130 Lehrende beklagen in einem offenen Brief den schlechten Mathematik-
Unterricht an deutschen Gymnasien. Eberhard Bänsch, Professor an der
Universität Erlangen-Nürnberg, hat ihn unterzeichnet. FOCUS Online
erklärt er, warum das deutsche Schulsystem seiner Meinung nach so viele
Mathe-Nieten produziert.
Die Mathematikkenntnisse deutscher Gymnasiasten reichen nicht für ein
Studium aus. Das beklagen Universitäten immer wieder.
Derzeit ist der Vorwurf wieder präsent: 130 Mathematik-Professoren und -
Gymnasiallehrer haben einen offenen Brief an Bildungsministerin Johanna
Wanka und andere Verantwortliche für das Schulwesen adressiert.
Einer der Unterzeichner ist Professor Eberhard Bänsch, Inhaber des
Lehrstuhls für Angewandte Mathematik an der Friedrich-Alexander
Universität Erlangen-Nürnberg.
„Normalerweise unterstütze ich selten Petitionen und dergleichen“, sagt er
auf Nachfrage von FOCUS Online. „Aber diesen Brief musste ich einfach
unterschreiben.
„Analphabetisierungkurse“ nötig
Seit Jahren leisten seine Kollegen und er das, was ihrer Meinung nach
eigentlich Aufgabe der Gymnasien wäre: den Schülern rudimentäre Grund-
kenntnisse der Mathematik zu vermitteln, damit sie ein Studium überhaupt
aufnehmen können.
Dabei geht es nicht nur um die Disziplin Mathematik.
Auch in vielen Ingenieursstudiengängen fehlt den bis zu 3000 Erstsemestern,
die zu jedem Wintersemester an seiner Universität starten, elementares
Wissen - was wiederum vor allem in diesen Disziplinen in den vergangenen
Jahren für hohe Abbrecherquoten gesorgt hat.
Zu wenig Inhalt, zu viel Unterrichtsausfall
Dabei sind die Abiturienten keinesfalls dümmer oder weniger engagiert als
noch vor einigen Jahren, betont Mathematik-Professor Bänsch. Die Schuld
an ihren schlechten Mathe-Kenntnissen sehen seine Kollegen und er ganz
klar in den ständig weiter ausgedünnten Lehrplänen, etwa im Zuge der
Einführung des G8, und der stark reduzierten Zahl der Unterrichtsstunden
im Fach Mathematik.
Zudem werden in der Schule kaum Inhalte gelehrt, die später an der Hoch-
schule gebraucht werden, so die Mathematik-Lehrenden. Auch steht die
Kompetenzorientierung zu stark im Fokus des Unterrichts.
Quelle und gesamter Artikel: http://www.focus.de/familie/familie_schule/bildungswueste-
deutschland-brandbrief-von-mathe-professoren-abiturienten-sind-zu-schlecht-fuer-die-
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