Ayaan Hirsi Ali (Ayaan Hirsi Magan Isse Guleid Ali Wai’ays Muhammad Ali
Umar Osman Mahamud; * 13. November 1969 in Mogadischu, Somalia) ist eine
niederländisch-amerikanische Politikerin, Politikwissenschaftlerin, Frauen-
rechtlerin und Islamkritikerin somalischer Herkunft.
Ayaan Hirsi Ali wurde 1969 in der somalischen Hauptstadt Mogadischu als
Angehörige des Clans der Majerteen-Darod geboren. Ayaan bedeutet „glücklicher
Mensch“ oder „Glück“ auf Somali. Ihr gläubiger und zugleich modern orientierter
Vater Hirsi Magan Isse (1935–2008) war Mitglied der politischen Partei Somali
Youth League und hatte in den 1960er Jahren in Italien und an der Columbia
University Linguistik und Anthropologie studiert. Hirsi Alis Mutter Asha hatte als
Jugendliche ihre nomadische Familie verlassen und in Aden als Haushaltshilfe
gearbeitet. Während ihres Aufenthalts auf der arabischen Halbinsel übernahm sie
einen orthodoxen Islam, der sich von der relativ liberalen Ausübung in der
traditionellen somalischen Nomadenkultur unterschied.
Bald nach Ayaans Geburt wurde der Vater 1972 inhaftiert. Während seiner Haft
wuchs sie im Widerstandsgeist ihrer Mutter und Großmutter auf, die sich gegen die
Repressionen von Armee und Polizei wehrten. Im Alter von fünf Jahren wurde sie
zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Haweya gegen den Willen ihrer Eltern auf
Veranlassung ihrer Großmutter heimlich der Klitorisbeschneidung unterzogen.
Während ihr älterer Bruder Mahad bevorzugt behandelt wurde und größere
Freiheiten genoss, wurden Ayaan und Haweya zur Unterordnung unter die Familie
und besonders unter die Männer erzogen. Ayaan und Haweya wurden darüber
hinaus regelmäßig von ihrer Mutter geschlagen und teilweise schwer mißhandelt.
In Kenia erhielten Ayaan und Haweya eine vom UNHCR bezahlte Ausbildung in
einer muslimischen Mädchenschule, während ihr Bruder eine konfessionell
neutrale, angesehene Schule besuchte. Daneben erhielten die Mädchen weiterhin
Koranunterricht.
An der englisch orientierten Muslim Girls’ Secondary School erhielt sie eine
orthodoxe islamische Erziehung. Eine im Iran ausgebildete Lehrerin namens
Schwester Aziza lehrte sie und andere Mitschülerinnen, freiwillig die Ideologie
eines radikalen Islams anzunehmen. Sie trug nun auch den Hidschab (Kopftuch
oder Ganzkörperschleier) und war eine Zeitlang Anhängerin der
Muslimbruderschaft.Daneben hatte sie auch „westliche“ Bücher wie „die
Geschichten von Enid Blyton und die Mädchenkrimis von Nancy Drew gelesen.
Die waren voll von Heldinnen, die taten, was sie wollten, sie reisten und erlebten
Abenteuer. Diese Bücher haben mir schon im Kindesalter gezeigt, dass es ein
anderes Leben gibt als das meiner Mutter.“
Nach Abschluss ihrer Schulbildung absolvierten Haweya und Ayaan eine
Ausbildung als Sekretärinnen. Ihre Mutter verbot es ihnen jedoch, anschließend
berufstätig zu werden, da Frauenarbeit außer Haus ihren Vorstellungen wider-
sprach. Da sie in Nairobi keine Perspektiven sah und die Trostlosigkeit des
dortigen Lebens ihrer Mutter zurücklassen wollte, kehrte Ayaan von März bis
November 1990 nach Mogadischu zurück, wo sie bei Verwandten lebte. Aus
Enttäuschung und wegen der Verschlechterung der Sicherheitslage in der Stadt –
Monate vor dem Sturz der Barre-Regierung, siehe Somalischer Bürgerkrieg –
verließ sie Somalia aber bald wieder.
Im April 1991 kehrte der Vater zu Ayaans Familie zurück. 1992 nahm er ohne
Rücksprache mit ihr einen Heiratsantrag für sie an; im Alter von 22 Jahren sollte
sie an einen Cousin aus Kanada verheiratet werden, den sie nicht kannte.
Auf ihrer Reise nach Kanada, die über Deutschland führte, blieb Hirsi Ali einige
Tage bei Verwandten in Düsseldorf, wo sie auf ihr Visum nach Kanada warten
sollte. Statt weiterzufliegen, reiste sie mit dem Zug in die Niederlande. Dort
beantragte sie Asyl und erhielt es aus humanitären Gründen.
1997 wurde sie niederländische Staatsbürgerin. Zunächst arbeitete sie als Putzfrau,
Postsortiererin, später sechs Jahre lang als Übersetzerin und Dolmetscherin für
niederländische Justiz-, Sozial- und Einwanderungsbehörden. Sie beherrscht
Somali, Arabisch, Amharisch, Swahili, Niederländisch und Englisch. Während
dieser Arbeit kam sie mit muslimischen Frauen in Kontakt, die von ihren Männern
geschlagen wurden oder verstoßen worden waren.
