. US $ bis 2010 zum einflussreichsten Medienbetrieb
in der arabischen Welt entwickelt.
Ein besondere Rolle spielte Katar auch beim sogenannten “Arabischen
Frühling” und den Bürgerkrieg in Syrien:
Das kleine, gasreiche Emirat pumpte Millionen von Dollar durch obskure
Finanzierungs-Netzwerke in die harte Linie der syrischen Rebellen und extre-
mistischen Salafisten weltweit, und hat damit eine Außenpolitik betrieben, die
weit über seine Wichtigkeit hinausgeht. Nach Jahren der Duldung – auch unter
Ausnutzung der Verbindungen seines Verbündeten der USA.
Von glitzernden Einkaufszentren in der Nähe des Stadtzentrums von Doha und
Abu Dhabi aus haben einflussreiche Geschäftsleute aus der Oberschicht ihre
syrischen Rebellen-Brigaden laufen. Einzelne dieser Hintermänner hatten bis
zu 13.000 Männer unter ihrer Kontrolle, in der Nähe der östlichen Stadt Deir
Ezzor. Sie waren/sind Teil der sog. Freien Syrischen Armee (FSA), die diesen
Ver-brechern treu ergeben sind, um Präsident Bashar Al Assad zu stürzen und
um im Nahen Osten ein radikalislamisches Kalifat, den islamischen Staat, den
IS, ISIS oder ISIL zu verwirklichen.
Diese Geschäftsleute sind aber nur Randfiguren in einem großen islamisti-
schen Netzwerk voller Proxies in Katar und dieses Netzwerk ist nicht nur von
Katar selbst, sondern auch von ehemaligen syrischen Generälen, den Taliban,
somalischen Islamisten und sudanesischen Rebellen überspannt, die allesamt
mit der Muslimbruderschaft sympathisieren.
Als der syrische Bürgerkrieg begann und Katar Bashar Al Assad stürzen
wollte, entstand ein wachsender Pool an Mittelsmännern, die von Katar auf-
gefordert wurden, die Durchführung ihrer Außenpolitik, die Unterstützung der
syrischen Terrorbanden zu unterstützen. Denn es gab gar keine etablierten
Rebellen in Syrien als der Aufstand begann – eine Fehlinformation der inter-
nationalen Presse.
Katar unterstützte die Pläne der Emporkömmlinge und Geschäftsleute, und
versprach Kämpfer und Waffen zu beschaffen. Anfangs wurden nur die eige-
nen Ersparnisse der Geschäftsleute für die Unterstützung der in Syrien oper-
ierenden Terrorbanden verwendet. Doch durch Katars Spenden war es erst
möglich, in einem größeren Rahmen zu denken.
Doch Katars Netzwerk an Mittelsmännern, hat sich sowohl als Segen als auch
als Fluch für die Vereinigten Staaten erwiesen.
Auf der einen Seite scheute Washington nicht Katars Verbindungen einzu-
fordern, wenn es sie brauchte: Katar vermittelte den Gefangenenaustausch,
des US-Soldaten Bowe Bergdahl im Austausch für fünf Taliban-Gefangene in
Guantánamo Bay und es waren Katars Verbindungen mit der al-Nusra Front,
des al-Qaida-Ablegers in Syrien, die den amerikanischen Schriftsteller Peter
Theo Curtis im August befreiten. Katars Geheimdienstchef Ghanim Khalifa al-
Kubaisi soll angeblich einen Kontakt dazu hergestellt haben.
Aber das gleiche Netzwerk aus Katar spielte auch eine wichtige Rolle bei der
Destabilisierung und fast jedem Krisenherd in der Region und in der Beschleu-
nigung des Wachstums des radikalen Dschihad und ihren Fraktionen.
Die Ergebnisse können von schlecht bis hin zu katastrophal in allen Ländern
beurteilt werden, in denen Katars Beihilfen die Empfänger erreichten:
Libyen ist heute in einen endlosen Krieg zwischen Proxy-finanzierten Milizen
verstrickt, diese Beihilfen haben Syriens Opposition durch interne
Machtkämpfe schnell überwältigt und sie wurden von ausländischen
Extremisten, die aus der EU, den USA und einigen arabischen Ländern
angeheuert wurden, überrollt, und es waren Katars Beihilfen, die zur
Unnachgiebigkeit der Hamas geführt haben und wohl dazu beigetragen haben,
die humanitäre Notlage im Gaza-streifen zu erhöhen und zu verlängern.
Seit Jahren haben die US-Behörden das Proxy Netzwerk in Katar geduldet,
oder nutzten es sogar von Zeit zu Zeit für ihre eigenen geopolitischen
Strategien und andere Ziele.
Katars Nachbarn haben das jedoch nie getan. Bereits im Jahr 2013 haben
islamistische Staaten wie Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate,
und Bahrain, Katar öffentlich für seine Unterstützung der politischen Islamisten
in der Region zurechtgewiesen.
Diese Länder haben damit gedroht, ihre Landesgrenzen für Katar zu schließen
oder die Mitgliedschaft von Katar im regionalen Golf-Kooperationsrat auszu-
setzen, wenn das Land keinen Rückzieher seiner Außenpolitik veranlasst.
Nach fast einem Jahr Druck, gab es im dann die ersten Anzeichen einer
katarischen Konzession, sie kam am 13. September 2014, als sieben namhafte
Mitglieder der ägyptischen Muslimbruderschaft auf Veranlassung der
katarischen Regierung, Doha verlassen mussten.
Sowohl Katar als auch seine Kritiker arbeiten seitdem daran sicherzustellen,
dass sie Washington auf ihre Seite im inneren Golf-Streit bringen können. Es
geht um die künftige politische Richtung der Region und ihre Rollen, sie zu
führen.
Quelle und gesamter Artikel: https://parseundparse.wordpress.com/2014/10/06/die-akte-katar-
hintergrunde-und-hintermanner-des-radikalen-islam-1/