Sowjetunion
Die Sowjetunion (kurz SU, vollständige amtliche Bezeichnung: Union der
Sozialistischen Sowjetrepubliken, kurz UdSSR, russisch Sojus Sowjetskich
Sozialistitscheskich Respublik (SSSR) anhören) war ein zentralistisch regierter,
föderativer Einparteienstaat, dessen Territorium sich über Osteuropa und den
Kaukasus bis nach Zentral- und über das gesamte Nordasien erstreckte. Sie wurde
am 30. Dezember 1922 durch die Bolschewiki gegründet und durch die Alma-Ata-
Deklaration am 21. Dezember 1991 als Union, bestehend aus 15 Unionsrepubliken
aufgelöst. Die völkerrechtlichen Rechte und Pflichten in internationalen
Organisationen werden seitdem von der Russischen Föderation wahrgenommen.
Das Kerngebiet (mit 78 % der Fläche 1990) bestand aus der Russischen
Sowjetrepublik (RSFSR), die im Zuge der Oktoberrevolution am 7. November
1917 aus dem Kern des Zarenreiches hervorgegangen war und auf welche als
unabhängige Russische Föderation nach der Auflösung der Union deren
„Verbindungsfaden mit der Außenwelt übergegangen ist“. Die RSFSR hatte zuvor
– anders als die übrigen ehemaligen Sowjetrepubliken – ihrerseits keine Unab-
hängigkeitserklärung abgegeben,[3] was nicht mit der „Deklaration der staatlichen
Souveränität“ der Russischen Föderation vom 12. Juni 1990, der heute als „Tag
Russlands“ gefeiert wird, zu verwechseln ist.
Wegen der Dominanz der Russischen Sowjetrepublik wurde die Sowjetunion in
den westlichen Ländern sprachlich oft unzutreffend mit dem historischen Russland 
vor 1917 gleichgesetzt oder auch als sogenanntes Sowjetrussland bezeichnet. Die
Sowjetbürger wurden verallgemeinernd fälschlich als „Russen“ bezeichnet.
Ihre größte Ausdehnung, welche sie auch bis zu ihrem Ende beibehielt, erlangte
die Union im Verlauf des Zweiten Weltkrieges mit der Einverleibung der
baltischen Länder (Estland, Lettland, Litauen), Bessarabiens, Tuwas, des
nördlichen Teils Ostpreußens sowie finnischer, polnischer, tschechoslowakischer 
und japanischer Gebiete. Die Sowjetunion war damit (abgesehen vom Russischen
Reich vor 1917, zu dem auch Finnland, Teile Polens, die Nordost-Türkei und bis
1867 Alaska gehörten) in der jüngeren Geschichte der Menschheit der Staat mit
dem größten zusammenhängenden Hoheitsgebiet. Sie gehörte zu den größten
Herrschaftsräumen der Geschichte.
Das Territorium der UdSSR umfasste mit 22,4 Millionen Quadratkilometern fast
ein Sechstel des Festlandes der Erde. In West-Ost-Richtung erstreckte es sich vom
Schwarzen Meer und der Ostsee bis zum Pazifischen Ozean über fast 10.000
Kilometer. Von Norden nach Süden hatte es eine Ausdehnung von fast 5.000
Kilometern. Die Sowjetunion berührte 11 der 24 Zeitzonen der Erde.
Auf ihrem Territorium verfügte die Sowjetunion über Kohle und Eisenerz als
mineralische Rohstoffe, Erdöl und Erdgas als Energieträger und Rohstoffe der
petrochemischen Industrie, Bunt- und Edelmetalle, Wasserkraft und
landwirtschaftlich nutzbare Böden, darunter die fruchtbaren Schwarzerdeböden der
Ukraine. Damit verfügte das Land über alle natürlichen Ressourcen, die eine
industrialisierte Volkswirtschaft braucht.
Nach dem Stand der letzten Volkszählung von 1988 hatte die Sowjetunion in ihren
15 Unionsrepubliken 286,717 Mio. Einwohner. Die Russische SFSR (Russische
Sozialistische Föderative Sowjetrepublik) war sowohl flächen- als auch
bevölkerungsmäßig die größte, und in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht die
dominierende Unionsrepublik.
Religion
Die Staatsdoktrin der Sowjetunion war atheistisch. Die Ausübung der Religion war
zeitweise verboten oder unterlag umfangreichen staatlichen Einschränkungen, so
gab es z. B. Gesetze gegen das öffentliche Singen religiöser Lieder.
