Islamistische Dschihadisten - was sind
  die Ursachen für die Radikalisierung? 
Stern und Mondsichel: Hilal
– ein Symbol des Islam
Die erste Sure al-Fatiha in einer
Handschrift vom Kalligraphen
Aziz Efendi (Wikipedia)
Flagge von al-Qaida
Parteilogo der
Muslimbrüder
Zuerst waren es Osama bin Laden und Al-Kaida, die dem freien, demo-
kratischen Westen den Krieg erklärten und mit dem Anschlag auf das World
Trade Center in New York am 11. September 2001 nicht nur die USA, sondern
die gesamte Welt zutiefst schockierten.
Jetzt, im Jahr 2014, gibt es noch eine Steigerung: die IS-Dschihadisten sorgen
mit ihren Gräueltaten, Enthauptungen, Massenmorden und -vertreibungen von
Christen und Jesiden für weltweites Entsetzen. Sie wollen ein neues Kalifat in
Syrien und Irak errichten, einen “Gottesstaat”, in dem Frauen absolut keine
Rechte haben und mittelalterliche, barbarische Gesetze herrschen.
Wo liegen die Ursachen für diese Radikalisierung? Liegt es hauptsächlich an
der islamischen Religion, am Koran -  oder ist sogar der kapitalistische,
“dekadente”  Westen schuld, wie das (nicht nur) Muslime immer wieder
behaupten ?
Für den in Deutschland lebenden Islamgelehrten Hamed Abdel-Samad liegen
die Ursachen eindeutig in der islamischen Welt, in der islamischen Gesellschaft
und letztendlich in der islamischen Religion und dem Koran.
Und er glaubt, dass die islamische Welt kurz vor ihrem Untergang steht: “Was
der Westen als Re-Islamisierung der islamischen Welt wahrnimmt, ist in Wirk-
lichkeit ein Vorhang, der das Verschwinden der Religion verdecken soll. Die
manchmal aggressive Zurschaustellung der islamischen Symbole ist nichts
anderes als ein Zeichen des Rückzugs der Religion.” Und weiter: “Indem die
Mehrheit der Menschen in den islamischen Staaten die Instrumente und
Produkte der Moderne verschlingt, sich dem dahinter stehenden Gedankengut
aber nach wie vor verschließt, existiert sie in einem Zustand der Schizophrenie,
der über kurz oder lang in Fanatismus oder kulturelle Verwahrlosung mündet –
oder gar beides zugleich. Dieser Zustand ist längst eine Realität in der
islamischen Welt und wird von vielen vereinfacht als ein Konflikt zwischen
Tradition und Moderne gedeutet. Doch er verweist meines Erachtens auf den
Zerfall einer Religion, die keine konstruktiven Antworten mehr bieten kann auf
die Fragen des modernen Lebens und auf den Zerfall einer Kultur, die die
eigene Besonderheit über den Wandel stellt, obwohl dieser Besonderheit keine
Substanz mehr entspricht.”,  siehe Details ...
Den Hauptgrund für die nun eskalierende Gewalt sieht Hamed Abdel-Samad
darin, “dass sich große Teile der islamischen Welt vom weltlichen Wissen
drastisch distanzieren und eine unversöhnliche Haltung zum Geist der Moderne
einnehmen. Ferner, dass der Fundamentalismus und das Ressentiment
gegenüber dem Westen geschwürartig wachsen und ihren furchtbaren Ausdruck
finden in Gewalt und Ausgrenzung,” das Ergebnis ist “Dschihad” und ein
“Kampf der Kulturen”, siehe ...
Doch warum gibt und gab es bis jetzt keine Revolution, keine Reform und
Erneuerung, keine “Aufklärung” in der islamischen Welt? Was ja letzten-
dlich der Grund ist, warum in islamistischen Staaten immer noch Zustände wie
im finsteren Mittelalter herrschen. Abdel-Samad schreibt dazu: “Alle Fragen
der Reform beginnen beim Koran und zerbrechen am Ende an diesem errati-
schen Block der islamischen Kultur. Reformer und Konservative sind nach wie
vor vom heiligen Text besessen. Während die einen in ihm die Grundlage für
einen Gottesstaat sehen, suchen die Reformer nach positiven Passagen in ihm,
die für das moderne Leben taugen. Man schraubt am Vers herum, bis er irgend-
wie zu den Umständen der heutigen Gesellschaft passt. Kein Mensch traut sich
zu fragen, wozu wir den Koran heute brauchen. Keiner wagt den postkorani-
schen Diskurs. Denn immer wenn die Reformdebatte ernst zu werden droht,
werden die alten Ressentiments gegen den Westen durch politische Manipula-
tionen aufgewühlt, um die Reformkräfte als fünfte Kolonne des Abendlandes zu
diffamieren und sie dadurch leicht zu deskreditieren oder zu entsorgen. Angst
vor Sanktionen, die im schlimmsten Fall mit dem eigenen Tod enden können,
halten viele davon ab, in ihren Forderungen weit zu gehen.” (S.21ff.)
