„Ich bewundere den selbstverständlichen Umgang der Ägypterinnen mit
Schmerzen. Sie lassen vieles über sich ergehen, um das Brot und die
Sicherheit für sich und ihre Kinder zu garantieren. Aber manchmal denke ich,
dass dies nicht immer mit dem Ego des Mannes, sondern auch mit dem
Instinkt der Frau zu tun hat. Sie verhalten sich wie die wahre Mutter, die den
Anspruch auf ihr Kind aufgab, als König Salomo es zweiteilen wollte. Sie ließ
das Kind los, weil sie sein Bestes wollte, auch wenn es ihr weggenommen
würde. Die verstoßene Frau lässt ihr eigenes Kind zurück, um die fremden
Kinder des neuen Ernährers zu erziehen, in der Hoffnung, dass die neue Frau
ihres Exmannes dies auch mit ihrem Kind tun würde.
Unsere Gesellschaft lebt ironischerweise von dieser Balance, die weder etwas
mit Religion noch mit Gesetz zu tun hat. Auf den ersten Blick mutet dieses
System aus westlicher Sicht brutal an, aber aus unserer Sicht ist es mensch-
lich. Menschlich bedeutet hier natürlich nicht human. Es erklärt, warum die
Scheidungsrate in Ägypten so niedrig ist. Deshalb machen wir gerne diese Not
zur Tugend, vor allem, wenn wir uns mit Europa vergleichen.“