Pussy Riot (deutsch etwa „Muschi-Krawall“) ist eine 2011 gegründete
feministische, regierungs- und kirchenkritische Punkrock-Band aus Moskau. Sie gilt
als Vertreterin des Riot Grrrl Movement, und ihre Mitglieder geben Bands wie Bikini
Kill als Vorbild an. Die Gruppe ist ein loser Zusammenschluss von etwa zehn jungen
Frauen. Ihr Markenzeichen sind spontane Auftritte an öffentlichen Orten, wie
Metrostationen, auf Busdächern oder auf dem Roten Platz, bei denen sie
Sturmhauben und leichte, grelle Kleider und Strümpfe tragen. Ihre Verhaftung im
März 2012 löste zahlreiche Debatten in den russischen und internationalen Medien
über Kunst, Religion und Politik aus.
Im Vorfeld der russischen Präsidentschaftswahlen war die Gruppe seit Oktober 2011
aktiv. Zahlreiche Auftritte auf öffentlichen Plätzen wurden von Bandmitgliedern
gefilmt und auf dem Videoportal YouTube veröffentlicht. Die Aktionen hatten
Performancecharakter, die Musik diente nur als Mittel zum Zweck. Dabei äußerte die
Band harsche Kritik am Präsidenten Wladimir Putin. In ihrem Blog rief sie dazu auf,
öffentliche Orte in Russland zu besetzen.
Für diese Aktionen gab es für die Band trotz Verstoßes gegen mehrere Paragraphen
keine Anzeige. Auch die öffentliche Resonanz war sehr gering.
Zu weltweiter Aufmerksamkeit gelangte die Band durch eine Aktion im zentralen
Gotteshaus der Russisch-Orthodoxen Kirche (ROK), der Christ-Erlöser-Kathedrale in
Moskau am 21. Februar 2012.
Sie betraten dabei den Ambo der Kathedrale, dessen Betreten ohne eine
ausdrückliche priesterliche Einladung für Privatpersonen nicht gestattet ist, und
vollführten vor dem Altar ein „Punk-Gebet“ gegen die Allianz von Kirche und Staat.  
Sie riefen unter anderem „Schwarze Kutten, goldene Epauletten“ und
„Gottesscheiße!“.
Der Auftritt dauerte 41 Sekunden. Für die Veröffentlichung im Internet wurden die
Videobilder des Auftritts in der Christ-Erlöser-Kathedrale umgeschnitten, mit den
Aufnahmen in einer anderen Kirche erweitert und mit einer neuen Tonspur
unterlegt. Erst in dieser Version, behauptete später die Anklage, wurde Präsident
Putin erwähnt: „Mutter Gottes, Jungfrau, verjage Putin“ und „Der Patriarch glaubt
an Putin, obwohl er an Gott glauben sollte.“
Nach eigenen Angaben protestierten die Frauen von Pussy Riot mit ihrem Auftritt
dagegen, dass der Patriarch der Russisch-Orthodoxen Kirche Kyrill I. Wladimir Putin
vor den Präsidentschaftswahlen unterstützte und unter anderem sagte, Putin habe
„die Krümmung der Geschichte zurechtgebogen“.
Sie protestierten gegen das von der russisch-orthodoxen Kirche geforderte
Abtreibungsverbot („Um Seine Heiligkeit nicht zu beleidigen, müssen Frauen
gebären und lieben“). In ihrem Lied unterstellen Pussy Riot dem Klerus die Mitarbeit
mit der Staatssicherheit („Schwarze Kutte, goldene Epauletten“ und „Der KGB-Chef,
ihr oberster Heiliger, lässt Protestler in Untersuchungshaft abführen.“)
Nach ihrer Aktion entschuldigten sich die Aktivistinnen bei den Gläubigen. Vor
Gericht begründete Nadeschda Tolokonnikowa die Wahl einer Kirche als Auftrittsort
auch damit, dass das Christentum „die Suche nach Wahrheit, nach konstanter
Selbstüberwindung“ unterstütze und dass es kein Zufall sei, dass „Christus sich mit
Prostituierten umgeben“ habe.
 Inhaftierung und Verfahren in erster Instanz
Als Folge dieser Aktion wurden die drei Mitglieder Nadeschda Tolokonnikowa, Marija
Aljochina und Jekaterina Samuzewitsch in Untersuchungshaft genommen. Gegen sie
wurde Anklage wegen grober Verletzung der öffentlichen Ordnung (Rowdytum)  
nach Paragraph 213 des russischen Strafgesetzbuchs erhoben. 