Gemäß Hamed Abdel-Samad, der Sohn eines ägyptischen Imam ist und bereits
als Kind den Koran auswendig lernen musste, ist also hauptsächlich die islami-
sche Religion für die Probleme in der islamischen Welt und deren kulturellen
Stagnation und mangelnden geistigen Öffnung gegenüber anderen Kulturen
Schuld. Warum? Gemäß Abdel-Samad ist der Koran einerseits voller Wider-
sprüche und verlangt außerdem von den Gläubigen absoluten Gehorsam. So
wird Allah im Koran zwar einerseits als gütiger und barmherziger Gott
dargestellt, andererseits ist er aber auch ein machtbesessener, eifersüchtiger
Gott, der keine Götter neben sich duldet und für seine Macht über Leichen geht.
Und Allah darf auf keinen Fall in Frage gestellt werden -  etwas, was in anderen
Religionen sehr wohl möglich ist, siehe ...
Und Hamed Abdel-Samad weist noch auf folgenden Zusammenhang hin: „
Wenn man sich die Herrscher in der islamischen Welt heute anschaut, entdeckt
man erstaunliche Parallelen. Alle beziehen sich auf den Allmächtigen und
lassen ihre Macht durch ihn segnen. Alle erwarten wie er absolute Loyalität und
vernichten jeden, der ihre Macht in Frage stellt.“
Die Umdeutung der religiösen Texte zugunsten der Machthaber hat übrigens
eine lange Tradition in der islamischen Welt ...   
Das ist ebenfalls ein Grund, warum es in der islamischen Welt bis jetzt keine
Revolutionen und Massenerhebungen gegeben hat. Ausgenommen davon ist der
Iran, was damit zusammen hängt, dass dieser vorwiegend schiitisch ist, siehe ...
Doch was sind nun die Hauptgründe für die zunehmende Radikalisierung 
junger Muslime im Westen - und wie kann man dem entgegenwirken?
Der Gedanke des “Dschihad” als Kampf gegen die “Ungläubigen” - und zwar
im speziellen den demokratischen, christlichen Westen - wurde ursprünglich
vor allem von zwei islamistischen Bewegungen verbreitet, den Wahhabiten aus
Saudi-Arabien und der Muslimbruderschaft aus Ägypten, siehe ...
Doch warum finden diese fundamentalistischen Ideologien so großen
Zuspruch? Ich denke, der Hauptgrund liegt sicherlich einerseits in der
Persönlichkeitsstruktur des Einzelnen (z.B. Neigung zu Gewalt), aber auch in
sozialen und höchstwahrscheinlich auch psychischen Problemen (seelische
Traumata?).
Außerdem darf man nicht vergessen, dass Muslime von Kindheit an und auch in
der Schule mit fundamentalistischen Ideologien “gespeist” werden. Darüber
hinaus werden Kinder in den islamischen Staaten nicht zu selbständigen
Denken erzogen. So wird in Koranschulen auch heute noch der Koran strikt
auswendig gelernt. Fragen, Zweifel oder Kritik sind unerwünscht (das gilt
übrigens auch für Islamschulen in Europa und den USA ...!!).  Und die Schul-
bücher enthalten teilweise sehr einseitige, anti-westliche “Propaganda”, siehe ...
So gesehen ist es eigentlich kein Wunder, dass Muslime gegenüber dem Westen
und der westlichen Kultur und Lebensart negativ eingestellt sind und oftmals in
einem ideologischen und moralischem Dilemma stecken. Denn einerseits
wünschen sie sich ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit und Wohlstand,
andererseits widerspricht die westliche Kultur allen Werten und Ideologien, die
ihnen von Kind auf eingebläut wurden.  Nicht wenige suchen dann den Ausweg
bei fundamentalistischen Ideologien und Gruppen, siehe ...
Trotzdem liegen die Hauptgründe für die Radikalisierung und dem
“Dschihad” auch und vor allem im Glauben und in der islamischen Religion. 
Es ist jedoch nicht der Islam an sich, die aus “normale” Menschen religiöse
Fanatiker macht - sondern es ist die fundamentalistische (buchstabentreue)
Auslegung des Koran, wie dies ursprünglich von den Wahhabiten und Muslim-
brüdern - und nun in noch radikalerer Form von Al-Kaida und den IS-Dschi-
hadisten - gelehrt und verwirklicht wird.
