Mit einer Rede vor Chinas Kulturelite hat Xi Jinping für Furore
gesorgt: Der Staatschef wünscht sich eine geistige Renaissance
Chinas. Materialismus und Egoismus seien nicht erstrebenswert,
sagte Xi in einer Art Regierungserklärung.
Xi sprach im Rahmen einer Konferenz der chinesischen Kulturschaffenden vor
dem gesamten Ständigen Ausschuss des Politbüros sowie Schriftstellern und
Künstlern. Seine Rede handelte von einer nötigen Renaissance der traditio-
nellen Kultur Chinas.
Xi sagte, dass das Schicksal eines Landes eng mit dessen Kultur verbunden
sei – und so auch die Entwicklung eines Landes. Für einen künftigen Auf-
schwung der chinesischen Nation sei nicht nur ein Aufschwung des Materi-
ellen nötig, sondern auch eine große Entwicklung des Geistigen, so der
Staatschef.
Die chinesische Nation bestehe seit mehreren Tausend Jahren vielen Schwie-
rigkeiten zum Trotz fort und habe sich nach Krisen immer wieder aufgerappelt.
Dies sei dem Umstand zu verdanken, dass die Nation eine starke Kultur als
Rückhalt habe. Kultur sei die Seele eines Landes und einer Nation. Falls eine
Nation ihre eigene Kultur und Geschichte verleugne, verliere sie ihre Entwick-
lungsfähigkeit, war Xis Aussage.
Chinas traditionelle Kultur besitze Einzigartigkeit durch ihre Ideale, ihre
Weisheit, Ausstrahlung und „göttliche Schönheit“. (Xi sagte wörtlich „shen
yun“). Dies alles habe der chinesischen Nation inneren Stolz und Selbstbe-
wusstsein gegeben. In jeder historischen Periode seien zahllose literarische
Meisterstücke wie Gedichte und Romane hinterlassen worden, welche die
brillante Kultur- und Kunstgeschichte Chinas verkörpert hätten, sagte Xi.
Erste Botschaft: Abkehr vom Kommunismus
EPOCH TIMES-Kommentator Xie Tianqi las aus der Rede fünf wichtige
Botschaften heraus – allen voran: Xi legt Wert auf Chinas traditionelle Kultur
und kehrt der kommunistischen Ideologie den Rücken.
Xie Tianqi sagt: „Xi hat in der gesamten Rede Chinas traditionelle Kultur
hochgepriesen. Er betonte, dass man diese traditionelle Kultur weitergeben
müsse. Damit setzt Xi ein unverkennbares Signal, dass er die chinesische
kommunistische Ideologie hinter sich lassen will.“
Zweites Signal: Aufräumen im Kulturbereich
Auch gebe Xi den Hinweis, dass er jetzt den Kulturkreis in China aufräumen
wolle, so der Kommentator weiter. Dies werde deutlich an der Verwendung des
Sprichworts: „Der Stift des Schriftstellers sollte den Leser zum Guten führen
und den Bösen bestrafen.“
Xi hatte die Kulturschaffenden in seiner Rede aufgefordert, Gut und Böse klar
darzustellen und damit der Öffentlichkeit als Werteorientierung zu dienen. Dies
sei sein Wunsch und seine Anforderung an die Kulturschaffenden Chinas.
Xi forderte die Künstler auf, an die langfristige Wirkung ihrer Werke zu denken:
Man sollte nicht pfuschen oder auf niedrigem inhaltlichen Niveau arbeiten. Man
sollte Materialismus, Egoismus und Hedonismus aktiv entgegentreten.
Kulturschaffende sollten sowohl moralische als auch künstlerische Kompe-
tenzen besitzen. Man solle aus dem vorhandenen Kulturschatz positive Energie
tanken und Werke schaffen, die Willen und Wunsch des Volkes widerspiegeln,
so Chinas Staatschef.
Außerdem forderte er Kulturorganisationen auf, sich gegen bürokratische
Reglementierung zu wehren und tiefgehende Reformen durchzuführen.