Gehörten um 1920 noch etwa 90 % der Russen der Russisch-Orthodoxen Kirche 
an, so sank die Zahl bis 1940 auf unter 30 %. Viele Gläubige waren Repressalien
ausgesetzt, wurden gefoltert, erschossen oder nach Sibirien verbannt.
Geschichte
 
1917 bis 1922: Oktoberrevolution und Bürgerkrieg
Die Führung des zaristischen Russlands wurde mit der
Februarrevolution 1917 entmachtet. Die wenige Monate
später von den Bolschewiki unter der Führung von Lenin
initiierte Oktoberrevolution führte zur Ausrufung der „Russi-
schen Sowjetrepublik“. Nach dem Sieg der Bolschewiki im
Russischen Bürgerkrieg wurde im Dezember 1922 die Union
der Sozialistischen Sowjetrepubliken (kurz Sowjetunion) ge-
gründet, die einen Großteil der Territorien des zerfallenen
Russischen Reiches wieder zu einem Staat vereinte. In der
Sowjetunion wurde eine zentralwirtschaftliche nachholende
Industrialisierung durchgeführt.
Ein vorher in vielen Bereichen rückständiges Bauernland, in dem zum Teil
mittelalterliche, feudale Produktionsverhältnisse herrschten, sollte innerhalb von
20 Jahren zu einer Industriemacht und zum militärischen Ausgangspunkt der
Weltrevolution umgestaltet werden. Dies geschah durch den forcierten, in seiner
Ausführung berserkerartigen Aufbau der Schwerindustrie von 1928 an. Die
ideologische Macht der Partei sollte durch umfassende Alphabetisierungs-
kampagnen unter der Bevölkerung gefestigt werden.
1924 bis 1939: Stalinscher Terror
Lenins Tod am 21. Januar 1924 führte zu einem erbitterten Nachfolgekampf, in
dem sich Josef Stalin, seit 1922 Generalsekretär der Kommunistischen Partei,
gegen Leo Trotzki durchsetzte. Stalin festigte seine Macht durch gezielten Terror
von 1926 bis 1927 gegen seine Widersacher von „links“ (Leo Trotzki, Grigori
Sinowjew und Lew Kamenew) und von 1929 bis 1930 gegen die von „rechts“ (u.
a. Nikolai Bucharin) sowie jeden, der im Verdacht stand, mit ihnen zu
sympathisieren.
Ab 1928 wurde die staatliche Wirtschaft Fünfjahrplänen unterworfen, die
Industrialisierung und Infrastruktur, speziell im asiatischen Teil des Landes,
vorangetrieben und die Landwirtschaft kollektiviert; Sowchosen und Kolchosen
wurden gebildet. Der Widerstand der reicheren und mittleren Bauern, als
„Kulaken“ diffamiert, wurde von 1929 bis 1933 in der sogenannten
Entkulakisierung durch vielfältige Repressionen wie Verhaftungen, Enteignungen,
Massendeportationen und Exekutionen rücksichtslos gebrochen. Die Folgen einer
riesigen Hungersnot an der Wolga, in der Ukraine und im ganzen Land, des
sogenannten Holodomor, kosteten etwa fünf bis sieben Millionen Menschen das
Leben.
Seit 1935 eskalierte Stalin die Verfolgungen und Deportationen von Bürgern, die
dem System scheinbar oder tatsächlich im Wege standen. Durch die „Stalinschen
Säuberungen“ (russisch „Tschistki“) von 1936 bis 1940 wurde ein systematischer
Terror gegen die Menschen betrieben, die angeblich gegen das kommunistische
Regime Stalins konspirierten. Die Säuberungsaktionen waren oft als gerichtliche
Verfolgung getarnt und durch unter Folter erpresste Geständnisse begründet
(Schauprozess). Es wurden ganze Völker der Sowjetunion, ethnische Minder-
heiten, in Arbeitslager (Gulag) deportiert. „Kulaken“, Priester und Mönche,
kirchliche Laien, Großteile der militärischen Führungsspitze, führende Mitglieder
der Partei und selbst Angehörige der Opfer wurden ermordet.
Das antikommunistische Schwarzbuch des Kommunismus gibt bis zu 20 Millionen
Opfer für diese Zeit an.
