Martin Selmayr zum neuen Generalsekretär ernannt:
Die Berufung des Deutschen zum neuen Generalsekretär der EU-Kommission
sorgt im Europaparlament für großen Unmut. Vor allem Kommissionschef
Jean-Claude Juncker steht in der Kritik. Er soll seinen bisherigen Kabinettschef
im Hau-Ruck-Verfahren auf den einflussreichen Posten gehievt haben.
Von einer "unangemessenen Machtübernahme in der EU" spricht etwa der
CDU-Abgeordnete Werner Langen. Der gesamte Vorgang erinnere ihn an die
"Geheimbürokratie des 19. Jahrhunderts".
"Es riecht nach Vetternwirtschaft", meint auch der deutsche Grüne Sven
Giegold. Die EU-Institutionen müssten die Konsequenzen ziehen und die
Stellen aller Beamten künftig öffentlich ausschreiben ...
Worum geht es eigentlich? Und warum ist Selmayr so gefürchtet?
Die emotionale Wucht dieser Debatte ist kaum verständlich ohne die Vorge-
schichte und Selmayrs Wirken seit Junckers Amtsantritt 2014.
Dem Mann, den außerhalb Brüssels kaum jemand kennt, wird hier so gut wie
alles zugetraut – das strategische Durchstechen heikler Informationen aus ver-
traulichen Gesprächen, etwa zum Brexit; politischer Einfluss auf Kommissions-
verfahren, etwa im Streit über die deutsche Pkw-Maut; kühle Machtpolitik in
der Behörde. „Hassfigur“ fällt regelmäßig in Gesprächen über Selmayr, Raspu-
tin wurde er genannt oder auch „Junckers Monster“.
Geduld, das sagen Menschen, die ihn lange kennen, sei nicht seine Stärke, vor
allem nicht mit jenen, die er für intellektuell unterlegen hält. Und alle, die er je-
mals zusammengestaucht, abgebügelt und übergemangelt hat, beobachten nun
fasziniert, ob und wie er diesen seltsamen Skandal übersteht.
Das wird sich wohl erst in einigen Wochen herausstellen. Die Spitzen des
Haushaltskontrollausschusses im Europaparlament nehmen sich die Causa am
19. März vor, etliche Abgeordnete haben zudem schriftliche Fragen gestellt.
 Quelle und gesamter Artikel:  https://www.epochtimes.de/politik/europa/ein-brillianter-
putsch-in-der-eu-durch-juncker-selmayrgate-bringt-bruessel-in-wallung-
a2372519.html?meistgelesen=1
Doch was hat ein Generalsekretär der EU-Kommission eigentlich zu tun?
Hinter der spröden Jobbeschreibung verbirgt sich einer der mächtigsten Posten,
den die Europäische Union zu vergeben hat. Der Generalsekretär ist der oberste
Beamte in Brüssel, zweiter Mann hinter dem Kommissionspräsidenten, dem er
den Rücken freizuhalten hat. Kurz gesagt: so etwas wie die "Spinne im Netz".
Er sitzt an der Schnittstelle zwischen den europäischen Institutionen und ist für
eine möglichst reibungs- und geräuschlose Kommunikation und Zusammen-
arbeit zwischen Kommission, Rat und EU-Parlament verantwortlich. Außerdem
lenkt er die Beziehungen zu den nationalen Parlamenten sowie nicht-staatlichen
Organisationen und Einrichtungen.
Auch wenn er oder sie kaum öffentlich in Erscheinung tritt: Im Büro des
Generalsekretärs laufen alle Fäden der Verwaltung zusammen. Er ist Chef
eines beeindruckenden und ziemlich effektiven Beamtenapparats, mit
mehr als 30.000 hochqualifizierten Mitarbeitern. Wer diesen komplexen
Apparat kennt und richtig zu führen - im Extremfall zu benutzen weiß -, der
kann in Brüssel politisch, wirtschaftlich und auch sonst die Weichen stellen und
die Geschicke der EU entscheidend mitbestimmen ...
Der 47-Jährige Selmayr wird mit seiner Ernennung Nachfolger des Nie-
derländers Alexander Italianer, der den wichtigsten Verwaltungsposten in
der Behörde 2015 übernommen hatte. Selmayr ist der erste Deutsche auf
diesem Posten. Die Führung von Junckers Kabinett, das noch bis Herbst 2019
im Amt ist, übernimmt die Spanierin Clara Martinez Alberola. Sie war seit
November 2014 stellvertretende Kabinettschefin. Mehr zu Selmayrs Lauf-
bahn...
16.3.2018