Abdel-Samad schreibt dazu: “Jeder Mensch in der modernen Welt, der sein
heiliges Buch als die wortwörtliche Sprache Gottes bezeichnet, die bindende
Handelsanweisungen für den Alltag beinhaltet, gilt als Fundamentalist. Nur bei
Muslimen heißt das „gläubig“. Wären die Muslime heute eine kleine Minder-
heit in der Welt, würde man mit ihnen eher wie mit einer Sekte umgehen. Denn
in vielen Punkten, wie zum Beispiel der Vorstellung vom Weltuntergang, unter-
scheiden sie sich kaum von den Zeugen Jehovas.” So ermögliche es erst die
Religion “dem Attentäter, in eine metaphysische Welt einzutreten, die einer
kalkulierten politischen Tat eine sakrale Dimension verleiht. Die Bezeichnung
der Ungläubigen im Koran als Vieh, das nur essen und genießen kann, entmen-
schlicht diese und lässt kein Mitleid mit ihnen zu. Die Vorstellung, Teil eines
göttlichen Plans zu sein, trennt die Attentäter von der realen Welt und erleich-
tert es ihnen, alle Brücken hinter sich einzureißen.”
Und oftmals sind es nicht ungebildete oder “primitive” Menschen, die sich dem
fundamentalistischen Islam und dem “Dschihad” verschreiben, sondern im
Gegenteil solche, die oft tiefgründiger über das Leben nachdenken als andere.
Ja, man könnte viele von ihnen vielleicht sogar als “Idealisten” oder “spirituell
Suchende” bezeichnen. Nur hängen sie leider einer Irrlehre, einem Irr-Glauben
an - wie alle, die einer religiösen Sekte zum Opfer fallen.
Gutes Beispiel dafür ist die Politikerin und Frauenrechtlerin Ayaan Hirsi Ali.
Sie wurde 1969 in Somalia geboren. 1992 flüchtete sie nach Europa, weil ihr
Vater sie zwangsverheiraten wollte. In Holland studierte sie Politikwissenschaft
und wurde schließlich sogar niederländische Politikerin. In dieser Funktion
machte sie vor allem auch durch ihre islamkritische Haltung Schlagzeilen,
siehe...
In ihrer Jugend war Ayaan Hirsi Ali jedoch ebenfalls eine Anhängerin der
Muslimbruderschaft. In ihrer Autobiographie “Mein Leben, meine Freiheit”
gibt sie Einblicke in die Ideologie, den Glauben und die Ziele dieser islamis-
tischen Bewegung, der auch sie eine Zeit lang zum Opfer gefallen war, siehe ...
Ayaan Hirsi Ali beschreibt auch, auf welche Weise es dieser islamistischen
Sekte (die heute Millionen Anhänger hat und weltweit ein internationales
Netzwerk besitzt) gelang, die Menschen für sich zu gewinnen -  nämlich
einerseits durch soziales Engagement, andererseits durch Predigten, die Angst
und Schrecken verbreiteten. Dieselbe Vorgangsweise setzen übrigens auch 
“Nachfolgeorganisationen” der Muslimbruderschaft wie Al-Kaida oder nun die
noch radikaleren IS-Dschihadisten ein ...
Ursprungsland der Muslimbruderschaft ist übrigens Saudi-Arabien ...
Doch warum konnte sich diese islamistische Bewegung und Nachfolge-
organisationen wie Al-Kaida und ISIL überhaupt so stark verbreiten?
In erster Linie liegen die Gründe, wie ausführlich dargelegt, in den islamischen
Staaten selbst sowie auch an der islamischen Religion - besser gesagt, deren
fundamentalistischen Auslegung.
Einen Teil der Verantwortung sieht Hirsi Ali aber auch beim Westen wegen
einer allzu “islamfreundlichen” Politik sowie mangelhafter Integration mus-
limischer Einwanderer.  Hirsi Ali nimmt als Beispiel die Niederlanden, doch
trifft dies auch zum Großteil auf fast alle westlichen Länder zu: “Die Holländer
versuchten, tolerant zu sein, weil ihnen Harmonie und Konsens so wichtig
waren, aber dieser Konsens war hohl. Die Kultur der Einwanderer wurde auf
Kosten ihrer Frauen und Kinder bewahrt, und gleichzeitig wurde so die Integra-
tion der Einwanderer in Holland verhindert. Viele lernten nie Holländisch und
lehnten holländische Werte wie Toleranz und die Freiheit des einzelnen ab. Sie
heirateten Verwandte aus ihren Heimatdörfern und lebten in Holland in einer
winzigen Seifenblase, ihrer Version von Marokko oder Mogadischu.”, siehe ... 
Welche Lösungs-Möglichkeiten gibt es hinsichtlich dieser Problematik?