Xie kommentiert dazu: „Seit langer Zeit standen Institutionen wie der Schrift-
steller- und Kulturverband, das Kulturministerium und das Propagandami-
nisterium unter dem Einfluss Jiang Zemins. In diesem Bereich herrschte eine
extrem linke Ideologie. Xi hat mit seiner Rede ein Signal ausgesendet, dass er
im Kulturbereich ein Aufräumen starten und dort seinen Einfluss ausüben
will.“
Diese Analyse passt zum tatsächlichen Vorgehen von Xi Jinpings Korrup-
tionsjägern: Anfang November startete Wang Shishan, der Chef der Diszipli-
narkontrollabteilung, Untersuchungen von 27 KP-Organisationen. 14 der
untersuchten Institutionen, darunter auch der Schriftstellerverband, gehören
zum Kulturbereich. Anfang des Jahres 2016 fand bereits eine Untersuchung
innerhalb des mächtigen Propagandaministeriums statt.
Dritte Sensation: Xi sagt „Shen Yun“
Die dritte Sensation in Xis Rede war der Begriff „shen yun“ (für „göttliche
Schönheit“). Seine Wortwahl gab bewusst den Namen der New Yorker Tanz-
kompagnie „Shen Yun Performing Arts“
wieder, welche in ihren
Aufführungen weltweit für eine Renaissance der klassischen chinesischen
Kultur eintritt. Die Zeichenkombination „shen yun“ ist in China ein zensierter
Begriff, weil er Name der Gruppe ist.
In Hongkong, wo vor Jahren eine Aufführungsserie von Shen Yun geplant war
und aufgrund politischen Drucks wieder abgesagt wurde, äußerten mittlerweile
mehrere Politiker und Prominente den Wunsch, Shen Yun einladen zu wollen.
„Dass Xi das Wort in seiner großen Rede sagte, war ein direkter Angriff auf den
Flügel um Jiang Zemin“, meint Kommentator Xie.
Viertes Zeichen: Nichterwähnung von Jiang Zemin
In Xis Rede wurden die Kulturtheorien von Mao und Deng Xiaoping zitiert, aber
mit keinem Wort jene von Jiang Zemin erwähnt. Diese Nichterwähnung ist aus
chinesischer Sicht und vor dem Hintergrund der Gepflogenheiten des KP-Regi-
mes höchst bedeutsam.
„Das heißt, Xi will Jiang und seinen Einfluss ganz ausradieren“, so Xie, der
Kommentator der EPOCH TIMES. Durch seine Ernennung zum „Zentralen
Führer“ im Oktober hat Xi Jinping seinen Vorvorgänger an Rang und Bedeut-
samkeit bereits hinter sich gelassen. Dass er ihn in solch einer wichtigen Rede
nicht einmal mehr erwähnt, zeigt eine weitere Beseitigung von Jiangs Einfluss.
Fünftens: Xi kündigt „große Veränderung“ an
Xi erwähnte in seiner Rede, dass es „eine große Veränderung“ auf der Welt
geben werde. Damit dürfte er auch auf seine Pläne zur Umgestaltung Chinas
angespielt haben. Seine Rede wirkte in diesem Zusammenhang wie eine Regie-
rungserklärung zur „großen Veränderung“, kommentiert Xie – zumal die Rede
genau einen Monat nach Xis Ernennung zur „Führungsikone“ gehalten wurde.
Heutzutage befände sich die Welt in einer Phase der großen Veränderung und
Entwicklung, so Xi Jinping. China erlebe die umfangreichste und tiefgründigste
Veränderung seiner sozialen Geschichte. In historischen Momenten der Ent-
wicklung der menschlichen Gesellschaft hätten Kultur und Kunst immer eine
Führungsrolle gespielt.
In China fehle es nicht an Beispielen für großartige Epen, aber man brauche
großen Willen und ein großes Herz, um ein Epos zu schreiben, sagte der
Staatschef an die Künstler gerichtet.
Zur Erinnerung: Chinas traditionelle Kultur wurde in der sogenannten
„Kulturrevolution“
unter Mao systematisch zerstört.
Quelle und gesamter Artikel: http://www.epochtimes.de/china/sensations-rede-von-
staatschef-xi-markiert-chinas-abkehr-vom-kommunismus-a1999416.html