Nach einer einjährigen Ausbildung an der Akademie für Sozialstudien „De Horst“
in Driebergen studierte sie von 1995 bis 2000 Politikwissenschaft an der
Universität Leiden. Danach arbeitete sie für einige Jahre als wissenschaftliche
Mitarbeiterin bei der Wiardi-Beckman-Stiftung, dem wissenschaftlichen Büro der
Partij van de Arbeid (PvdA).
Kritik am Islam und Morddrohungen
Im Laufe ihres Aufenthalts in den Niederlanden entfernte sich Ayaan Hirsi Ali
vom Islam und wurde schließlich Atheistin. Ab 2002 kam sie mit ihrer oft als
polemisch aufgefassten Kritik am islamistischen Fundamentalismus häufiger in die
Medien. Sie wechselte von der sozialdemokratischen PvdA zur rechtsliberalen
VVD, über deren Liste sie 2003 als Kamerlid (Abgeordnete) in das niederlän-
dische Parlament gewählt wurde.
Sie war der Meinung, dass es innerhalb der PvdA zu wenig Raum und Unterstütz-
ung für Kritik an den negativen Folgen von bestimmten sozial-kulturellen Kennz-
eichen von Immigranten gab. 2002 erschien ihr Buch De zoontjesfabriek (Die
Söhnefabrik). 2003 äußerte sie heftige Kritik an den islamischen Schulen in den
Niederlanden und vertrat die Meinung, dass die Integrationspolitik der Niederlande
missglückt sei.
Seit September 2002 erhielt Hirsi Ali Morddrohungen aus islamistischen Kreisen.
Sie wurde unter permanenten Polizeischutz gestellt und wohnte seitdem an einem
unbekannten Ort.
Ermordung von Theo van Gogh
Am 2. November 2004 wurde der Filmregisseur Theo van Gogh in Amsterdam
von einem muslimischen Extremisten ermordet. An seiner Leiche befestigte der
Täter einen an Ayaan Hirsi Ali gerichteten Drohbrief. Hirsi Ali erklärte, auch
durch diesen spektakulären Mord nicht eingeschüchtert zu sein. Sie habe sich mit
van Gogh auch deswegen verbunden gefühlt, weil sie mit ihm das Drehbuch zum
Film Submission
erarbeitet hatte.
Hirsi Ali wurde von der niederländischen Regierung unter Schutz gestellt und
vorübergehend außer Landes gebracht. In ihrem Versteck schrieb sie:
„Ich trauere um Theo. Dass er mit seinem Sohn nicht nach Amerika ziehen konnte.
Dass er sterben musste, um die Aufmerksamkeit auf einige Leute zu lenken, denen
der Glaube mehr bedeutet als ein Menschenleben. (...) Theo war nicht so naiv zu
glauben, dass es nicht geschehen konnte, sondern dass es ihm nicht geschehen
konnte. (...) Ich bin wütend, weil ich weiß, dass der Täter nicht allein ist: Er ist
Mitglied eines Netzwerkes von Moslems, die intensiv mit ihrem Glauben
beschäftigt sind und herumlaufen mit dem Plan, unschuldige Menschen zu töten.
Islamistischer Terror, in den Niederlanden und außerhalb, kann gedeihen, weil er
eingebettet ist in einen großen Kreis gleichgesinnter Moslems.“
Hirsi Ali ist mit dem britischen Historiker Niall Ferguson verheiratet und lebt nun
in den USA. Am 25. April 2013 wurde sie amerikanische Staatsbürgerin.
Aber auch in Amerika wird sie wegen ihrer islamkritischen Haltung angefeindet.
So sollte Sie anlässlich des Boston-Marathons, der am 21.4.2014 (ein Jahr nach
dem Terroranschlag), ohne Zwischenfälle verlief, eine Rede an der Brandeis
University halten. Sie wollte dabei über die Verbindung zwischen Gewalt und
Islam sprechen, „die zu offensichtlich ist, um übersehen zu werden“. Es sei
niemandem geholfen, „wenn wir vor diesem Zusammenhang die Augen ver-
schließen, wenn wir Ausreden suchen, statt darüber nachzudenken“. Ayaan Hirsi
Ali wollte ihre Rede mit den Worten schließen: „Das Motto der Brandeis
University lautet: ‚Die Wahrheit, auch die unzugänglichste“. Das ist auch mein
Motto.“
Doch dazu kam es nicht: auf Druck einiger Dozenten und Studenten, die sich über
die „Islamophobie“ der Somalierin „empörten“, machten die Universitätsgremien
einen Rückzieher. Die Verleihung der Ehrendoktorwürde wurde einfach gestri-
chen. Die Universität legte ihr eigenes Motto etwas anders aus, und setzte Ayaan
Hirsi Ali vor die Tür. (gesamter Artikel: http://www.katholisches.info/2014/04/24/ ayaan-
hirsi-ali-ausgeladen-die-feigheit-des-westens-vor-dem-islam/