Permakultur ist ein relativ neuer Begriff, der an altes Wissen anknüpft. Und ist
eine Antwort auf eine immer naturfeindlichere Landwirtschaft und Lebens-
weise. Im Zentrum stehen kurze Stoffkreisläufe und der Aufbau von stabilen
Ökosystemen. Ein Landwirt berichtet über seine Erfahrungen mit Permakultur.
Wer in Esslingen auf den Bauernhof von Lorenz Kunz kommt, merkt rasch,
dass hier keine konventionelle Landwirtschaft betrieben wird. Hinter dem Stall
hat es zwei grosse Weiher, auf den Wiesen stehen hunderte von Bäumen und
Sträuchern. Ein so genannter Erdstall bietet den Schweinen Schutz vor garsti-
ger Witterung. Dazwischen blüht und grünt es in allen Nuancen. Auf den ersten
Blick wirkt vieles chaotisch. Auf den zweiten entdeckt man Kräuter zwischen
den Sträuchern und vieles mehr.
Man kann sich nur schwer vorstellen, dass der heutige Permakultur-Landwirt
bis ins Jahr 2004 hier intensive Milchwirtschaft betrieben hat. “Auch ich habe
meine Hochleistungskühe gepusht. Das Kraftfutter wurde per Camion
angeliefert, Eiweissträger (Soja) aus Brasilien, biologisch und gentechfrei.“ Auf
der anderen Seite regte er sich damals über all jene auf, die in Deutschland
billig einkaufen, statt hier in der Region. Für Lorenz Kunz ging das immer
weniger auf und schliesslich kam der Punkt, an dem er dieses System nicht
mehr länger unterstützen wollte. Die logische Antwort für ihn war die
Permakultur.
Der Begriff Permakultur diente ursprünglich der Beschreibung einer
dauerhaften Landwirtschaft (abgeleitet aus dem Englischen “permanent
agriculture”), die sich am Vorbild eines vielfältigen, sich selbst regulierenden
Ökosystems orientiert. Statt Monokulturen werden Kultur- und Wildpflanzen so
kombiniert, dass sich auf natürliche Weise optimale Wachstumsbedingungen
einstellen und die Nützlinge auf ebenso natürliche Weise die Schädlinge in
Schach halten. Um die Stoffkreisläufe zu schließen werden Landbau und
Viehhaltung nicht getrennt, sondern intelligent miteinander vernetzt.
Entstanden ist der Begriff in den 1970er-Jahren durch die beiden Australier Bill
Mollison und David Holmgren. Heute werden auch der Mensch und seine
sozialen Ansprüche berücksichtigt, so dass man eigentlich von “permanent
culture” sprechen muss.
Lorenz Kunz hat sich in den letzten sechs Jahren radikal von diesen Abhängig-
keiten losgesagt. Statt Höchstmengen an Milch produziert er heute eine breite
Palette an Produkten. Haupterwerbszweig ist die Kalbermast. Er hat absichtlich
nicht auf Mutterkuhhaltung umgestellt. Denn so kann er jene Milch, die übrig
bleibt, weiterverarbeiten, auf dem Hof verkaufen oder den Schweinen ver-
füttern.
Alle seine Tiere werden von einem lokalen Metzger geschlachtet, das Fleisch
verkauft er an regionale Läden oder gleich direkt ab Hof. Aus dem Obst produ-
zieren er und seine Familie Trockenfrüchte und Most. Im Moment denkt er über
eine Fischzucht in seinen beiden Weihern nach und auch eine Vergrösserung
des Gemüsegartens ist geplant. Immer wieder kommen neue Ideen oder es
öffnen sich unerwartet Türen, an die er noch gar nicht gedacht hat.
Die Diversifizierung geht für Lorenz Kunz auch finanziell auf. Dank der
Umstellung hat er die Mechanisierung des Hofes reduziert, Maschinen und ein
Silo verkauft und damit auch die Abhängigkeit von Fremdkapital verringert.
Gleichzeitig sank der Ressourcenverbrauch, was ebenfalls Einsparungen
brachte. Der Selbstversorgungsgrad stieg gleichzeitig an und die Einnahmen
sind in etwa gleich geblieben. Es fragt sich, warum Lorenz Kunz unter den
Bauer noch nicht mehr Nachahmer gefunden hat. Er ist zuversichtlich: “Die
kommen!”. Im Moment sei bei vielen der Druck noch zu klein. Auf der anderen
Seite hätten schon jetzt viele Bauern das Messer am Hals und zögen
Veränderungen in Betracht. Immer wieder wird er darum auch für Beratungen
angefragt.
Kleine aber gut vernetzte Szene
Die Permakulturszene ist relativ klein aber gut vernetzt. Der Permakultur Verein
Schweiz hat gut 130 Mitglieder.
Weltweit gibt es in 25 Ländern ein Netz von weiteren Vereinen und
Gruppierungen. In Verschiedenen Ländern gibt es eigene Ausbildungs-
lehrgänge in so genannten Permakultur-Akademien.
Weiter Informationen gibt es unter folgenden Links:
Lorenz Kunz, Frohberg: www.permakulturhof.ch
Anton Küchler, Balmeggberg: www.balmeggberg.ch
Pascal Hänggi, Co-Präsident Permakulturverein:http://www.lashaia.ch/
Permakultur Akademie Deutschland:http://www.permakultur-
akademie.net/front_content.php?idcat=1
Permakultur Infoplattform: http://permakultur-info.de/
Permakulturverein Deutschland: http://www.permakultur.de/
Permakultur Werkstatt: http://www.permakulturwerkstatt.net/
Permakultur im Alpenraum Österrreich: http://www.permakultur-akademie.com/
Permakulturgarten und Planungsbüro: http://www.vergessene-künste.de/
Quelle: http://www.ithaka-journal.net/permakultur-%e2%80%93-regionale-
nachhaltigkeit-statt-globale-industrialisierung