         1939 bis 1945: Zweiter Weltkrieg
Am 1. September 1939 begann mit dem Polenfeldzug durch das
 Deutsche Reich der Zweite Weltkrieg. Am 17. September 1939
marschierte die Rote Armee in Polen ein. Gemäß dem geheimen
Zusatzprotokoll zum Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt (dem
sogenannten „Hitler-Stalin-Pakt“) besetzte die Sowjetunion nach der
Niederlage Polens die Osthälfte Polens mit der Begründung, die Völker
der Weißrussen und Ukrainer gegen eine deutsche Bedrohung schützen
zu wollen. Am 28. September 1939 jedoch schloss die Sowjetunion bereits mit
dem Deutschen Reich einen Grenz- und Freundschaftsvertrag und am 10. Februar
1940 ein Wirtschaftsabkommen ab. Die Gründe für den Hitler-Stalin-Pakt sind in
der Geschichtsforschung umstritten (Einfluss in Osteuropa, Absicherung gegen
einen Angriff Deutschlands).
Unter dem Decknamen „Unternehmen Barbarossa“ begann die Wehrmacht am 22.
Juni 1941 den Krieg gegen die Sowjetunion, der im russischen Geschichtsbewusst-
sein als „Großer Vaterländischer Krieg“ bezeichnet wird. Am 24. August 1941
besetzte die Sowjetunion zusammen mit Großbritannien das bis dahin neutrale
Persien. Trotz wechselseitigem Misstrauen wurde in den Konferenzen von Teheran
und Jalta auch formell eine Koalition zwischen der UdSSR, Großbritannien und
der USA gegen Deutschland erreicht.
Im Kampf gegen die Wehrmacht trug die Sowjetunion die Hauptlast. Sie ging aus
dem Zweiten Weltkrieg kriegsverwüstet und geschwächt, jedoch auch als Sieger-
und Weltmacht hervor. In der Potsdamer Konferenz versuchten sich die Sieger-
mächte in Europa auf eine Nachkriegsordnung zu einigen, was jedoch nur zum
Teil gelang. Die Koalition zerbrach am gegenseitigen Misstrauen und aufgrund der
unterschiedlichen Gesellschaftsordnungen, der Ost-West-Konflikt – der Kalte
Krieg – begann.
1945 bis 1985: Kalter Krieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg sicherte die Sowjetunion den gewonnenen
territorialen Machtbereich. Das im Hitler-Stalin-Pakt vereinbarte sowjetische
Interessengebiet in Ostpolen sowie das gesamte Baltikum schloss die UdSSR
dauerhaft ihrem Staatsgebiet an. Albanien (1948–1961), Bulgarien, Polen,
Rumänien, Ungarn, Tschechoslowakei und die 1949 gegründete DDR gerieten
unter den Machteinfluss der Sowjetunion und wurden als Satellitenstaaten
kommunistisch regierte „Volksdemokratien“.
Trotz intensiverer diplomatischer Kontakte zu den USA ging der Kalte Krieg
weiter. Die Mitgliedstaaten der NATO und des Warschauer Vertrages rüsteten
unvermindert gegeneinander auf. Die Kuba-Krise von 1962 brachte die Welt an
den Rand eines Atomkrieges. Auf Druck der USA zog Chruschtschow die zur
Stationierung auf der Karibikinsel vorgesehenen Atomraketen ab und verhinderte
die drohende Eskalation
1985 bis 1991: Reformen und Auflösung der Sowjetunion
Die wirtschaftliche Entwicklung der Sowjetunion zeigte seit Anfang der achtziger
Jahre einschneidende Wachstumsrückgänge. Ab 1985 wurden vom neu gewählten
Generalsekretär Michail Gorbatschow erste Reformen eingeleitet. Durch
Perestrojka (Umbau) und Glasnost (Offenheit) sollte der Realsozialismus 
reformiert werden und zu neuem, kritischen Denken führen. Dadurch traten die
Probleme des Systems offen zutage, deren öffentliche Diskussion die Position der
Zentralregierung schwächte. Die Entwicklung verselbstständigte sich und entglitt
zunehmend der Kontrolle der Partei, die nicht reagieren konnte, da dem damit
einsetzenden Demokratisierungsprozess der institutionelle Rahmen fehlte.
Außenpolitisch wurde eine umfassende Politik der Entspannung und Abrüstung
eingeleitet. Die von Gorbatschow initiierten Reformen brachten keine
Wachstumssteigerung. Weder konnte die Weiterentwicklung der Industrie in
großen Kombinaten gefördert werden, noch zogen die wachsenden
Investitionsanteile des Agrarsektors eine bessere Lebensmittelversorgung der
Bevölkerung nach sich. Die zunehmende Wirtschaftskorruption entzogen der
Staatswirtschaft wichtige Ressourcen.
