Nach dem Fall der „Berliner Mauer“ forderte Russland die USA dazu auf,
einer nuklearen Abrüstung zuzustimmen. Aber der MIK (Militärisch-
Industrielle-Komplex) hatte inzwischen längst nicht nur das ganze Land,
sondern auch dessen Mentalität in einem eisernen Griff, wie Diana Johnstone
richtig analysiert. Nach ihrer Meinung hätte es ungewöhnlicher Ereignisse –
oder ungewöhnlicher Führer – bedurft, um die Wirtschaft der USA vom
MIK zu befreien und ökonomische Mittel in konstruktive zivile Aktivitäten
im Innern des Landes umzuleiten.
Johnstone erklärt dazu: „Große Machtkonzentrationen wie der MIK
benötigen eine gewisse Kontinuität. Der MIK kann sich nicht alle vier Jahre
zum Spielball opponierender Kräfte machen. Eine Verringerung der Militär-
ausgaben würde die Frage aufwerfen, welche profitablen Alternativen es zu
den MIK-Verträgen mit ihren enormen staatlich garantierten Gewinnen gibt.
Aber der MIK braucht nicht nur Profite. Zu seiner weiteren Vorherrschaft
bedarf er ständiger ideologischer Rechtfertigungen, und sei es nur, um seine
Hauptakteure – besonders im Militär, wo der Glaube an eine Mission eine
vitale Notwendigkeit ist – zufriedenzustellen. Kongressabgeordnete und
Wirtschaftsmagnaten mögen mit Stimmen beziehungsweise Profiten zufrie-
den sein, aber von Offizieren und Soldaten erwartet man die Bereitschaft,
für die Sache zu sterben. Sie und ihre Familien brauchen also ein Inspiration.
Die bloße Existenz der enormen militärischen Macht des Pentagon hat eine
ganze Gemeinde von „Verteidigungsexperten“ hervorgebracht, die sich mit
genau dieser Aufgabe beschäftigen. Diese „organischen Intellektuellen“ des
MIK sind immer auf der Ausschau nach „Gefahren“ und „Missionen“, um
die Existenz dieses aufgeblähten Destruktionspotentials rechtfertigen zu
können.