Welche Maßnahmen können und sollten ergriffen werden, um die Inte-
gration moslemischer Imigraten zu fördern? Einige Gedanken dazu:
Zuerst sollte man sicher keine “Ausländerfeindlichkeit” und “Islamophobie” 
schüren. Nicht alle Muslime sind Anhänger des fundamentalistischen Islam, es
gibt auch liberal denkende Muslime und solche, die sich - auch in ihrer Denk-
weise - an die “Moderne” anpassen.  
Doch es sollten von seiten der Politik sicherlich mehr Anstrengungen unter-
nommen werden, um die Integration und Anpassung der Muslime an die
westliche Kultur zu erleichtern und zu fördern. So wären verpflichtende
Deutschkurse, vielleicht verbunden mit Kurse in Demokratie und einer Ein-
führung in die Grundlagen des modernen Rechtsstaates,  sicherlich nicht zu viel
verlangt. Auch spezielle psychologische Betreuung in Schulen für islamische
Kinder und Jugendliche, die Probleme im Elternhaus haben oder Gefahr laufen,
“radikalisiert” zu werden, wäre wahrscheinlich hilfreich. Vor allem Mädchen
und Frauen sollten viel mehr Schutz und Hilfe bekommen, wenn sie unter
Unterdrückung seitens der Familie oder des Ehemannes leiden ... !! Sie sollten
über ihre Rechte aufgeklärt weden und im Ernstfall auch Rechtsschutz
bekommen ... !!
Gänzlich verboten werden sollten meines Erachtens Koranschulen, da es
offensichtlich ist, dass die Kinder dort nicht nach demokratischen Grundsätzen
und Werten erzogen und unterrichtet werden!! Das neue österreichische Islam-
gesetz von Außenminister Sebastian Kurz geht hier sicherlich in die richtige
Richtung. Ich hoffe, dass dieses auch tatsächlich beschlossen wird, ungeachtet
aller Kritik von gewissen muslimischen Interessensgruppen - die natürlich, wie
zu Erwarten war, postwendend folgte .... !!
Überhaupt sollte Muslimen besser vermittelt werden, dass sie in einem demo-
kratischen und christlichen Land leben -  und sich entsprechend anzupassen
haben. Niemand ist gezwungen, hier zu leben, dem das nicht gefällt!! Leider
wird dies bis jetzt in Österreich und auch in den meisten anderen europäischen
Ländern nur von rechtsextremen Parteien thematisiert. Sicherlich ein Grund,
warum diese immer mehr Zulauf erhalten !!
Denn dass islamistische Fundamentalisten eine reale Gefahr für die westliche,
demokratische Welt darstellen, wird nun durch die IS-Dschihadisten, denen
sich auch immer mehr Fanatiker aus dem Westen anschließen, offensichtlich.
Doch - obwohl nun die westlichen Regierungen langsam “aufwachen” und
strengere Maßnahmen ergreifen -  können immer noch Hassprediger in Europa
und den USA in Moscheen zum “Dschihad” gegen den “ungläubigen” Westen
aufrufen und sogar öffentlich den Koran verteilen (zumindest in Österreich).
Und warum dürfen eigentlich immer noch österreichische “Dschihadisten” - die
sich in Syrien oder Irak am Kampf beteiligt haben - zurückkehren??! Gibt es
keine Möglichkeit, ihnen die Einreise zu veweigern?
Allerdings sollten wir bei all diesen Maßnahmen nicht unsere demokratischen
und christlichen Werte vergessen. Nur Toleranz und Verständnis für muslimi-
sche Kinder und Jugendliche, für muslimische Männer und Frauen -  die letzt-
endlich selbst Opfer einer unmenschlichen Ideologie und Gesellschaft sind -
kann helfen, eine konstruktive und humane Lösung zu finden. Und bei aller
Vorsicht sollten wir die Gefahr durch Islamisten auch nicht überbewerten!!
Ich glaube auch, dass die islamische Welt -  besser gesagt der fundamentalis-
tische Islam - letztendlich dem Untergang geweiht ist und es auch diesen
Ländern früher oder später gelingen wird, ihre Vision einer freien, demokra-
tischen Gesellschaft, zu verwirklichen. Als Vorbild dafür könnten hierbei viel-
leicht Ägypten und Tunesien dienen, Länder des “arabischen Frühlings”, in
denen die Muslimbrüder nun erfolgreich zurückgedrängt werden konnten. 
Quellenangabe:
Hamed Abdel-Samad, “Der Untergang de islamischen Welt”, Droemer Verlag, 2010
Ayaan Hirsi Ali, “Mein Leben, meine Freiheit”, Piper Verlag, Taschenbuchausgabe 2007
 
Anschlag am 11.9.2001
auf das World Trade Center
in New York
Osama bin Laden