Die durch die politischen und wirtschaftlichen Umbrüche entstandenen
Unsicherheit wurden durch natürliche (vgl. Erdbeben von Spitak am 7. Dezember
1988) und technogene Katastrophen verstärkt. 1986 ereignete sich in der Ukraine 
mit der Katastrophe von Tschernobyl eine schwere nukleare Havarie. Dies zeigte,
dass die entwickelten Technologien unter den gegebenen sozio-ökonomischen 
Bedingungen nicht mehr ausreichend beherrschbar waren.
Der Bruch der Randstaaten der Sowjetunion mit dem Moskauer Zentrum ging
weniger vom Volk der in Vielzahl entstandenen kleinräumigen Krisenzentren aus,
sondern von den politischen Führungen der Unionsrepubliken. Es waren die sich
auf ihre nationale Identität berufenden baltischen Republiken, die den Anfang
machten. 1990 und 1991 erklärten Litauen, Lettland und Estland ihre
Unabhängigkeit. Am 19. August 1991, einen Tag bevor Gorbatschow und eine
Gruppe der Führer der Republiken einen neuen Unionsvertrag unterzeichnen
wollten, versuchte das Staatskomitee für den Ausnahmezustand, eine Gruppe
hoher Funktionäre, die Macht in Moskau zu ergreifen. Bereits am 21. August war
der Putsch am Widerstand der Bevölkerung unter Führung von Boris Jelzin 
gescheitert. Durch den Augustputsch war die Sowjetunion endgültig zerfallen. Die
offizielle Auflösung erfolgte jedoch erst zum 26. Dezember 1991, dem Tag der
Hinterlegung der Ratifikationsurkunden zum Abkommen von Alma-Ata, durch
Beschluss des Obersten Sowjets (wobei selbst unter den einzelnen
Nachfolgerepubliken der ehemaligen UdSSR hierbei Uneinigkeit besteht), womit
zum 31. Dezember 1991 die Existenz der Sowjetunion offiziell endete.
Nach dem Putsch wurde die KPdSU durch Dekret verboten.
Jelzin übernahm die Kontrolle über die Medien und die Schlüssel-
ministerien.
Gorbatschow trat als Generalsekretär der KPdSU zurück, blieb je-
doch bis zum 25. Dezember 1991 Staatspräsident, als er die Amts-
geschäfte an den Präsidenten der Russischen Föderation, Boris Jelzin,
übergab. Am Abend wurde die rote Flagge der Sowjetunion mit Hammer
und Sichel vom Dach des Hauses des Ministerrates im Moskauer Kreml eingeholt
und die weiß-blau-rote Flagge Russlands aufgezogen.  Die Unionsrepubliken
erklärten ihre Unabhängigkeit von der UdSSR.
Schließlich beschlossen elf von ihnen – die baltischen Staaten und Georgien waren
nicht zugegen – am 21. Dezember 1991 in Alma-Ata die Auflösung der Union
(Alma-Ata-Deklaration).
Die Sowjetunion ging damit durch Dismembration ihrer bis dahin noch
vorhandenen Gliedrepubliken unter, während diese als Nachfolgestaaten des
sowjetischen Völkerrechtssubjekts uno actu den Status völkerrechtsunmittelbarer
Staaten erlangten. Die ehemaligen Unionsrepubliken schlossen sich daraufhin in
der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) zusammen.
Gleichwohl aber erklärte sich die Russische Föderation, die wiederum
völkerrechtlich identisch zur RSFSR ist, ausdrücklich zum „Fortsetzerstaat“ der
UdSSR, was die Übernahme aller völkerrechtlichen Rechte und Pflichten einbezog
– einschließlich des sowjetischen Sitzes im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen –
und von ihr in weiteren außenpolitischen wie innerstaatlichen Rechtsakten und
Erklärungen immer wieder bestätigt worden ist. Unter breiter Zustimmung blieben
somit völkerrechtliche Verträge mit dritten Staaten weiterhin in Kraft.
  Quelle:  Wikipedia, die freie Enzyklopädie
                   dort gibt es weitere Quellenhinweise 
Wladimir Iljitsch Lenin
Josef Wissarionowitsch
Stalin auf einer Briefmarke
der DDR, 1954 (erster
Todestag)
W.I.Lenin
Josef Stalin
An die Belagerung von Lenin-
grad erinnernde Gedenkstätte
im heutigen St. Petersburg. Teil
des gesamten Ensembles auf
dem Siegesplatz.
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Zweiter Weltkrieg Europa
          1941-1942
Sowjetische Militärparade mit Interkontinentalraketen auf dem Roten Platz in Moskau
Michail Gorbatschow
Russische Flagge
 Wappen der Russ.
     Föderation
    Boris Jelzin