Der Patriarch der Russisch-Orthodoxen Kirche, Kyrill I., verurteilte die Aktion als
Blasphemie und wertete sie als Teil eines größeren Angriffs auf die Kirche, die von
vielen Russen als Bestandteil ihrer nationalen Identität und wesentlicher Teil eines
starken Staates gesehen wird. Ikonen-Schändungen und andere Akte des
Vandalismus hätten seit dem Punk-Protest zugenommen. Mit einer Demonstration
vor der Christ-Erlöser-Kathedrale brachten am 22. April 2012 mehrere zehntausend
Gläubige ihre Unterstützung für die Kirche zum Ausdruck. Auch die Regierung stellte
den politischen Protest gegen Putin als eine Bedrohung für den Staat dar.  
Gleichzeitig sprachen sich mehr als 2000 Gläubige in einem offenen Brief an Kyrill I.
gegen eine Bestrafung der Bandmitglieder aus. Zudem rief der Umgang mit den
festgehaltenen Gruppenmitgliedern eine Protestwelle sowie zunehmende Kritik an
der Kirche und ihren engen Beziehungen zur Regierung hervor.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisierte die Festnahme
und Inhaftierung der Gruppenmitglieder und forderte deren sofortige Freilassung.
Die Reaktion der russischen Behörden auf die friedlichen, wenn auch für einige
anstößigen Meinungsäußerungen der Gruppe sei ungerechtfertigt. Die Union der
Solidarität für politische Gefangene hatte zuvor die drei inhaftierten Frauen als
politische Gefangene anerkannt. Wladimir Petrowitsch Lukin, Menschenrechtsbeauf-
tragter der Regierung Putin, forderte eine Haftverschonung. Ein Strafverfahren sei
„jenseits jeder Vorstellung“. Aus Protest gegen den Beschluss, den Anwälten nur
kurz Einsicht in die Unterlagen zu gewähren, kündigten Tolokonnikowa und
Aljochina einen Hungerstreik an. Nach Expertenmeinung hatten die Frauen nur mit
einer sehr geringen Geldstrafe wegen einer Ordnungswidrigkeit zu rechnen – sie
befanden sich allerdings schon seit mehreren Monaten im Gefängnis. 
Im Juli 2012 wurden die Ermittlungen beendet und offiziell Anklage erhoben. Wegen
„Rowdytums“ drohten ihnen je sieben Jahre Haft. Nach zwei Wochen beendeten
Tolokonnikowa und Marija Aljochina, unter starken Kopfschmerzen leidend, den
Hungerstreik. Seitdem befand sich Samuzewitsch im Hungerstreik, um gegen
Justizwillkür zu protestieren. Der Regierung werfen Bürgerrechtler vor, an den
Aktivistinnen ein Exempel statuieren zu wollen.  Amnesty International erkennt die
drei Frauen als politische Gefangene an.
Am 21. Juni 2012 beschloss ein Moskauer Gericht, dass sie ein weiteres halbes Jahr
und damit mindestens bis 12. Januar 2013 in Untersuchungshaft bleiben sollen.
Abgeordnete des Deutschen Bundestages und der Menschenrechtsbeauftragte der
Bundesregierung protestierten scharf. Am 8. August 2012 wurde berichtet, dass 121
Bundestagsabgeordnete einen Brief an Russlands Botschafter in Deutschland,
Wladimir Grinin, unterschrieben haben, in dem sie das Verfahren gegen die drei
inhaftierten Frauen als unverhältnismäßig und drakonisch bezeichneten. 
Auch der russische Schauspieler Iwan Ochlobystin, der neben seinem
Schauspielberuf als russisch-orthodoxer Priester tätig ist, setzte sich für Pussy Riot
ein. Ochlobystin schrieb einen offenen Brief an Patriarch Kyrill I. Er drückte darin
aus, dass die Art und Weise, wie man mit den Frauen von Pussy Riot verfahre, der
Russisch-Orthodoxen Kirche (ROK) Schaden zufüge. „Mit jedem Tag, an dem die
Teilnehmerinnen der Gruppe Pussy Riot im Gefängnis sitzen, verliert die Russisch-
Orthodoxe Kirche die Unterstützung dutzender Christen im Alter von 16 bis 60
Jahren“, schrieb Ochlobystin in dem offenen Brief.
