Zu den kleinen Burschenschaften zählt auch Norbert Hofers Burschenschaft
„Marko-Germania zu Pinkafeld“, über die nur wenig bekannt ist. Sie verfügt über
keine eigene Website und tritt auf Facebook in Form einer geschlossenen Gruppe
auf.
Bei der Festschrift anlässlich der Gründung im Jahr 1994 wurde allerdings der
damals radikalste Führer der Neonazi-Szene und der gewaltbereitesten Gruppier-
ungen Österreichs, Jürgen Hatzenbichler, zum Gastautor gewählt. (Anm.: Hatzen-
bichler distanzierte sich Ende der 1990er Jahre von der gewaltbereiten Neonazi-Szene).
H.H.Scharsach schreibt dazu: „Bei einer Burschenschaft, die einen so eindeutig
aus der neonazistischen Gewaltszene stammenden Mann zum Autor ihrer Grün-
dungsfestschrift macht, erübrigt sich die Frage nach dem ideologischen Standort.
Für einen Präsidentschaftskandidaten, der dieser Burschenschaft angehört und sich
auch im Fall seiner Wahl nicht von ihr trennen wollte, muss das Gleiche gelten.
So scheinen das auch Teile von Hofers Wählerschaft zu sehen, die immer wieder
mit Hitlergruß provozieren. Vor dem Landesgericht in Klagenfurt musste sich ein
Korporierter dafür verantworten, bei einer Burschenschaftsfeier mit erhobener
rechter Hand posiert zu haben. Nach Hofers Wahlveranstaltungen in Wien und
Graz standen Anhänger Hofers vor Gericht, weil sie den Hitlergruß gezeigt und
„Heil Hitler“ gerufen hatten. Im Mai 2016 postete eine Tirolerin anerkennend:
„Hofer ist der zweite Hitler und das ist gut so … was wir im Momenbt erleben,
wäre ein zweiter Hitler super.“ (S.22*)
Während des Präsidentschaftswahlkampfes bestritt Norbert Hofer immer wieder,
dass seine Burschenschaft die österreichische Nation ablehne.
Für Scharsach ist das unglaubwürdig. Er schreibt dazu: „In ihrer Gründungsschrift
bezeichnet die „Marko-Germania zu Pinkafeld“ wie andere Burschenschaften
auch, die österreichische Nation als „geschichtswidrige Fiktion“, die nach 1945 „in
den Gehirnen der Österreicher festgepflanzt“ worden sei. Sie bekennt sich zum
„deutschen Vaterland, unabhängig von bestehenden Grenzen“, verpflichtet ihre
Mitglieder , sich „für die freie Entfaltung des Deutschtums einzusetzen“ und dabei
„alle Teile des deutschen Volkes zu berücksichtigen.“
Die deutschnationale Standortbestimmung schließ nahtlos an Jörg Haiders Aus-
spruch von der „Missgeburt“ der österreichischen Nation an, mit dem dieser ein
Zitat von Adolf Hitler aus „Mein Kampf“ übernommen hatte. (….)
Deutschtümelei und „Herrenrassen-Bewusstsein“ haben bereits die Wegbereiter
der Burschenschaften als oberste Prinzipien ausgegeben. Der bis heute als Vor-
denker burschenschaftlichen Selbstverständnisses verehrte Schriftsteller und Histo-
riker Ernst Moritz Arndt (”Corps Rhenania”, Bonn, Namensgeber der “pennalen
Burschenschaft Ernst Moritz Arndt”, Greifswald) schrieb 1813 in seinem Deut-
schen Volkskatechismus: „Die Deutschen sind nicht durch fremde Völker verbas-
tardet, sie sind keine Mischlinge geworden, sie sind mehr als viele andere Völker
in ihrer angeborenen Reinheit geblieben.
Bis heute berufen sich Burschenschafter auf geistige Wegbereiter wie Johann
Gottlieb Fichte. Der deutsche Philosoph und Erzieher hatte formuliert: „Die Deut-
schen sind das auserwählte Werkzeug und Volk Gottes“, was Kaiser Wilhelm II. in
seiner berüchtigten „Hunnenrede“ aufgriff: Den berühmt gewordenen Satz „Pardon
wird nicht gegeben, Gefangene werden nicht gemacht“ werten Historiker als
Vorgriff auf die Verbrechen des Faschismus.“ (S.23ff.*)