Nach Antritt an der Parteispitze 2011 verfolgte Marine Le Pen eine Strategie der
„Entdiabolisierung“, um auch Wählerschichten aus der bürgerlichen Mitte der
Gesellschaft für die Politik des Front National zu gewinnen. Sie warb um jüdische
Unterstützung, indem sie antisemitische Politiker an den Rand der Partei drängte
und den Holocaust in Abgrenzung zu verharmlosenden Äußerungen ihres Vaters
klar verurteilte.
In der Finanz- und Wirtschaftspolitik schlägt sie einen protektionistischen Ton an,
der im Geiste eines „ökonomischen Patriotismus“ die Souveränität Frankreichs
sowohl gegenüber der EU als auch den internationalen Finanzmärkten unter-
streicht.
So verlangt sie den Austritt Frankreichs aus dem Euro und die Rückkehr zum
Franc, um die finanzpolitische Entscheidungsgewalt aus Brüssel nach Paris zu-
rückzuverlagern.
Rhetorisch vertritt Le Pen den Anspruch, das wahre, lagerübergreifende Erbe des
Gaullismus zu vertreten, im politischen Spektrum von rechts nach links.
Ihre kritischen Kommentare zu Kapitalismus und Globalisierung im Zusammen-
hang mit der Banken- und Eurokrise haben die Sozialisten alarmiert, die eine
Überflügelung in der Gunst der Wähler durch einen „Links-Lepenismus“ fürch-
ten.
Gleichzeitig hat die Partei unter Le Pens Führung ihr Renommee als Männerpartei
abgelegt und erfährt immer stärkeren Zulauf von weißen Frauen der sogenannten
Arbeiterklasse, eine Entwicklung, die den sozialistischen Finanzminister Pierre
Moscovici zu der Einschätzung bewog, sie sei politisch „gefährlicher als ihr
Vater“.
Le Pen lehnt eine multikulturelle Gesellschaft strikt ab und fordert, Frankreich
solle die Assimilation von Einwanderern verstärken. Sie betont in ihren Reden den
– ihrer Meinung nach – schädlichen Einfluss der Einwanderung auf die französi-
sche Gesellschaft und Wirtschaft. Sie verlangt rigorose Kürzungen bei der Sozial-
hilfe für in Frankreich lebende Ausländer, strikte Ausweisungsgesetze für krimi-
nelle Immigranten und die Abschaffung des Geburtsortsprinzips zur Erlangung der
französischen Staatsbürgerschaft. Diese solle nur durch Abstammung oder Ver-
dienst erworben werden. Zur Bekämpfung der Kriminalität schlägt sie unter ander-
em ein Referendum zur Wiedereinführung der Todesstrafe vor.
Le Pen tritt demonstrativ für den französischen Laizismus ein, den es gegen die
„Islamisierung“ des Landes zu verteidigen gelte.
Für den Fall eines Wahlsieges versprach Le Pen 2011 den Austritt Frankreichs aus
der NATO und eine Vertiefung der Kooperation mit Russland.
Nach der im Dezember 2014 erfolgten Veröffentlichung des Untersuchungsbe-
richts des US-Senats über Folterpraktiken der CIA erklärte Le Pen ihre Zustim-
mung zu diesen Verhörmethoden, die sie als nützliches und verantwortliches
Handeln zum Schutz von Zivilisten betrachte.
Im April 2015 forderte Le Pen ihren Vater öffentlich zum Parteiaustritt auf.
Ende 2016 kündigte sie an, dass sie im Fall ihres Sieges bei der französischen
Präsidentschaftswahl 2017 den Frexit, also den Austritt Frankreichs aus der EU,
mit Hilfe eines Austrittsreferendums betreiben werde.
Von 1998 bis 2004 war sie Generalrätin von Nord-Pas-de-Calais, seit 2004 sitzt sie
im Regionalrat der Île-de-France.
Bei der Europawahl 2004 führte sie die Liste des Front National im Wahlkreis Île-
de-France an und konnte, wie ihr Vater, ein Mandat im Europäischen Parlament
erringen. Dort wurde sie als Fraktionsloses Mitglied im Ausschuss für Kultur und
Bildung und in der Delegation für die Beziehungen zu Israel.
2007 war sie an der Gründung der Fraktion Identität, Tradition, Souveränität betei-
ligt, die sich jedoch wenige Monate später wieder auflöste.
Bei der Europawahl in Frankreich 2009 wurde sie erneut gewählt und gehört
seitdem dem Ausschuss für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten sowie der
Delegation in der Paritätischen Parlamentarischen Versammlung AKP-EU an.
Am 2. Juli 2013 beschloss das Europaparlament die Aufhebung der Immunität von
Marine Le Pen. Hintergrund waren islamfeindliche Äußerungen der Politikerin aus
dem Jahr 2010, als sie Straßengebete von Muslimen mit der Okkupation Frank-
reichs durch das nationalsozialistische Deutschland verglich. Sie sagte – in
Anspielung auf die Probleme der französischen Vorstädte – es gebe Orte (No-go-
Area), an denen es nicht gut sei, eine „Frau zu sein, homosexuell oder Jude, nicht
einmal französisch oder weiß“. Das Strafgericht in Lyon sprach sie 2015 unter
Anführung ihres Rechts auf freie Meinungsäußerung frei.
Im Januar 2017 weigerte sich Le Pen, 342.000 Euro an das Europäische Parlament
zurückzahlen, die Le Pen verwendet hatte, um regelwidrig Mitarbeiter des FN zu
entlohnen. Der Journalist Paul Larrouturou wollte am 'Salon des Entrepreneurs',
einem Unternehmensforum in Paris, Le Pen zu dem Vorfall die Frage stellen, ob
ihre Sicherheitsleute auch fiktive Mitarbeiter des EU-Parlaments wären. Sicher-
heitsleute warfen den Journalisten gewaltsam aus dem Saal und gewährten ihm
auch keinen Zutritt mehr, nachdem er seine Akkreditierung gezeigt hatte.
Auf Empfehlung seines Rechtsausschusses hob das Europäische Parlament am
2.März 2017 Le Pens Immunität auf. Damit folgte man einer Aufforderung der
Staatsanwaltschaft von Nanterre, die seit Ende 2015 gegen die Politikerin wegen
„Verbreitung von Gewaltbildern“ ermittelt. Le Pen hatte im Dezember 2015 über
ihren Twitter-Account drei Gräuelfotos von Opfern der islamistischen Terror-
organisation IS veröffentlicht, darunter auch vom 2014 ermordeten US-
Journalisten James Foley.
Quelle: Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Marine_Le_Pen)