Der offizielle Sprecher der Russisch-Orthodoxen Kirche Erzpriester Wsewolod
Tschaplin sagte: „Gott vergibt keine Sünden, die nicht bereut werden … es ist eine
anti-christliche Idee, anzunehmen, dass Gott alles vergibt.“ Die Kirche könne die
Entscheidung des Gerichts nicht beeinflussen. Ein „Vergeben“ von Seiten der Kirche
setze jedoch „Reue“ voraus.
Am 2. August 2012 äußerte sich erstmals Russlands Präsident Wladimir Putin zu
dem Verfahren. Während seines Besuchs in London sagte der russische Präsident
über Pussy Riot: „Ich denke nicht, dass sie dafür zu hart verurteilt werden sollten“.
Die Verteidigung sah in dieser Aussage einen möglichen Wendepunkt im Prozess
gegen Pussy Riot.
Der Kirchensprecher der Orthodoxen Kirche am 30. September 2012: „Die Kirche
hofft aufrichtig auf die Buße derer, die die heilige Stätte entweiht haben“ „Das
würde ihren Seelen auf jeden Fall guttun.“ 
Urteil
Am 17. August 2012 wurden die Bandmitglieder wegen „Rowdytums aus religiösem
Hass“ schuldig gesprochen. Die Angeklagten wurden von Richterin Marina Syrowa zu
jeweils zwei Jahren Straflager verurteilt. Die sechsmonatige Untersuchungshaft wird
angerechnet.Laut einiger Umfragen, die von russischen Meinungsinstituten und
Medien durchgeführt wurden, wird der Auftritt Pussy Riots in der Christ-Erlöser-
Kathedrale von der russischen Bevölkerung überwiegend negativ und ihre
Verurteilung eher positiv gesehen. Jeweils etwa die Hälfte der Befragten hielt die
verhängten Haftstrafen für angemessen und gab an, an die Objektivität des
Gerichtsprozesses zu glauben.
Vertreter des deutschen Protestantismus kritisierten die Debatte um Pussy Riot.
Demnach dominiere der Aspekt „Recht auf Meinungsfreiheit“ in den Medien, der
Bezug zu der praktizierten und propagierten Gotteslästerung dagegen werde
übergangen.
Der wünschenswerte Einsatz für Menschenrechte werde konterkariert, wenn er zu
Lasten der religiösen Gefühle gehe, äußerte der evangelische Pastor Ulrich Rüß. Sein
Fazit lautet: „Blasphemie taugt nicht als Mittel des Protests.“
Drei Sympathisanten von Pussy Riot störten am 19. August mit lauten Parolen den
katholischen Gottesdienst im Kölner Dom. Sie wurden wegen „Störung der
Religionsausübung, Hausfriedensbruch und Verstoß gegen das Versammlungsrecht“
angezeigt. Der katholische Bischof Stephan Ackermann bezeichnete den Auftritt von
Pussy Riot zwar als eine „Provokation“, die „nicht konsequenzlos hingenommen
werden“ könne, bezeichnete das Urteil jedoch als völlig überzogen und
unangemessen, weil durch den Auftritt keine Menschen zu Schaden gekommen
seien und auch nicht zu Gewalt aufgerufen wurde.
In Wien kam es in der St. Nikolauskirche, im Stephansdom und vor dem
Burgtheater zu Solidaritäts- und Protestaktionen für Pussy Riot. Nach einer Anzeige
des Pfarrers von St. Nikolaus wegen Störung der Religionsausübung begann das
Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung mit Ermittlungen.
In einem Artikel für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung bewertete Moritz
Gathmann die Berichterstattung über Pussy Riot und den Prozess kritisch. Er warf
den westlichen Medien vor, die Künstlerinnen grundsätzlich zu positiv und den
russischen Staat negativ zu zeichnen, und zog Parallelen zwischen den „vulgären
Provokationen“ der Aktionskünstler und den Anfängen der Rote Armee Fraktion.
Quelle:  Wikipedia, die freie Enzyklopädie
                 dort gibt es weitere Quellenangaben
Innenraum der Christ-Erlöser-Kathedrale in
Moskau (2004), Schauplatz der Protestaktion
 am 21. Februar 2012, siehe unten
Marija Aljochina, eine der 
drei Pussy-Riot-Mitglieder
bei der Gerichtsverhandlung
im Moskauer Stadtteil
Taganski, Juni 2012.