Pflanzenkohle für Entwicklungsländer
Am 22. September 2010 sind die Vertreter der Staaten wieder zusam-
mengekommen, um sich über das weitere Vorgehen zu beraten. Hervor-
gehoben wurde dabei die enorme Bedeutung der Kleinbauern, die trotz
geringer Förderung und oft misslichen Lebensumstände für die Hälfte der
weltweiten Getreideproduktion verantwortlich sind.
Leider ist die Weltgemeinschaft weit davon entfernt, die sich selbst vorge-
gebenen Ziele zu erreichen. Laut der Welternährungsorganisation FAO hat die
Zahl der Hungernden auf heute 925 Millionen Menschen zugenommen.
Zusätzlich leidet eine weitere Milliarde Menschen an Mangelernährung, soge-
nannten stillen Hunger. Durch einen Mangel an Vitaminen und Mineralien
leiden vor allem Kinder in ihrer Entwicklung. Die Verbesserung der Produk-
tionsbedingungen wie auch der Lagerbedingungen (heute gehen bis zu 40%
der Ernten auf dem Weg vom Acker in die Küche verloren) ist von größter
Wichtigkeit.
Biokohle bietet Lösungsansätze für verschiedene Probleme von Bauern in
tropischen Entwicklungsländern. Durch bessere Wasserspeicherung und
Nährstoffversorgung kann die Biokohle die Erträge insbesondere von
Kleinbauern langfristig erhöhen.
Kleinbauern in Ghana
Im Norden Ghanas versucht die schweizerische NGO Abokobi mit mobilen
Köhleröfen den Bauern zu helfen. So können die auf dem Feld und in der
Küche anfallenden Biomassereste gleich vor Ort verkohlt und der Erde
beigemischt werden.
Die meisten Kleinbauern in Ghana sind Selbstversorger. Die Erntemengen ihrer
kleinen Ackerflächen sind so gering, dass sie kaum einen Überschuss erwirt-
schaften und ihre Familien während der sieben bis acht Monate dauernden
Trockenzeit nur mühsam ernähren können. Nur wenn es ihnen gelingt, die
Erträge ihrer Ackerflächen zu erhöhen, können sie einige ihrer Produkte auf
den lokalen Märkten verkaufen und sich so ein kleines Einkommen verschaf-
fen. Denn ohne Einkommen sind sie der Möglichkeit beraubt, notwendige
Investitionen zu tätigen oder sich gegen unvorhersehbare Ernteeinbußen
abzusichern. Momentan genügt schon ein schlechtes Jahr mit zu kleiner Ernte,
um den Bauern ihre Existenzgrundlage zu entziehen und ihre Familien in
Hunger und Elend zu stürzen. Ihre Situation ist hoffnungslos, und ohne äußere
Hilfe sind sie kaum in der Lage, diese zu verbessern.
Abokobi Society Switzerland (ASS), eine NGO mit Sitz in Zollikon bei Zürich,
versucht gemeinsam mit lokalen Partnern im ländlichen Ghana, die
Kleinbauern mit einer einmaligen und nachhaltigen Hilfe zu unterstützen.
Durch Steigerung der Flächenerträge soll ein minimales Einkommen
ermöglicht werden, um den Kreislauf der Armut zu durchbrechen und eine
Chance auf eine weitere Entwicklung zu eröffnen. Durch Bewässerungs-
projekte sollen anstelle einer einzigen Ernte pro Jahr deren zwei bis drei
ermöglicht und durch den Einsatz von Biokohle die Fruchtbarkeit der Böden
dauerhaft verbessert werden.
Der Abokobi-Biokohleofen
Aus dieser Zielsetzung heraus hat ASS in der Schweiz den Prototyp eines
mobilen Köhlerofens entwickelt. Er ist aus Materialien aufgebaut, die auch in
Ghana leicht erhältlich sind (z.B. alte Ölfässer). Der Köhlerofen muss technisch
einfach konzipiert sein und daher keine beweglichen Teile (wie z.B. Motoren)
aufweisen. Er darf keinen elektrischen Strom benötigen, muss einfach zu
bedienen sein und sich gegenüber Fehlbedienungen unempfindlich zeigen.
Unter Mithilfe der Fachhochschule Rapperswil (UMTEC) und des Fachvereins
der Hafner (VHP) wurde die Grundauslegung der Ofenkonstruktion konzipiert.
Im Jahr 2000 hat die UN-Generalversammlung acht
Entwicklungsziele für das neue Jahrtausend erstellt und
deren Umsetzung bis zum Jahre 2015 beschlossen.
Dazu gehören die Verminderung der extremen Armut
und des Hungers ebenso wie die Förderung eines
nachhaltigen Umgangs mit Umweltressourcen.
Die sieben inneren Kammern können mit verschiedensten Biomassen, die am
Feldrand, im Stall oder im Haus anfallen, befüllt werden, um dann unter
Sauerstoffabschluss auf über 400°C erhitzt und verkohlt zu werden. Die
während der Verkohlung entweichenden brennbaren Gase werden in die
äussere Kammer geleitet, wo sie verbrennen und so die hohen Temperaturen
in den Kammern aufrecht halten. Im Vergleich zur traditionellen Köhlerei
entstehen lediglich niedrige und ungefährliche Abgasmengen.
Die im Juni 2010 durchgeführten Verkohlungsversuche haben die
vorgegebenen Zielsetzungen erreicht. Mit zwei Arbeitskräften können in 8
Stunden etwa 120 kg Biokohle erzeugt werden. Diese Tagesmenge erlaubt die
Versorgung von ca. 100–150 m2 Ackerfläche.
Ausblick
Zurzeit wird ein Finanzierungskonzept für den Nachbau und die Produktion der
mobilen Öfen in Ghana aufgestellt. Zeitgleich werden vor Ort die Versuche
intensiviert, um die optimalen Bedingungen für Biokohle, Boden, Kulturpflanze
und Humuswirtschaft herauszufinden. Bis zur Fertigstellung der ersten Öfen in
Ghana werden die Feldversuche weiterhin mit Kohlenstaub der traditionellen
Köhlereien durchgeführt.
Weitere Infos siehe:  http://www.ithaka-journal.net/biokohle-in-entwicklungslandern